Wem gehört die Stadt?

Autos nehmen viel Platz im öffentlichen Raum ein - teils auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer. (Foto: lsc)
Autos nehmen viel Platz im öffentlichen Raum ein - teils auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer. (Foto: lsc)
Autos nehmen viel Platz im öffentlichen Raum ein - teils auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer. (Foto: lsc)
Autos nehmen viel Platz im öffentlichen Raum ein - teils auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer. (Foto: lsc)
Autos nehmen viel Platz im öffentlichen Raum ein - teils auf Kosten anderer Verkehrsteilnehmer. (Foto: lsc)

Straßen sind für Autos da, Gehwege für Fußgänger - so einfach wie vertraut sich dieser Satz anhört, nicht alle stimmen dieser trivialen Aussage zu. Immer wieder flammen teils hitzige Diskussionen zu diesem Thema auf - egal ob beispielsweise in den Medien, in der Politik oder im privaten Bereich. Auch im Sendlinger Bezirksausschuss (BA 6) führt das Thema Verkehr und die Stadt der Zukunft regelmäßig zu einem Dissens unter den Fraktionen.

Da geht es dann beispielsweise um Parkplätze, die Fahrradstellplätzen weichen müssen und um die grundsätzliche Frage, wem die Nutzung des öffentlichen Raumes in welchem Maße eigentlich zusteht - Menschen, die zu Fuß unterwegs sind, Radfahrenden oder Autos?

Kultursommer statt Sommerstraßen

In den vergangenen Jahren sorgten auch die Sommerstraßen für reichlich Diskussion unter den Fraktionen. SPD und Grüne haben sich auch in diesem Jahr für Sommerstraßen ausgesprochen. Die CSU beispielsweise, äußerte sich in den vergangenen Jahren kritisch zu den Sommerstraßen. Parkplätze würden ohnehin überall im Viertel fehlen - Sommerstraßen würden die Situation noch verschärfen. Auch die Dauer der Sommerstraßen wurde von der CSU moniert. So könne eine Sommerstraße anstatt drei Monaten auch nur für vier bis sechs Wochen stattfinden. Grundsätzlich aber begrüße die CSU-Fraktion, „dass im Sommer eine Vielzahl von u. a. kulturellen Aktivitäten in einem ausgewählten öffentlichen Bereich stattfinden”. Die CSU als Fraktion möchte lieber einen „Kultursommer” statt Sommerstraßen, mit einem angepassten Konzept - ihr Vorschlag für dieses Jahr: Ein Kultursommer auf dem Herzog-Ernst-Platz.

„Komprimieren auf kürzeren Zeitraum”

Der Fraktionssprecher Andreas Lorenz (CSU) ist überzeugt: „Ich glaube, es würde dem Konzept guttun, wenn man es komprimiert.” Dabei solle aber nicht weniger veranstaltet werden, trotz der zeitlichen Kürzung. Konkret schlägt die Fraktion der CSU drei Änderungen vor: den Zeitraum von teils drei Monaten auf die Sommerferien zu beschränken, dabei die Anzahl der Angebote unverändert lassen. Zudem sollte der „Kultursommer” abwechselnd in verschiedenen Teilen Sendlings stattfinden. Außerdem sollte die Federführung des Projekts im Kultur- und nicht im Mobilitätsreferat angesiedelt werden.

„Öffentlichen Raum anders nutzen”

Die Mitglieder im Sendlinger Bezirksausschuss reagierten unterschiedlich. Die 1. stellvertretende BA-Vorsitzende Dagmar Irlinger (Grüne) empfand den Vorschlag der CSU, die Sommerstraße in verschiedenen Teilen Sendlings stattfinden zu lassen, als positiv. Lehnte aber, wie auch alle anderen Mitglieder aus ihrer Fraktion und aus der SPD, eine verkürzte Dauer der Sommerstraßen ab. Susanne Gerlach (Grüne) versuchte Lorenz verständlich zu machen, dass es bei dem Konzept der Sommerstraßen nicht nur um kulturelle Veranstaltungen gehe. „Ziel der Sommerstraßen ist es, öffentlichen Raum anders zu nutzen, zu zeigen, dass er auch anders bespielt werden kann.” Sie gab an, dass sich bei einer Umfrage über 70 Prozent für den Erhalt der verkehrsberuhigten Zone in der Schöttlstraße auch über die Sommerstraße hinaus ausgesprochen haben. Patrick Oehler (FDP) gab zu bedenken, dass bei der Umfrage zu wenige Personen befragt worden seien, um repräsentative Aussagen treffen zu können. Lorenz schloss sich ihm an: „Wenn man Umfragen an einem Tag macht, bei den Leuten, die eine Sommerstraße besuchen, dann ist das nicht statistisch solide.”

„Gestaltende Funktion einnehmen”

Louisa Pehle (Fraktionssprecherin SPD) mahnte darauf hin an, dass der Sendlinger Bezirksausschuss als ganzes nie Entscheidungen nur „nach repräsentativen Umfragen” treffen würden, „sondern auch nach Bauchgefühl”. „Wir als Gremium sollten auch eine gestaltende Funktion einnehmen.”

Mögliche „Kandidaten” in diesem Jahr

Nach der Diskussion über das Für und Wider der Sommerstraßen und der Abstimmung unter den Mitgliedern der verschiedenen Fraktionen, bei der sich eine Mehrheit für weitere Sommerstraßen auch in diesem Jahr aussprach, stehen nun folgende Kandidaten zur Auswahl, die an die Stadt München übermittelt werden: Gotzinger Platz, Schmied-Kochel-Straße und erneut die Schöttlstraße. Ob es in Sendling in diesem Jahr eine Sommerstraße geben und ob eine der vorgeschlagenen Straßen ausgewählt wird, steht aber noch nicht fest.

Sommerstraßen

Sommerstraßen sollen den Münchnerinnen und Münchnern mehr Platz zum Spazieren, Sitzen und zum Spielen bieten. Eine Sommerstraße kann eine Spielstraße oder eine verkehrsberuhigte Zone sein. Auch Parklets, die auf Parkplätzen errichtet werden, sind seit 2021 in Sommerstraßen zu finden. Die Stadt München bewertet die Sommerstraßen als Erfolg. Heuer finden die Umwidmungen auf Zeit das vierte Jahr in Folge in der Landeshauptstadt statt.

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