Inmitten des Paketpost-Areals soll ein Zentrum für Kunst, Kultur sowie Spiel und Sport entstehen. Aus der Paketposthalle soll „ein Stadtforum für München“ werden, wenn es nach Stadtbaurätin Elisabeth Merk geht. Wie genau die Erdgeschossfläche der denkmalgeschützten Halle einmal genutzt wird, sollen Bürger mitentscheiden. Unter dem Motto „alle für die Halle“ hat der Bürgerbeteiligungsprozess jetzt begonnen. Vier Wochen lang können Ideen eingereicht werden. Bis die Halle bespielt wird und Bürgerideen darin verwirklicht werden, wird es aber noch etliche Jahre dauern.
„Ein überdachter Freiraum“ soll die heutige Paketposthalle an der Friedenheimer Brücke werden, visioniert Stadtbaurätin Elisabeth Merk und hofft auf eine überregionale Wirkung des Projekts. Das Stadtforum solle Raum für Kunst, Kultur, Begegnung und Austausch bieten, ebenso „konsumfreie Räume“, von Anfang an geplant in Partizipation mit der Bürgerschaft. Im Rahmen einer Pressekonferenz fiel dafür nun der Startschuss. Die 20.000 Quadratmeter große Halle, in der heute noch Briefe sortiert werden, ist Teil des Postareals, das die Büschl-Unternehmensgruppe 2018 von der Post gekauft hatte. Während das Areal neu bebaut wird, soll die denkmalgeschützte Halle erhalten bleiben und zum neuen Treff-Ort werden. Bis Ende März können Bürger nun ihre Nutzungsideen online oder postalisch für die zwei Fußballfelder umfassende Hallenfläche einbringen. Danach gehen die Vorschläge in eine zweiwöchige „Voting-Phase“, wie Julian Petrin vom Stadtentwicklungsbüro Urbanista erklärt, das sich um die Bürgerbeteiligung und Konzeptentwicklung für die „Halle für alle“ kümmert. Zu gleichen Teilen werden eine Jury und die Bürgerschaft über die eingereichten Ideen abstimmen und prüfen, aus welchen umsetzbare Konzepte gemacht werden können.
Für den Prozess der Konzeptentwicklung ist auch der Münchner Gastronom Michi Kern im Boot. Er betreibt mit dem „Sugar Mountain“ in Obersendling ein vergleichbares Konzept. Lissie Kieser sorgt dort wie hier für Input aus der Kunstszene. Dass Kunst und Kultur identitätsstiftend wirken und neue Quartiere zu Anziehungspunkten machen können, soll auch bei m Paketpostareal wirken, dessen Herzstück die Halle ist. Für deren Nutzung wolle man zunächst aber keine Vorgaben machen, betonen alle Beteiligten. Alle Ideen seien erstmal willkommen. Ein paar Eckpunkte sind jedoch baulich gesetzt: An das markante Gewölbe der Halle wird man nichts hängen können, das ließe die Konstruktion nicht zu, wie Julian Petrin erklärt. Im Untergeschoss ist bereits ein Konzertsaal vorgesehen, der 3.000 Besuchern Platz bieten wird. Geplant ist auch ein Bühnenturm, der im Erdgeschoss emporragt. Ein dreistelliger Millionenbetrag werde nötig, um die Halle instand zu setzen, erklärt Ralf Büschl als Beiratsvorsitzender der Büschl-Unternehmensgruppe.
Die Unternehmensgruppe will am Paketpostareal ein neues Wohnquartier mit 1.100 Wohnungen und 3.000 Arbeitsplätzen schaffen. U.a. sollen hier zwei 155 Meter hohe Türme emporragen, was in der Bürgerschaft kontrovers diskutiert wird. Das Bürgerbegehren „Hochhausstop“ mit Unterschriftensammlung läuft und könnte noch Einfluss auf das Bauvorhaben nehmen. Auch steht der Stadtratsbeschluss zum Bauprojekt noch aus und wird voraussichtlich 2024/ 25 gefällt. Erst wenn dann das Baurecht erteilt wird, können die Baumaßnahmen für Halle und Quartier beginnen. „Noch in diesem Jahrzehnt“ könnte die Halle eventuell in Betrieb gehen, meint Ralf Büschl. Wer also heute eine Idee für Halle einbringt, braucht langen Atem, bis zu deren Verwirklichung.