Sie haben es noch versucht: Vor der Wahl haben Münchner Grünen-Direktkandidaten ihre Wähler dazu aufgerufen, ihre Erststimme dem SPD-Kandidaten zu geben (der Werbe-Spiegel berichtete). Hätten die Grünen-Wähler den Aufruf beherzigt, dann hätte es auch überall geklappt, dem CSU-Bewerber den Wahlkreis abzujagen. Aber unterm Strich sieht es nun so aus, dass in allen vier Münchner Wahlkreisen der CSU-Kandidat das Direktmandat geholt hat - jeweils mit weit unter 40 Prozent der Stimmen, was für die machtverwöhnte „50-Prozent-plus-X”-Partei ein Debakel ist. Drei der vier Münchner Wahlkreissieger sind über 60 Jahre alt, was für Horst Seehofer ein Grund gewesen wäre, sie aus dem Kabinett auszusortieren - der Wähler hat sie für vier Jahre nach Berlin geschickt.
Im Wahlkreis München-West/Mitte hat Hans-Peter Uhl mit 36,7 Prozent gewonnen, SPD-Mann Roland Fischer folgt mit 27,5 Prozent, den Grünen-Kandidaten Hermann Brem haben 14,6 Prozent gewählt - wären diese Stimmen wunschgemäß an Fischer gegangen, dann hätte dieser den Einzug in den Bundestag locker geschafft. FDP-Kandidat Daniel Volk bekam 11,9 Prozent der Erststimmen und zieht wegen des guten FDP-Gesamtergebnisses über die Liste ins Parlament ein. Mit seinen 39 Jahren senkt er den Altersdurchschnitt der Münchner Abgeordneten. Die Wahlbeteiligung ist mit 74,7 Prozent in München-West/Mitte noch die höchste von den Münchner Wahlkreisen. Dennoch: Mehr als jeder Vierte hat nicht von seinem Wahlrecht Gebrauch gemacht.
Im Wahlkreis München-Nord ist nach zwölf Jahren eine Sondersituation zu Ende gegangen: Axel Berg war bei den vorigen drei Bundestagswahlen der einzige SPD-Politiker in Bayern, der seinen Wahlkreis direkt gewonnen hatte. Diesmal unterlag er knapp seinem CSU-Konkurrenten Johannes Singhammer mit nur einem Prozentpunkt Unterschied - Singhammer bekam 36,5 Prozent, Berg 35,5 Prozent, also nur 1500 Stimmen weniger. Grünen-Kandidatin Judith Greif bekam 9,8 Prozent. Sie hatte vor der Wahl noch erklärt: „Im Münchner Norden geht es um den Erhalt des einzigen bayerischen nicht-schwarzen Direktmandates. Axel Berg genießt deshalb ja schon so etwas wie Artenschutz. Natürlich kann ich keinem Wähler und keiner Wählerin vorschreiben, wen sie oder er zu wählen hat. Doch auch ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass der Münchner Norden weiterhin von dem uns inhaltlich sehr nahe stehenden Axel Berg vertreten wird. Auf keinen Fall will ich es zu verantworten haben, dass dieser Wahlkreis auch der CSU zufällt.”
Das beste Münchner Ergebnis holte Peter Gauweiler im Wahlkreis München-Süd mit 38,2 Prozent. SPD-Mann Christian Vorländer errang 28,4 Prozent, Grünen-Abgeordneter Jerzy Montag 13,3 Prozent. In München-Ost kam Herbert Frankenhauser (CSU) auf 36,3, Prozent, SPD-Stadträtin Claudia Tausend auf 26,7 Prozent, der FDP-Abgeordnete Rainer Stinner auf 14,1 Prozent, Grünen-Kandidatin Ulrike Goldstein auf 12,9 Prozent. Nicole Gohlke von der Linkspartei bekam 5,5 Prozent der Erststimmen und zieht über die Liste in den Bundestag ein.