Veröffentlicht am 29.10.2009 10:34

Zu wenig Hallenzeiten


Von red
Pia Kraske, Jugendleiterin des ESV München, Bereich Hockey, wünscht sich mehr Hallenzeiten für ihre sportlichen Schützlinge. (Foto: Kirsten Ossoinig)
Pia Kraske, Jugendleiterin des ESV München, Bereich Hockey, wünscht sich mehr Hallenzeiten für ihre sportlichen Schützlinge. (Foto: Kirsten Ossoinig)
Pia Kraske, Jugendleiterin des ESV München, Bereich Hockey, wünscht sich mehr Hallenzeiten für ihre sportlichen Schützlinge. (Foto: Kirsten Ossoinig)
Pia Kraske, Jugendleiterin des ESV München, Bereich Hockey, wünscht sich mehr Hallenzeiten für ihre sportlichen Schützlinge. (Foto: Kirsten Ossoinig)
Pia Kraske, Jugendleiterin des ESV München, Bereich Hockey, wünscht sich mehr Hallenzeiten für ihre sportlichen Schützlinge. (Foto: Kirsten Ossoinig)

Pia Kraske, Jugendleiterin Hockey beim ESV München, verzweifelt jedes Jahr im Herbst. Denn dann muss sie zirka 260 Nachwuchs-Hockeyspieler auf begrenzte Hallenzeiten verteilen. Und die Schwierigkeit dabei sei gar nicht, die große Anzahl der Jugendlichen unterzubringen. „Der Plan ist schnell gemacht.” Problematisch sei viel mehr, dass die Stadt München die zur Verfügung stehenden städtischen Hallenzeiten erst sehr spät bekannt gibt. Außerdem sei freier Raum in diesen Hallen spärlich gesät.

Der ESV hat eine eigene Dreifachturnhalle. Im Winter ist dort der Andrang groß. Denn in einem Verein mit knapp 20 verschiedenen Sportarten und rund 4.500 Mitgliedern gibt es viele, die in der kalten Jahreszeit drinnen trainieren wollen. Für Kraskes Hockeynachwuchs bleiben somit fünf Wochenstunden, die in der eigenen Halle gespielt werden können. Das bedeutet, dass die Spieler andere Hallen anfahren müssen. In der Vergangenheit waren das vier verschiedene städtische Schulturnhallen und nur eine davon ist eine Dreifachturnhalle, die von der Größe her am besten zum Hockey spielen geeignet ist. Eltern reagieren laut der Jugendleiterin verärgert, ihre Kinder zu verschiedenen Sportstätten bringen müssen. „Wir sind Mitglied im Verein, unsere Kinder spielen aber nicht in der eigenen Halle und wir müssen sie sonst wohin fahren”, sei die ungehaltene Argumentation vieler Erziehungsberechtigter, sagt Kraske. Es gelingt der Jugendleiterin kaum, beim Erstellen des Trainingsplans die Interessen aller Beteiligten unter einen Hut zu bringen. Von Ende Oktober, wenn die Hallenzeiten bekannt gegeben werden, bis Mitte November, wenn bereits die Hallensaison beginnt, muss Kraskes Plan stehen.

Nicht vor 18 Uhr

Dramatisch sieht die Situation in Sachen Hallenbelegungszeiten auch beim Sportverein Neuperlach München aus. Vorsitzender Norbert Kreitl hat sich Anfang Oktober per Fax mit der Bitte um Hilfe an Oberbürgermeister Christian Ude und mit einem weiteren Schreiben an den Stadtrat gewandt. Denn an den Schulen, an denen eine Ganztagsbetreuung eingerichtet wurde, seien die Sportstunden auf die neunte und zehnte Unterrichtsstunde gelegt worden, schreibt Kreitl. Damit sei eine Belegung der Vereine vor 18.15 Uhr nicht mehr möglich. Seitens des Vereins sei eine Verschiebung der vor 18 Uhr stattfindenden Übungsstunden nicht möglich. Und bei den betroffenen Sportgruppen handelt es sich laut Kreitl ausschließlich um Kinder im Grund- oder Hauptschulalter, „für die wir die Übungsstunden bewusst so früh anbieten, damit die Kinder auch im Winter noch vor Einbruch der Dunkelheit nach Hause kommen”.

Erschwerend kommt laut dem Vorsitzenden des SV Neuperlach hinzu, dass die Vereine vorher nicht rechtzeitig von der Neuerung in Kenntnis gesetzt worden seien. „Bei etwas gutem Willen und der Fähigkeit zur Kooperation durch das Schulreferat und die Schulleitungen hätte man dies im Vorfeld miteinander abklären können.” Auf Anfrage des SamstagsBlatts sagte Eva-Maria Volland, Öffentlichkeitsbeauftragte des Münchner Schul- und Kultusreferats, dass in den Sporthallen der Schulsport grundsätzlich vorgehe. Sie räumte ein, dass es tatsächlich immer schwieriger sei, Hallenzeiten zu bekommen. „Das ist leider ein notwendiges Übel durch die Ausweitung der Ganztagsschule.” Laut Volland erstellen zunächst die Schulen den Stundenplan mit deren Sportstunden. Die verbleibenden Hallenzeiten würden dem Schulreferat mitgeteilt, das die Zeiten an die Vereine weitergebe. Nach Ansicht der Öffentlichkeitsbeauftragten sollten sich Schulen und Sportvereine bei der Absprache der Zeiten „besser verständigen”. Hockey-Jugendleiterin Pia Kraske quittiert diese Äußerung Vollands mit einem Kopfschütteln. Denn laut dem Vertrag zwischen Stadt und Sportvereinen vergibt einzig die Stadt die Belegungszeiten an die organisierten Sportler.

Aus Platzmangel vertröstet

Beim Turn- und Sportverein München-Ost an der Sieboldstraße in Au-Haidhausen müssen in einigen Sportbereichen Interessierte, die dem Verein beitreten wollen, sogar vertröstet werden – aus Platzmangel. „Wir haben Übungsleiter, aber keine räumlichen Kapazitäten”, sagt Geschäftsstellenleiterin Edith Pschiers. Wie beim SV Neuperlach stehen in den städtischen Hallen durch die Ganztagsschule noch weniger Trainingszeiten für den Verein mit rund 3.400 Mitgliedern zur Verfügung. Im Moment würden die Sportler laut Pschiers „zusammengeschoben”, das heißt, mehrere Mannschaften trainieren gleichzeitig in einer Halle. Hoffnung, dass sich die Situation künftig bessert, hat die TSV-Geschäftsstellenleiterin nicht: „Die Ganztagsschulen sind ja noch im Kommen.” Besser scheint es bei der Hallenbelegung zumindest bei den Vereinen auszusehen, die noch etwas weniger Mitglieder haben. Werner Schäfer, Geschäftsstellenleiter des 1.700 Mitglieder zählenden TSV Milbertshofen, stehen insgesamt Zeiten in zehn Schulturnhallen zur Verfügung, die ab zirka 14 Uhr genutzt werden können. Und auch beim TSV 1954 München an der Grohmannstraße am Hasenbergl ist die Sportwelt noch in Ordnung: Dort gibt es für die zirka 360 Mitglieder in drei Abteilungen ausreichend Hallenkapazität.

Mehr zu diesem Thema finden Sie auf Seite XX.

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