Ein besonderer Geburtstag wurde jetzt in der Grundschule an der Werdenfelsstraße gefeiert: Die Einrichtung wird in diesem Jahr 75 Jahre alt. Aus diesem Grund gab es eine Projektwoche und einen großen Festakt. Außerdem gestaltete der ehemalige Schüler und Künstler Martin Blumöhr gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern die Außenmauer neu.
Nachdem die frühere Schule des Sprengels im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, mussten viele Kinder des Stadtviertels lange Zeit bis zu vier Kilometer in die überfüllten Nachbarschulen gehen. Die meisten Schüler waren in der Plinganser-, Boschetsrieder-, Impler-, Gotzinger- und Großhaderner Schule untergebracht, aber auch im Altenheim St. Josef am Luise-Kiesselbach-Platz musste aufgrund der Raumnot unterrichtet werden.
Dies hatte mit dem Beginn des Schuljahres 1949/1950 ein Ende, als die neugebaute Grundschule an der Werdenfelsstraße eröffnet wurde. Sie gehört neben der Grundschule an der Weißenseestraße zu den ersten beiden Schulen, die nach Kriegsende in München gebaut wurden.
Mit dem Erdaushub wurde am 19. Januar 1949 begonnen, die Einputzarbeiten wurden am 5. August 1949 abgeschlossen. Wegen eines Streiks der Monteure und Installateure, der sich über mehrere Wochen zog, waren zum geplanten Schulbeginn am 1. September 1949 erst sechs Klassenräume bezugsfertig. So wurden die Sommerferien für die neuen Werdenfelsschüler um eine Woche verlängert. Trotz allem konnte die Schule in einer Bauzeit von nur sechseinhalb Monaten schnell fertiggestellt werden. Die Kosten beliefen sich auf 820.000 Mark.
Die Einweihung wurde am Sonntag, 11. September 1949, gefeiert. Nach einer Messe im Altersheim St. Josef zogen die neuen Schüler mit ihren Eltern in einer feierlichen Prozession zur Werdenfelsstraße, wo Weihbischof Johannes Neuhäusler die Räume des Hauses segnete. Eine Woche später fand eine Eröffnungsfeier mit Oberbürgermeister Thomas Wimmer und den Spitzen zahlreicher weiterer Behörden statt. Der damalige Rektor Möller lobte in seiner Rede: „Das neue Haus hat zwei hervorragende Eigenschaften: Es ist einmal nächst der Kreuzung Fürstenrieder-Waldfriedhofstraße, aber doch abseits jeglichen Verkehrs errichtet worden. (…) Wer an einem Sonnentag aus den Fenstern der Schule schaut, vermeint sich ins Isartal versetzt: Prachtvolle, bunt belaubte Bäume, dazwischen schmucke Villen oder wohltuende Grünflächen. Kinder und Eltern sind daher des Lobes voll, eine solche Schulheimat zu besitzen.“
Diese Schulheimat teilten sich in der Werdenfelsstraße als Beispielschule gleich drei Volksschulen: Die katholische Bekenntnisschule mit Rektor Möller, die evangelische Bekenntnisschule von 1955 bis 1964 mit Rektor Höcht und die Gemeinschaftsschule ab 1956 mit Rektor Wagner. Aufgrund der dementsprechend hohen Schülerzahlen und der weiterbestehenden Raumnot in München mussten die Schüler in zwei Schichten unterrichtet werden. Jedes der zwölf Klassenzimmer wurde am Vormittag genutzt und am Nachmittag zusätzlich von einer weiteren Schulklasse belegt, sodass insgesamt 1.250 Kinder in 23 Klassen in der kleinen Schule unterrichtet wurden.
Doch schon nach drei Jahren war die Kinderzahl so angestiegen, dass die vorhandenen Klassenzimmer für den Betrieb in zwei Schichten nicht mehr ausreichten, auch wenn die Klassenstärke auf teilweise bis zu 60 Kinder in einem Raum angehoben wurde. Abermals mussten bis zu fünf Klassen an den Canisiusplatz in Großhadern ausgelagert werden.
Somit wurde 1955 mit einem Anbau Richtung Waxensteinstraße begonnen. So konnte neben sechs neuen Klassenzimmern durch einen Umbau im Dachgeschoss auch noch ein Gymnastikraum dazugewonnen werden. 1960 kamen schließlich noch die Aula und die Turnhalle dazu. Wegen mangelhafter Verankerung wurde jedoch schon 1962 bei Stürmen das Dach der Aula aufgerollt und 1963 flog das Dach der Turnhalle davon und wurde auf ein Haus auf der anderen Straßenseite geworfen. Fast ein Jahr lang entfällt der Sportunterricht.
Die Schule bestand zu diesem Zeitpunkt aus 40 Klassen von Jahrgangsstufe 1 bis 8, drei davon ausgelagert nach Großhadern.
Während der Olympischen Spiele 1972 in München wurden 240 Besucher aus Madagascar und Paris im Schulhaus einquartiert. Die Sommerferien begannen in diesem Jahr am 2. August und dauerten zwei volle Monate bis zum 1. Oktober.
Von 1977 bis 1987 wurden im Schulgebäude zweisprachige jugoslawische Klassen untergebracht. 1988 verließen zudem die letzten 5. und 6. Klassen der Hauptschule an der Fernpassstraße die Schule, sodass die Werdenfelsstraße eine reine Grundschule wurde.
Nach einer langen ruhigeren Phase im Baugeschehen wurde die Schule im Jahr 2021 instandgesetzt und modernisiert. Neben dem Erwerb von mehreren Ipad-Koffern, wurden alle Klassenzimmer mit Lärmschutzdecken, interaktiven Whiteboards, Lehrerlaptos und Dokumentenkameras ausgestattet. Da die Arbeiten während des laufenden Schuljahres durchgeführt wurden, mussten dafür jeweils 2 Klassen in die Gymnastikhalle im Dachgeschoss ausweichen. Diese war vorübergehend mit einer Trockenbauwand in zwei kleine Klassenzimmer unterteilt worden.
Bis 2024 wuchs die zunächst dreizügige Grundschule stetig, sodass der Musikraum, der Raum für Werken und Gestalten und zuletzt die Gymnastikhalle wieder in Klassenzimmer umgewandelt wurden. 2021 kam an der Seite der Turnhalle auch noch ein Klassenzimmer im Grünen dazu. Inzwischen können in der Regel vier Klassen pro Jahrgangsstufe gebildet werden.