Krach, der auf der Straße nervt, wird in der fünften oder sechsten Etage eines Hauses keineswegs als weniger unangenehm wahrgenommen. Darum ging es im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) bei dessen jüngster Sitzung. Anwohner der Freizeiteinrichtung IG Feuerwache in der Ganghoferstraße hatten sich im Lokalparlament über die starke Lärmbelästigung beschwert, die sich von dem Jugendtreffpunkt über die Wohnhäuser der Umgebung ausbreite. „Der dauernde und massive Lärm stört die Lebensqualität beträchtlich, sie sorgt dafür, dass wir gesundheitlich beeinträchtigt werden”, trug Anton Eigenschenk als Sprecher der Eigentümer vor. Dabei gehe es außer bei einem Trommelkurs nicht um das, was Jugendliche dort veranstalteten. Es gehe um private Feiern, in den vom Jugendzentrum vermieteten Räumen.
Im Visier der Nachbarn sind Feste, Partys und „Events”, die „rund um die Uhr und das ganze Wochenende über“ laut lärmend über die Bühne gehen. Elisabeth Jüngling: „Es wird nachts gefeiert. Es gibt dort keinerlei Aufsicht und keine Sperrstunde.“ Was sie und ihre Mitstreiter beanstandeten, wende sich nicht gegen das Jugendzentrum. Was im Rahmen der Jugendarbeit laufe, habe nichts mit dem zu tun, was sie empfindlich störe.
Gespräche und Absprachen mit Gerhard Ameres, dem Leiter der Einrichtung, die helfen sollten, die Situation zu verbessern, hätten bisher nichts bewirkt, bedauerte Anton Eigenschenk. Die Anwohner hätten ihn deshalb beauftragt, einen Antrag im BA vorzubringen. Der wird gebeten, sich dafür einzusetzen, dass die Stadt finanzielle Mittel zur Verfügung stellt, um bei der IG Feuerwache die „baulichen, technischen und personellen Voraussetzungen“ für die Veranstaltungen zu schaffen. So hoffen die Anwohner, mit dem Einbau von Schallschutzfenstern und Belüftungsanlagen wieder zu ihrer Ruhe zu kommen.
Gerhard Ameres versteht die Klagen der Anwohner. Ein Schritt sei bereits unternommen worden, um eine Lärmquelle auszuschalten. „Wir haben jemanden für die Sicherheit eingestellt. Der kümmert sich jetzt darum, dass um ein Uhr Schluss ist.“ Für den Leiter der IG Feuerwache besteht das Problem im Lärmpegel, der vor und nach den Veranstaltungen beim Auf- und Abräumen entsteht, denn „früher war open end.“ Die Anträge auf Schallschutzfenster oder auf Tore für die Zufahrt zu dem Freizeitgelände, die wildes Parken verhindern sollten, seien bisher von der Stadt nicht genehmigt worden. Ameres: „Das kostet Geld.“ Ludwig Wörner (SPD), der BA-Vorsitzende, wollte von Ameres wissen, ob es zum Konzept der Freizeitstätte gehöre, durch das Vermieten der Räume Geld einzunehmen. Ameres’ Antwort: „Wir erzielen durch die Veranstaltungen, wie Hochzeiten, Jubiläen, Musikfestivals oder Theateraufführungen Einnahmen, mit denen wir unsere Jugendarbeit subventionieren.“
Thomas Hofstätter, Vorsitzender der CSU-Fraktion, kritisierte, die private Nutzung der Jugendeinrichtung habe eindeutig überhand genommen. Er sprach sich für seine Fraktion dagegen aus, öffentliche Gelder für den Schallschutz bei privaten Veranstaltungen auszugeben. Er regte an: „Die IG Feuerwache listet für die zurückliegenden drei Monate auf, was dort wann und wie stattgefunden hat. Dann können wir sehen, ob die Nutzung dem Konzept entspricht.“ Daniel Günthör von den Grünen findet es in Ordnung, dass die Räume auch an privat Feiernde vermietet werden. Es gehöre schon dazu, dass sich die Einrichtungen bemühten, derlei Einnahmen zu akquirieren. Schließlich werde deren Eigenverantwortung ständig betont.
„Wir müssen eine Lösung finden, die allen gerecht wird“, weiß Ludwig Wörner. Wobei er Verständnis für die vom Lärm geplagten Anwohner erkennen lässt. „Wenn das Feiern rund um die Uhr geht, verstehe ich die, die sagen: ‚Jetzt reichts!’“ Wörners Vorschlag: „Damit sich alle Fraktionen ein abschließendes Bild machen können, wird die IG Feuerwache gebeten, bis Anfang Januar 2010 die Veranstaltungen des letzten Vierteljahres 2009 aufzulisten. Im Gegenzug sollen die Anwohner die Störungen der vergangenen zwölf Monate dokumentieren. Dann könnten bis zur Januar-Sitzung die Fakten abgeglichen werden und der BA könne sich beraten. Anton Eigenschenk denkt schon an die Zukunft: „Wenn der Frühling und Sommer kommt, nehmen diese Veranstaltungen zu.“ Wie Elisabeth Jüngling liegt ihm daran, dass die Beschwerde wegen des Lärms nicht als Kritik an der Jugendfreizeitstätte missverstanden wird. „Wir wissen diese Arbeit sehr zu schätzen.“