„Fernwärme“ heißt das Wort, auf das sehr viele Bewohner des Westends allergisch reagieren. Das zeigte sich einmal mehr bei der jüngsten Bürgerversammlung. Die Anwohner der Straßenzüge, in denen die Stadtwerke (SWM) bereits Leitungen für die Fernwärme verlegt haben, sind stinksauer. Mehr als das. Sie leiden weiterhin unter andauerndem Lärm und fortwährendem Dreck. Darüber hinaus ist die Zahl der ohnehin raren Parkplätze – durch die Baustellen – auf ein Minimum geschrumpft. Am meisten ärgert die Anwohner indessen die von den SWM geübte Praxis, Straßen, die eben gerade wiederhergestellt wurden, erneut aufzureißen. Das müsse so sein, weil sich einige Hausbesitzer erst im Nachhinein für die Fernwärme entschieden hätten, behaupten die Verantwortlichen der Stadtwerke.
Nur zu gut erinnern sich die von den Fernwärmebaustellen betroffenen Anwohner an den Sommer vorigen Jahres. Fast das ganze Viertel war aufgewühlt worden. Es gab kaum noch ein Durchkommen. Weder für Fußgänger noch für andere Teilnehmer am Straßenverkehr. In diesem Sommer droht nun neuer Verdruss. Die Stadtwerke werden voraussichtlich vom August an erneut Fernwärmerohre im Viertel verlegen. Betroffen sind die Landsberger- und die Bergmannstraße, die Astaller- und die Barthstraße sowie Teile der Ganghofer- und Ridlerstraße.
Projektleiter Thomas Prein von den Stadtwerken bat den Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) um Verständnis für diese Baumaßnahmen und kündigte an, die Anwohner würden rechtzeitig mit Handzetteln über den Beginn der Arbeiten informiert: „Es ist oft so, dass private Bauherren Strom-, Fernwärme, Wasser- oder Gasanschlüsse benötigen. Die kommen häufig sehr kurzfristig auf uns zu.“ Prein erklärte, in der Westendstraße habe die SWM zum Beispiel vor, die Anschlüsse aus dem Kreuzungsbereich herauszulegen, so dass, falls später neue Fernwärmekunden hinzukämen, nicht mehr in den Kreuzungsbereich hinein gearbeitet werden müsse. Prein: „Wir haben aus der Vergangenheit gelernt.“
Im Bezirkausschuss löste die Nachricht über die neuerlichen Fernwärmearbeiten im Viertel Unmut aus. Ludwig Wörner (SPD), BA-Vorsitzender, forderte die Stadtwerke auf, sich wegen der Termine mit dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) abzustimmen. Wörner: „Ich sehe nicht ein, weswegen die Leute ein dreiviertel Jahr lang an einer Baustelle leben sollen.“ Nach Preins Terminplan werden die Bauarbeiten im August beginnen und bis zum November oder Dezember abgeschlossen sein. Während des Oktoberfestes, so der Projektmanager, solle aus Sicherheitsgründen nicht gearbeitet werden.
Auf die besorgte Nachfrage von BA-Mitgliedern, ob im Winter der Boden nicht schon gefroren sei, erwiderte Prein: „Nach unserer Erfahrung ist der Boden im Dezember noch nicht gefroren. Provisorisch können die Fahrbahnen noch vorm Wintereinbruch wieder verfüllt werden. Endgültig sollen sie spätestens im Frühjahr wieder vollständig hergestellt sein.” Das entlockte dem BA-Vorsteher die Bemerkung: „Die Stadtwerke setzen auf den Klimawandel.“
Eine Reihe von Mängeln monierten die BA-Mitglieder bei den bereits ausgeführten Straßenzügen. So kritisierte Thomas Hofstätter, der CSU-Fraktionsvorsitzende, die Tempo-30-Zone in der Gollierstraße sei so schlecht wiederherstellt worden, dass die Fahrbahn abgesackt sei, weshalb sie auf der Südseite nicht mehr befahren werden könne. Gleichzeitig forderte er, an der Haltestelle Astallerstraße müssten die Fugen des kleinen Kopfsteinpflasters noch einmal verfüllt werden: „Da wurde sehr gespart.“ Hofstätter blieb auch bei der alten Forderung des BA, „abgeholzte Bäume“ müssten in gleicher Zahl und Qualität wieder angepflanzt werden. Wörner vervollständigte die Mängelliste: „Am Radweg Ridlerstraße/Einmündung Gollierstraße ist vergessen worden, zwei Meter Fahrbahn zu teeren.“ Damit niemand überrascht sei, wenn sich das nächste Bauloch auftue, informierte der BA-Vorsitzende seine Kolleginnen und Kollegen über Arbeiten, die vom Baureferat in Angriff genommen würden: „Wir werden beglückt mit der Erneuerung der Kanalisation.“
Wie die Münchner Stadtentwässerung dazu mitteilt, sind die Abwässerkanäle im Bereich der Schwanthalerhöhe bis zu 124 Jahre alt. Sie weisen Schäden auf und müssen aus Umweltschutzgründen saniert werden. Das Sanierungsgebiet erstreckt sich nach Mitteilung der Stadtentwässerung von der Grasser- bis zur Kazmaierstraße und von der Martin-Greif- bis zur Guldeinstraße. Die betroffenen Kanäle werden im so genannten Schlauchliningverfahren saniert, das heißt: Es werden keine Aufgrabungen stattfinden. Es können trotzdem in Teilbereichen Behinderungen auftreten, weil der Straßenraum durch Baustelleneinrichtungen eingeengt und das Parken am Fahrbahnrand eingeschränkt sein wird. Die Sanierungsarbeiten an den Abwasserkanälen sollen bis Ende August abgeschlossen sein.