Veröffentlicht am 14.11.2015 17:31

Mit Geschichten aufwachsen

Christine Kabus. (Foto: Ver)
Christine Kabus. (Foto: Ver)
Christine Kabus. (Foto: Ver)
Christine Kabus. (Foto: Ver)
Christine Kabus. (Foto: Ver)

Die Lesefüchse sind ein gemeinnütziger Verein, der auf die Initiative von Helga Wolf zurückgeht: Sie begann 2003 mit dem Vorlesen an einer Grundschule im Hasenbergl. Heute lesen ehrenamtliche Lesefüchse an 39 Stadtbibliotheken und Schulen vor. Gemeinsam erreichen sie wöchentlich 1.000 Kinder, die sich von spannenden Geschichten verzaubern und zum Selberlesen animieren lassen.

Hier verraten Lesefüchse, welche Bücher sie gerne vorlesen und welche sie selbst am liebsten haben.

„Hat meinen Lebensweg beeinflusst”

Manfred Lucko:

Als eines meiner ersten Bücher bekam ich ca. 1955 „Geheimnisse im Weltall” von Thomas Trent aus den damals verbreiteten Göttinger Jugend-Bänden, W. Fischer Verlag. Das Buch berichtete in einer kindgerechten Weise über das damalige Wissen über das Sonnensystem und den Kosmos. Es hat aus meiner heutigen Sicht wesentlich mein Interesse für die Naturwissenschaften geweckt und dadurch meine spätere Berufswahl und meinen Lebensweg mit beeinflusst. Ich war sehr froh, vor einigen Jahren über ein modernes Internetantiquariat wieder ein Ersatzexemplar für das verlorengegangene Original erwerben zu können.

„Jedesmal wieder bezaubernd”

Margaretha Löffler:

Mein aktuelles Lieblingsbuch: „Der neugierige Garten” (Peter Brown; Übersetzung: Nils Aulike), erschienen 2014 bei Bohem Press.

Handlung: In einer grauen, tristen Stadt ganz ohne Natur entdeckt ein kleiner Junge auf einem stillgelegten Bahngleis ein paar einsame Wildblumen, die sich von irgendwo hierherverirrt haben. Er hegt und pflegt die Pflanzen, bis sie anfangen, die Stadt zu erkunden - und schließlich grün und bunt zu machen.

Warum ich dieses Buch so schätze? Bunt, liebevoll, mit Humor und vielen kleinen Details gezeichnet, sind die Bilder in diesem großformatigen Bilderbuch so herzerfrischend und wunderschön anzuschauen. Die Geschichte vom kleinen Liam ist sprachlich einfach, aber ebenso humorvoll und bilderreich geschrieben. Ich finde es jedesmal wieder bezaubernd, wie das Buch mit Text und Bild in aller Kürze schafft zu vermitteln, wie Hingabe, Freundschaft, Hilfsbereitschaft und nicht zuletzt die Liebe zur Natur das Leben schön machen.

„Unterschätze niemals ein Kind!”

Peter Heinrichs:

Ich lese zur Zeit aus dem Buch “Tafiti und die Reise ans Ende der Welt” vor. Es verbindet Abenteuer mit der Freude der Kinder an putzigen Tieren. Außerdem gibt es mir als Vorleser die Möglichkeit, die Lesung durch Imitation der Tierstimmen abwechslungsreicher zu gestalten. Wenn die Aufmerksamkeit der Kinder abnimmt (kein Wunder um 15 bzw. 15.15 Uhr am Nachmittag) dürfen sie mit dem Finger an eine beliebige Stelle des Kinderlexikons von Dorling Kindersley pieken. Dann lese ich ihnen die Erklärung zum ausgewählten Stichwort vor und erzähle ihnen zum betreffenden Thema noch weiteres Wissenswertes. Das lockert die Session auf und führt harmonisch in den Schluss des Vorlesens hinein. Außerdem sind Kinder nie zu jung, um schon Spaß an Allgemeinbildung zu bekommen. Mein Motto ist: “Unterschätze niemals ein Kind!”

„Witzig, chaotisch, liebenswert”

Christine Kabus:

Mein Favorit zum Vorlesen sind ganz klar die Olchi-Bücher von Erhard Dietl! Die Olchis aus Schmuddelfing sind witzig, chaotisch, liebenswert und dürfen Dinge tun, die Kinder gern machen, die von den Erwachsenen aber meist verboten oder mit Naserümpfen betrachtet werden: Olchis waschen sich nie, spielen gern im Schlamm, essen nur Müll und keine frischen Sachen, fluchen, rülpsen, scheren sich nicht um Regeln und müssen nicht in die Schule gehen – das kommt bei Kindern, insbesondere kleinen Jungs, sehr gut an. Die schönen Illustrationen vervollständigen das Vorlesevergnügen, und die eingängigen Reime und Flüche werden mit Begeisterung auswendig gelernt und zum Besten gegeben.

Für echte Matrosen oder noch ziemliche Landratten

Michaela Hanauer-Dietmaier:

Mein derzeitiger Vorlesefavorit heißt „Dingi, der Hafendetektiv und der Containerdieb” von Andreas Hüging. Das Buch kommt komplett ohne menschliche Protagonisten aus – stattdessen ermittelt das kleine Boot Dingi zusammen mit Polizeiboot Elbo. Der bunte und geschäftige Schauplatz ist ein großer internationaler Hafen. Ganz nebenbei erfahren die Kinder eine Menge über das bunte Treiben dort, egal, ob sie bereits echte Matrosen oder noch ziemliche Landratten sind. Ein echtes Zusatzzuckerl: die tollen Kindersongs zu jeder Figur, die sofort ins Ohr gehen und bei denen jedes Kind mitsingt und mittanzt. Selbst als Vorleser kann man kaum ruhig auf seinem Stuhl sitzen bleiben. Die Geschichte funktioniert aber auch ohne Musik prima: spannend, lustig, mit Bildern, auf denen die Kinder jede Menge entdecken können.

Eine wunderbare Welt entdecken

Angela Krause:

Ich habe mehrere Lieblingsbücher, je nach Alter der Grundschulkinder.

Für die Erstklässler „Steinsuppe”, ein Bilderbuch von Anais Vaugelade. Ein alter Wolf läd sich bei einer Henne zum Essen ein. Die Nachbarn sehen dies, machen sich Sorgen und kommen auch alle dazu. Nachdem alle durch verschiedene Gemüsezutaten zu einer schmackhaften Suppe beitragen, findet ein fröhliches Essen statt. Ein schönes Bilderbuch zum Thema Angst, Vorurteile, Freundschaft.

„Bei drei auf den Bäumen” von Saskia Hula. Auch ein sehr schönes Bilderbuch für die Erstklässler zum Thema Muthaben. Kleines Stachelschwein gegen den mächtigen Tiger.

„Tim und das Geheimnis von Knolle Murphy” von Eoin Colfer (sowie die weiteren Bücher dieses Autors). Die Zweitklässler lieben es. Tim und sein älterer Bruder müssen zur Strafe während der Ferien täglich einige Stunden in der Bücherei verbringen und entdecken - widerstrebend - die wunderbare Welt der Bücher und dass die „olle Knolle Murphy” so oll gar nicht ist.

Mit der Sprache zu Freunden

Ulrich Unselt:

Persönlich besonders gut gefällt mir von denen das Buch „Zuhause kann überall sein” von Irena Kobald und Freya Blackwood. Das Buch schildert die Geschichte eines Mädchens, das aus der sogenannten 3. Welt als Flüchtling nach Deutschland gekommen ist und anfangs sehr darunter leidet, unter Gleichaltrigen keinen Anschluss zu finden. Es erkennt jedoch sehr schnell, dass nur die Kenntnis der Landessprache ihr den Zugang zu neuen Freundinnen öffnet. Ihr intensives Bemühen wird dann auch von Erfolg gekrönt. Das Buch ist überaus eindrucksvoll bebildert, diese Illustrationen werden wir unseren Zuhörern durch Projektion zugänglich machen.

„Damit kann ich immer punkten”

Karin Pohl:

Das Buch, mit dem ich immer punkten kann: „Die besten Fußballgeschichten für Erstleser” vom Arena Verlag aus der Bücherbär-Reihe. Ich nehme es für 1. und 2. Klasse, begeistere Mädchen und Buben. Die Mädchen sind zuerst misstrauisch und dann gefällt es ihnen doch. Die Geschichten mit bunten Bildern unterlegt, aus dem Alltag gegriffen, mit lehrendem Mantel umhüllt.

Der Verlag fasst so zusammen: „Fußball ist super! Die abenteuerlichen und lustigen Geschichten erzählen von einer ungewöhnlichen Mannschaft, einer guten Freundschaft und tollen Toren. Ein Lesefest für alle Fußballfans!”

Und eben von mir ergänzt, auch ein Lesefest für Nichtfußballfans.

Wie fühlen sich Gefühle an?

Helga Link:

Mein Lieblingsbuch für Kinder ist das Buch von Brigitte Werner: „Kotzmotz der Zauberer” vom Verlag Freies Geistesleben. Es spricht Gefühle der Angst, Gefühle der Wut, Gefühle des füreinander Dasein, Gefühle der Freude an und wie sich jeweils das alles anfühlt und wie wir gemeinsam alles meistern und erlernen können. Die Kinder sind immer wieder begeistert, diese Geschichten zu hören.

Den Freunden helfen

Michael Heinrich:

Mein Lieblingsbuch ist „Zum Glück hat man Freunde” von Julia Boehme und Stefanie Dahle (Arena-Verlag). Das Buch erzählt für die Alterstufe der 6- bis 7-Jährigen die wunderschöne Geschichte des Waschbärs Wasili und seines Freundes, Dachs Sibelius. Statt sich das erhoffte Abendbrot angeln zu können, helfen sie ihren tierischen Freunden bei der Lösung deren Probleme - und werden an Schluss mehr als reichlich belohnt. Das Buch ist auch wegen der liebevollen und detailverliebten Illustrationen so schön.

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