Veröffentlicht am 28.11.2016 19:38

real schließt zum Jahresende

Vor der Schließung: der real-Markt in Obersendling. (Foto: na)
Vor der Schließung: der real-Markt in Obersendling. (Foto: na)
Vor der Schließung: der real-Markt in Obersendling. (Foto: na)
Vor der Schließung: der real-Markt in Obersendling. (Foto: na)
Vor der Schließung: der real-Markt in Obersendling. (Foto: na)

Der real-Markt an der Machtlfinger Straße 4 wird zum Jahresende aufgegeben. Das Unternehmen begründet diesen Schritt mit Gebäudeschäden, die bei der im Spätsommer begonnenen Sanierung der Tiefgarage unter dem Markt entdecktworden waren. Nach eingehender Prüfung durch Architekten, Ingenieure und Statiker seien diese zu der einvernehmlichen Bewertung gekommen, dass vorsorglich zum Schutz der Kunden und Mitarbeiter der Betrieb des SB-Warenhauses nicht über Silvester 2016 hinaus erfolgen sollte.

Da weder eine mehrjährige Instandsetzung des Gebäudes noch ein Abriss und Neubau während des laufenden Geschäftsbetriebs möglich sei, wird der real-Markt (Verkaufsfläche 7.530 qm) geschlossen. Die derzeitigen Planungen laufen darauf hinaus, voraussichtlich an gleicher Stelle wieder ein SB-Warenhaus zu betreiben, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. Dazu werde man Gespräche mit den Behörden der Stadt München geführt.

Unmittelbar neben dem real-Gelände hat die Bebauung der ehemaligen Eon-Brache begonnen: Hier entstehen gut 1.300 Wohnungen in einem ganz neuen Wohnquartier („Am Südpark” ist der „Arbeitstitel”). Die ersten Wohnungen sollen bereits im kommenden Sommer bezugsfertig sein.

real kündigte Gespräche mit dem Betriebsrat über einen Interessenausgleich und Sozialplan wegen der Schließung an, da die Arbeitsverhältnisse der 116 Mitarbeiter betriebsbedingt gekündigt werden.

„Keine gute Nachricht für das Viertel”

Sebastian Roloff, Bundestagskandidat der SPD im Münchner Süden:

„Die Schließung ist keine gute Nachricht für das Viertel. Viele hundert neue Wohnungen entstehen in unmittelbarer Nähe und die brauchen auch einen nahen Supermarkt und andere Einrichtungen der Nahversorgung. Das Unternehmen muss sich fragen lassen, warum es sich nicht bemüht, für die über 100 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer eine alternative Beschäftigung zu finden. Bei der zukünftigen Nutzung des Grundstückes sollte die Lebensqualität eine Rolle spielen und auch an Nahversorgung und Begrünung gedacht werden, dies muss auch schon in der Umbauphase gelten, da das Grundstück in der jetzigen Situation nicht besonders attraktiv genutzt wird. Die Politik muss dies mit zielgerichteter Planung unterstützen.”

„Vielleicht profitieren die Kleineren”

Ludwig Weidinger, Vorsitzender Bezirksausschuss 19 (CSU):

„Uns ist auch erst kurzfristig bekannt geworden, dass der real-Markt in Obersendling bereits vor Weihnachten schließen wird. Besonders bedauerlich ist diese Situation für die vielen Beschäftigten. Das Gebäude ist stark sanierungsbedürftig und der Eigentümer favorisiert wohl einen Abriss und einen Neubau an gleicher Stelle statt einer grundlegenden Sanierung. Der BA kann keine Planungen vorschreiben, er wird sich aber intensiv mit eventullen Bauvoranfragen und Bauanträgen auseinder setzen. Wir wünschen uns wieder Einzelhandelsgeschäfte und auch ein Restaurant. Der real-Markt und die anderen Geschäfte haben bisher nicht nur für Obersendlung eine wichtige Versorgungsfunktion. Mit dem vorübergehenden Wegfall befürchte ich eine Verschärfung der Verkehrsproblematik vor anderen Geschäften (z.B. Kistlerhof- / Meglingerstr.). Anderseits habe ich die Hoffnung, dass vielleicht auch kleinere Einzelhandelsgeschäfte in unseren Stadtvierteln von der Schließung profitieren können.”

Provisorisch fortführen?

Dominik Datz, bei Verdi für den Bereich Handel zuständig, weist auf die „besondere Situation” in Obersendling hin:

Zwischen Verdi und real gebe es einen Tarifvertrag, der bei einer drohenden Marktschließung die Information der Mitarbeiter 15 Monate vorher verlangt. Dies habe real aber nicht getan, kritisiert Datz

Der Betriebsrat und dann die insgesamt gut 150 Mitarbeiter vor Ort (neben den 116 real-Mitarbeitern sind in dem Warenhaus weitere Geschäfte und ihre Mitarbeiter tätig) seien erst im Oktober von der Schließung in Kenntnis gesetzt worden. „Das hat uns überrascht”, sagt Datz, denn erst in diesem Jahr sei der Mietvertrag zwischen real und dem Vermieter der Immobilie um zehn Jahre verlängert worden. „Es war damit eine relative Sicherheit für die Mitarbeiter da.”

Die aktuelle Situation ist für verdi unklar. Gibt es tatsächlich Gespräche zwischen real und der Stadt über alternative Flächen, die man nutzen könnte? Ist der Zustand des Gebäudes wirklich so schlecht, dass es abgerissen werden muss? Datz vermisst ein entsprechendes Gutachten. Dass der Bau marode sei, sei daher nur „eine Meinung.”

Auch den Mietvertrag würde verdi gerne einsehen. Angeblich müsse real, obwohl Mieter des Zentrums, die meisten Kosten für eine Sanierung des Baus tragen, sagt Datz. „Wir kennen den Mietvertrag nicht”, erklärt er, „es stehen Behauptungen im Raum, die wir nicht untermauern können.” Möglicherweise könne man den Betrieb ja noch ein Jahr provisorisch fortführen.

north