Veröffentlicht am 30.01.2017 15:48

Besuch bei den neuen Nachbarn


Von Patrizia Steipe
Großes Interesse hatten die Lochhausener an der Besichtigung der Gemeinschaftsunterkunft. (Foto: pst)
Großes Interesse hatten die Lochhausener an der Besichtigung der Gemeinschaftsunterkunft. (Foto: pst)
Großes Interesse hatten die Lochhausener an der Besichtigung der Gemeinschaftsunterkunft. (Foto: pst)
Großes Interesse hatten die Lochhausener an der Besichtigung der Gemeinschaftsunterkunft. (Foto: pst)
Großes Interesse hatten die Lochhausener an der Besichtigung der Gemeinschaftsunterkunft. (Foto: pst)

Es sind so viele gekommen, dass die Besucher in Gruppen unterteilt werden mussten. Während sich die ersten bereits die neue Gemeinschaftsunterkunft an der Langwieder Hauptstraße ansahen, mussten die anderen noch in der Kälte warten. Zu einem Besichtigungstermin hatten das Sozialreferat und der Bezirksausschuss 22 die Bürger nach Lochhausen eingeladen. Der letzte nicht belegte Trakt der Unterkunft soll in der nächsten Zeit bezogen werden. Davor konnten die Bürger die Zimmer besichtigen.

Ende Dezember sind die ersten 200 Geflüchteten eingezogen. Es sind vorwiegend junge Männer aus Ländern wie Nigeria, Sierra Leone oder Somalia. Einen der jungen Afrikaner sah man auch an diesem Nachmittag. Er brachte Müll zur Tonne und blickte ein wenig schüchtern auf die Menschenmenge. Zwei andere Männer standen an einer Tür und begrüßten mit einem freundlichen „hello“.

Die langgestreckten zweigeschossigen Gebäude sind mit hellem Holz vertäfelt. Es gibt einen Innenhof mit Spielgeräten, allerdings wohnt bis jetzt noch kein Kind in der Unterkunft. Fahrräder stehen ordentlich in Ständern. Der Mülltonnenplatz ist sauber – nirgends liegt Abfall herum. Die 14 Quadratmeter großen Zimmer teilen sich jeweils zwei Menschen, erklärte Sozialreferatsmitarbeiter Sebastian Ehnes. Die Innere Mission hat den Betrieb übernommen. Acht Mitarbeiter kümmern sich um den Betrieb, fünf Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) sind für die Asylsozialberatung zuständig und zwischen 23 bis 8 Uhr morgens sorgen zwei Wachleute für die Sicherheit.

Charme einer Jugendherberge

Die Zimmer strahlen den herben Charme einer Jugendherberge aus. Auf zwei Metallbettgestellen liegen dünne Matratzen und Bettzeug. Es gibt Eisenspinde, einen Tisch mit zwei Stühlen und einen Kühlschrank. Luxus sieht anders aus. Aber es ist praktisch.

Blitzblank funkelt die Gemeinschaftsküche. Die vier Herde teilen sich jeweils rund 70 Menschen, genauso wie die Sanitäranlagen. „Wer kocht denn hier?“, möchte eine Besucherin von Unterkunftskoordinatorin Sarah Weiss wissen. Diese erklärte, dass die Bewohner selbst einkaufen und kochen. Auch Wäschewaschen und Aufräumen müssten die jungen Männer selbst, „wir achten darauf, dass es sauber bleibt“, versicherte sie. Geschirr, Pfannen, Töpfe und Besteck lagern in den einzelnen Zimmern. „Auf die eigenen Sachen passt in der Regel jeder besser auf als auf Gemeinschaftsdinge“, erklärte Wolfgang Pauli, einer der Helfer.

Eigentlich hätte die Unterkunft bereits vor einem Jahr in Betrieb gehen sollen. Es hat dann wegen des schwierigen Bauuntergrunds doch länger gedauert. Monatelang standen die 80 Helfer quasi in den Startlöchern. „Wir haben uns in Gruppen unterteilt. Das reicht von Behördengängen und Arztbesuchen über Deutschkurse bis zu Kinderbetreuung“, so Pauli. Damit die jungen Menschen beschäftigt sind, möchten Helfer Sportangebote wie Jogging anbieten. Es wurde bereits ein Fitness-Raum eingerichtet mit Geräten, die bei den Helfern ungenutzt herumgestanden sind. Sprachprobleme gibt es kaum. „Alle können Englisch“, freute sich Pauli. Auch Helferin Gertrud Ossiander ist von ihren Schützlingen begeistert, „Sie sind alle total nett und freundlich.“ Die jungen Männer würden sich um Arbeiten wie putzen und kehren „reißen“. An diesem Abend gab es genug zu tun. Die vielen Besucher hatten mit ihren Straßenschuhen viel Matsch in die Räume getragen.

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