„Im Raum spüren sie noch den Pulverdampf der Jury”, so Dr. Wolfgang Till, der Direktor des Münchner Stadtmuseums bei der Eröffnung der Ausstellung des Realisierungswettbewerbs „Neubau eines NS-Dokumentationszentrums in München”. Gemeint ist damit, dass der Sieger des Wettbewerbs erst nach zahlreichen intensiven Diskussionen feststand.
Am vergangenen Montag wurde die Ausstellung im Münchner Stadtmuseum eröffnet. Anwesend waren zahlreiche prominente Gäste, darunter Ex-Finanzminister Kurt Faltlhauser, Stadtbaurätin Dr. Elisabeth Merk, der Zeitzeuge Max Mannheimer, die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch und Oberbürgermeister Christian Ude.
Letzterer hielt dann auch eine Rede, um die Wahl des Siegers zu erklären und in gewisser Weise auch zu rechtfertigen. Insgesamt gab es 115 Interessenten und letztlich 48 Einsendungen für den Wettbewerb eines Neubaus an der Stelle des „Braunen Hauses” am Königsplatz in der Brienner Straße, das im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und 1947 vollkommen beseitigt wurde.
„Warum denn ein Würfel?”. „Könnte da nicht mehr rauskommen als eine schlichte geometrische Form?”. Das waren die Fragen mit denen Christian Ude begann. Bei einer so genannten „Täterarchitektur” verbiete sich jeder Versuch der Reparatur. Eine Aussparung des Bauraums durch eine Aushebung schloss der Oberbürgermeister ebenfalls aus, da dadurch der Ort „mystisch überhöht” werde. Auch eine Wiederaufnahme der faschistischen Architektur mit dekonstruktivistischen Elementen wurde als nicht realisierbar abgelehnt.
Der Sieger, ein schlichter Würfel mit weißer Betonfassade und hohen zweistöckigen, lamellenartigen Fenstern, wurde von Ude für seine „angemessene Haltung” und „die angemessene architektonische Handschrift” gelobt. Auch die Würfel-Form sei keine Imitation der Quaderform der Führerbauten. Der Würfel weißt eine Seitenlänge von ca. 23 Metern auf, ist jedoch minimal höher als die anderen Seiten, wodurch er dem Betrachter noch perfekter erscheint. Mit diesen Ausmaßen überragt er die „Führerbauten” am Königsplatz. Im Inneren sind die einzelnen Ebenen durch Deckenausschnitte miteinander verbunden. Die Betonlamellenfenster gliedern den Würfel und verleihen im eine große Einheitlichkeit. Durch seine kompakte Bauweise ist für den Betrieb nur ein vergleichsweise geringer Energieaufwand nötig. Auffällig in der Ausstellung ist die große Zahl von quader- und würfelförmigen Gebäuden.
Auch zu der Frage, warum erst jetzt eine Gedenkstätte geplant werde, äußerte sich Christian Ude. Er nannte die Synagoge und das jüdische Gemeindezentrum einen „wichtigen Akt der unmöglichen Wiedergutmachung”. Die Unterstützung der jüdischen Gemeinde in München sei ein bedeutender Schritt der Versöhnung in den letzten Jahren gewesen.
Als Alternative für den Ort des NS-Dokumentationszentrums waren auch der Platz der Opfer des Nationalsozialismus, an dem allerdings kein Baugrund zur Verfügung steht und eine dezentrale Stadtwanderung im Gespräch. Letztlich entschied man sich allerdings für das Grundstück am Königsplatz.
Mit der Mahnung vor der Verdrängung der Geschichte, für die es „eine Reihe gute Belege” gebe, kam Ude zum Ende seiner Rede. Er merkte an, dass Verdrängungsmechanismen ein gesamtdeutsches Phänomen und kein „Münchner Spezifikum” seien. Dennoch fehle auch in München noch auf viele Opfergruppen ein Hinweis.
Mit dem NS-Dokumentationszentrum wird ein Ort für Aufklärung und Bildung geschaffen, der künftige Generationen vor einer Wiederholung der Geschichte warnen soll. Der Baubeginn ist für das Frühjahr 2011 und die Fertigstellung im Herbst 2013 geplant.