Veröffentlicht am 19.09.2024 12:48

Schliersee · Beim Picherfest am 28. April geht der Rauch auf


Von red
Die Fässer werden hergerichtet.	  (Foto: Markus Wasmeier)
Die Fässer werden hergerichtet. (Foto: Markus Wasmeier)
Die Fässer werden hergerichtet. (Foto: Markus Wasmeier)
Die Fässer werden hergerichtet. (Foto: Markus Wasmeier)
Die Fässer werden hergerichtet. (Foto: Markus Wasmeier)

Vergangene Woche konnte man viel über das Bier lesen, schließlich war am Dienstag der Tag des deutschen Bieres. Im Mittelpunkt stand das Reinheitsgebot, genauso der Hopfenanbau oder aber auch die Kunst des Bierbrauens selbst. Denn natürlich gehört zu einem guten Bier ein guter Brauer, der sein Handwerk beherrscht.

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Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Braukunst immer mehr verfeinert und die Abläufe perfektioniert. Am Ende haben Sie sicher auch von der Lagerzeit gelesen, und wie wichtig die für die Reifung des Bieres ist. Und hier kommt ein weiteres Handwerk hinzu, ohne das nicht nur das Bierbrauen schwierig werden würde. Denn gelagert wird das Bier traditionell in großen Holzfässern. Aber nicht nur das Bier, früher waren Fässer die einzige Möglichkeit, Lebensmittel sicher vor Schädlingen zu bewahren. So wurde alles mögliche in Fässern eingelagert, Getreide genauso wie Pökelfleisch oder Sauerkraut.

Das Harz schafft eine glatte Oberfläche und hat eine antibakterielle Wirkung.

Auf den Entdeckungsfahrten großer Seefahrer spielten die Fässer deshalb eine wichtige Rolle und man kann sagen, ohne den Beruf des Schäfflers, des Fassmachers, hätte Columbus Amerika wohl kaum entdeckt. Nicht mehr viele Menschen wissen, was der Schäffler eigentlich macht. Bei uns, in und um München ist das freilich ein bisschen anders. Denn in München spielen die Schäffler nicht nur als Handwerker, sondern auch für die Stadtgeschichte eine große Rolle und fast jedes Kind kennt das Glockenspiel am Marienplatz, bei dem der sogenannte Schäfflertanz eine zentrale Rolle spielt.

Denn die Schäffler waren angeblich die ersten, die sich nach einer Pestepedemie im Jahre 1517 wieder auf die Straße getraut haben und mit ihrem Tanz die Angst der Menschen vertreiben wollten. Deshalb ist im Münchner Raum das Wissen um die Schäffler, die in anderen Teilen Bayerns auch Böttcher oder Küfer heißen, noch vorhanden. Die Fassherstellung ist aufwendig, die Holzdauben, so nennt man die langen »Holzleisten« aus denen das Fass gemacht wird, müssen genau gearbeitet sein, damit das Fass anschließend dicht wird. Um die Dauben formen zu können kocht man sie zuerst in Wasser.

Schwierig ist auch das Einbinden des Bodens, der für jedes Fass eigens abgemessen und eingepasst werden muss. Die Metallreifen halten das Gebinde schlussendlich zusammen. Doch das Fass ist noch nicht fertig. Es muss noch gepicht werden. Heißes Baumharz, das Pech, gibt dem Pichen seinen Namen. Das flüssige Harz wird in die Fässer gegossen. Anschließend werden die Fässer gerollt, damit sich das Pech gleichmäßig verteilt und abkühlt. Ist das Pech erkaltet, muss man prüfen ob es wirklich das ganze Fass auskleidet.

Übrigens, das Pichen dient weniger dem Abdichten, sondern mehr dazu, dem Fassinneren eine glatte, leicht zu reinigende Oberfläche zu geben. Außerdem hat das Harz eine antibakterielle Wirkung. Bei soviel Arbeit, die in so einem Fass steckt, können Sie sich bestimmt vorstellen, dass man die Fässer pfleglich behandelt und so lange wie möglich benutzt. So muss auch die Pechschicht hin und wieder erneuert werden. Dazu wird das alte Pech zuerst ausgebrannt. Wie das geht, können Sie bei unserem Picherfest am Sonntag erleben. Es ist schon beeindruckend wenn die Flammen aus den großen Fässern schlagen und mit dem flüssigen Pech hantiert wird. Wer anschließend eine Abkühlung braucht, dem empfehle ich einen Schluck von unserem Museumsbier.

Wenn man dann im Biergarten vor unserem altbayrischen Wirtshaus »Zum Wofen« sitzt und ein Bier aus eben solchen Fässern genießt und sich die ganze Handarbeit, die dahinter steckt noch einmal durch den Kopf gehen lässt, dann schmeckt es bestimmt doppelt gut.

Besuchen Sie uns zum Picherfest im altbayrischen Dorf und erleben Sie hautnah, wie unsere 1.000-Liter-Fässer neu gepicht werden. Ich freue mich auf Ihren Besuch!

Ihr Markus Wasmeier

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