»Wir wollen mit Musik und Aktionskunst die Münchner dazu bringen, stehen zu bleiben und so Orte der Bewegung und Kommunikation schaffen«, erklärt Benjamin David, Sprecher der Münchner Urbanauten, das Ziel der Aktion »Urban Express«. Die Urbanauten, eine Gruppe junger Leute, wollen die Diskussion um den öffentlichen Raum anregen.
Spätestens seit es bei der letzten Aktion Ende November eine Meinungsverschiedenheit zwischen den Veranstaltern und der Schwabinger Polizei gab, ist ihnen das auch gelungen. Dabei zeigt sich ein grundsätzliches Problem: Wie geht die Stadt München mit solchen organisierten Aktionen im öffentlichen Raum um?
Mit sieben Urban Express-Aktionen, Teil des städtischen Kunstprojekts »Ortstermine«, wollten die Urbanauten in die Alltagshektik eingreifen: etwa mit einem Konzert in der S-Bahn. »Doch seit der Sechsten, bei der eine Band in einem über der Leopoldstraße schwebenden Käfig Musik machte, liegt das Ganze auf Eis. Die Schwabinger Polizei bekam während der Veranstaltung Sicherheitsbedenken und beschwerte sich danach beim Kreisverwaltungsreferat (KVR)«, erklärt David. »Ich frage mich: Darf die Polizei das?« Die Urbanauten hätten doch alle Auflagen der Stadt erfüllt.
Das bestreiten die Schwabinger Ordnungshüter auch nicht. »Wir haben auch keine Entscheidungsbefugnis«, betont Fridolin Denzler, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Schwabing. »Wir können das KVR nur in Sicherheitsangelegenheiten beraten und verbieten erst bei Gefahr im Verzug.« Bei der Leopoldstraßen-Aktion bemängelte die Polizei, dass Menschen ohne auf die Ampeln zu achten über die Straße gelaufen seien und ohne entsprechende Genehmigung Alkohol ausgeschenkt wurde, »obwohl das als Kunstaktion angemeldet war.« Der Ball liege in der Hand des KVR. Doch das fühlt sich nicht zuständig. »Da es sich um Kunst im öffentlichen Raum handelt, entscheidet das Baureferat«, stellt KVR-Pressesprecher Christopher Habl klar. Das sieht das Baureferat anders. Pressesprecher Jürgen Marek: »Wir überprüfen, ob ein Platz aus Sicht des Eigentümers zur Verfügung steht, und nicht ob eine ganze Veranstaltung geeignet ist.«
Benjamin David zeigt sich verwirrt: »Solange nicht entschieden ist, ob unser Projekt Kunst oder nur komisch ist, können wir nicht weiter planen.« Und das, obwohl Kunstfachleute und Stadtrat den Urban Express bereits als Kunst eingestuft hätten.
Aber nicht nur die Zukunft des Urban Express beschäftigt die Urbanauten derzeit, sondern auch, wo der von ihnen organisierte Stadtstrand stattfindet ob wieder unter anderem an der Corneliusbrücke wie vergangenes Jahr, ist fraglich. »Der Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt (BA 2) hat den Strand an der Corneliusbrücke, dem sie 2006 zugestimmt hat, abgelehnt«, sagt Brigitte Kern, BA-Geschäftsstellenleiterin. Unter anderem wegen Beschwerden von Anwohnern und Wirten. »Der Stadtstrand soll keine Dauereinrichtung werden und nicht mehrmals am gleichen Ort stattfinden«, unterstützt Jenny Kozarevic vom Kulturreferat die Haltung des BA.
Kunst oder Kommerz: Bereits 2006 diskutierte der Stadtrat, ob Aktionen wie der Strand Kunst seien und damit unterstützenswert oder der öffentliche Raum privatisiert werde, was die Stadt verhindern will. Eine richtungsweisende Entscheidung wird bei der nächsten Sitzung des Kreisverwaltungsausschusses am 13. März erwartet. Sara Austen
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