Der bisher namenlose Platz an der Waisenhaus- / Ruffini – Nymphenburger Straße könnte nach dem Pfarrer und Medienschaffenden Walter Joelsen benannt werden


Von Beatrix Köber
Der Platz an der Waisenhaus- / Ruffini- / Nymphenburger Straße hat bislang noch keinen Namen. Er könnte künftig „Walter-Joelsen-Platz“ heißen. (Foto: Beatrix Köber)
Der Platz an der Waisenhaus- / Ruffini- / Nymphenburger Straße hat bislang noch keinen Namen. Er könnte künftig „Walter-Joelsen-Platz“ heißen. (Foto: Beatrix Köber)
Der Platz an der Waisenhaus- / Ruffini- / Nymphenburger Straße hat bislang noch keinen Namen. Er könnte künftig „Walter-Joelsen-Platz“ heißen. (Foto: Beatrix Köber)
Der Platz an der Waisenhaus- / Ruffini- / Nymphenburger Straße hat bislang noch keinen Namen. Er könnte künftig „Walter-Joelsen-Platz“ heißen. (Foto: Beatrix Köber)
Der Platz an der Waisenhaus- / Ruffini- / Nymphenburger Straße hat bislang noch keinen Namen. Er könnte künftig „Walter-Joelsen-Platz“ heißen. (Foto: Beatrix Köber)

„Er war durch und durch Neuhausener“, sagt Dekan Christoph Jahnel von der evangelischen Christuskirche über Walter Joelsen. „Er war ein besonderer Zeitzeuge, ein Mahner, dass Demokratie nichts ist, was selbstverständlich ist, und er war ein Versöhner.“ Die Christuskirche würde dem im vergangenen Jahr verstorbenen Pfarrer, Religionslehrer, Redakteur und Filmemacher daher gern ein Denkmal setzen und den bislang namenlosen Platz an der Waisenhaus- / Ruffini- / Nymphenburger Straße nach ihm benennen wollen. Gemeinsam mit Joelsens Tochter sprach Dekan Jahnel deswegen beim Bezirksausschuss vor.

Walter Joelsens Leben ist eng mit dem Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg verwoben. Er wurde am 15. Juni 1926 im Rotkreuzkrankenhaus geboren und blieb zeitlebens ein „Neuhausener Kind“, trotz einiger „Ausflüge“ in andere Stadtbezirke, in denen er zeitweise lebte. Besonders mit der Christuskirche war er eng verbunden, wo er 1941 Konfirmation feierte und wo er eine Anstellung als Hilfsmesner übernahm, als ihm von den Nazis der Besuch des Wittelsbacher Gymnasiums verboten wurde.
Er wurde nach Diktion der Nationalsozialisten als Halbjude eingestuft, weil der Großvater väterlicherseits aus einer jüdischen Familie in Gunzenhausen stammte. 1944 wurde er mit dieser Begründung zur Zwangsarbeit eingezogen. Zuerst war er im Kalibergwerk bei Bad Salzungen in Thüringen, später in den Zwangsarbeitslagern Abteroda und Dankmarshausen. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Joelsen evangelische Theologie und arbeitete anschließend als Religionslehrer in Lindau am Bodensee, danach als Studentenpfarrer in München. Zuletzt war Pfarrer Joelsen als Redakteur bei der evangelischen Fernseh- und Filmproduktionsgesellschaft tätig, die in der Lachnerstraße beheimatet ist, also in unmittelbarer Nachbarschaft zum Platz an der Waisenhaus- / Ruffini – Nymphenburger Straße. Am 22. Mai 2023 starb Walter Joelsen, kurz vor seinem 97. Geburtstag.

Menschen erreicht und bewegt

Walter Joelsen positionierte sich gegen Rassenhass, Ideologie und nationalsozialistisches Gedankengut. „In unzähligen Zeitzeugengesprächen, Veranstaltungen, Interviews und Predigten hat Walter Joelsen diese Botschaft gerade an junge Menschen weitergegeben“, erinnerte Dekan Christoph Jahnel in seiner Trauerrede für Joelsen. Mit seiner besonderen authentischen Art, mit seinem Charisma habe er die Menschen erreicht und etwas in den Köpfen und Herzen bewegt. Für seine Erinnerungsarbeit im Konzentrationslager Dachau wurde Joelsen schließlich das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Besonders habe ihn bewegt, dass das Wittelsbacher Gymnasium, von dem er einst ausgeschlossen wurde, die alte Schulbibliothek nach ihm benannte.

„Eine Ehre“

Sowohl die vier Kinder Joelsens, als auch die Christuskirche sprechen sich nun dafür aus, dass der Platz an der Waisenhaus- / Ruffini- / Nymphenburger Straße seinen Namen tragen soll. „Für uns Geschwister wäre es natürlich eine Ehre, wenn ein Platz nach ihm benannt würde“, sagt Gisela Joelsen auf Anfrage. „Und wir alle, finden, dass gerade dieser Platz gut zu ihm passen würde. Nicht nur, weil er gleich bei der Lachnerstraße ist, wo er lange Jahre gearbeitet hat, sondern weil er sich inzwischen zu einem Treffpunkt für die Menschen aus dem Viertel entwickelt hat.“ Ihrem Vater sei die Begegnung mit anderen Menschen immer wichtig gewesen. „Er war neugierig auf die Geschichten der Anderen. Und deswegen hätte er sicher seine Freude daran, dass sich auf dem Walter-Joelsen-Platz Menschen begegnen und miteinander ins Gespräch kommen.“

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