Veröffentlicht am 01.01.2025 22:49

In der Silvesternacht wurden Kinder schwer verletzt und Einsatzkräfte angegriffen


Johannes Beetz
Johannes Beetz
Chefredakteur
seit 1999 bei der Gruppe der Münchner Wochenanzeiger
Mitarbeit im Arbeitskreis Redaktion des Bundesverbands kostenloser Wochenzeitungen (BVDA)
Gewinner des Dietrich-Oppenberg-Medienpreises 2017 (Stiftung Lesen)

Drei Kinder im Alter von zwei, elf und vierzehn Jahren wurden in der Silvesternacht in München durch Feuerwerkskörper schwer verletzt. Während der zweijährige Junge sowie der Elfjährige bei unterschiedlichen Vorfällen Verbrennungen an Hand, Hals und Gesicht erlitten, sprengte sich in Ramersdorf der 14 Jahre alte Junge Teile seiner Hand mit einem Silvesterböller weg. Alle drei Kinder mussten in Kliniken transportiert werden.

Viele Einsätze für die Retter

Der Jahreswechsel war für die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst sehr arbeitsreich. Bereits im Laufe des Silvestertages kam es immer wieder zu kleineren Einsätzen. Überwiegend handelte es sich um kleinere Brände an Mülltonnen oder Containern.
Den ersten großen Feuerwehreinsatz gab es in der Messestadt Riem um 22 Uhr. Hier kam es in einem Hochhaus durch eine Feuerwerksrakete zu einem massiven Balkonbrand im ersten Obergeschoss. Dabei platzte durch die Hitzeeinwirkung eine Fensterscheibe und das Feuer erfasste die Wohnung. Weiterhin breitete sich der Brand über den Balkon auf die darüberliegenden Balkone im zweiten und dritten Obergeschoss aus. Auch im zweiten Stock griff das Feuer auf die Wohnung über. Mit mehreren Rohren wurde ein umfangreicher Löschangriff durchgeführt. Hierbei kam auch eine Drehleiter zum Einsatz. Die Bewohnerinnen und Bewohner mussten das Gebäude für die Löscharbeiten verlassen. Nach dem Entrauchen des Gebäudes konnten diese wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Im Anschluss wurde die zerborstene Fensterscheibe von den Feuerwehrleuten verschlossen. Der Einsatz dauerte knapp zwei Stunden. Der entstandene Sachschaden wird hier auf mindestens 50.000 Euro geschätzt.

Personal aufgestockt

Je näher der Jahreswechsel rückte, desto höher war die Zahl der Notrufe, die in der Integrierten Leitstelle einliefen und bearbeitet werden mussten. Durch eine geplante Aufstockung des Personals in der Leitstelle wurden die Anrufe schnell abgearbeitet und disponiert. Aufgrund der Erhöhung von Rettungsmitteln und der festen Besetzung von 22 Hilfeleistungslöschfahrzeugen durch die Freiwillige Feuerwehr konnten die Einsatzstellen sehr schnell mit Fahrzeugen und Einsatzkräften bedient werden. Dies führte dazu, dass die Feuerwehrleute meist noch rechtzeitig kamen, um größere Schäden an Gebäuden zu verhindern. Insbesondere bei mehreren Balkonbränden konnte ein Übergreifen auf die Wohnungen verhindert werden.
Etliche Mülltonnen, Container und Mülltonnenhäuser fielen den Flammen zum Opfer. Zum Teil standen hier ganze Einhausungen mit mehreren Großraumtonnen in Vollbrand.

Brände mit großem Schaden

Um 1 Uhr kam es in der Riesenfeldstraße zu einem Brand in einem ebenerdigen Müllraum. Die massiven Flammen schlugen bis zum ersten Stock und ließen dort ebenfalls eine Scheibe einer Terrassentüre bersten. Durch einen schnellen und zielgerichteten Löschangriff konnte hier eine weitere Schadensausbreitung verhindert werden. Auch hier wurde das Gebäude mit einem Hochleistungslüfter entraucht.
Um 2 Uhr brannten in der Max-Wönner-Straße mehrere Mülltonnen in einem angebauten Mülltonnenhaus mit etwa 30 qm Größe. Das Feuer griff auf die Fassade des Gebäudes über und brannte hier weiter. Um alle Brandherde abzulöschen, mussten große Teile des Wärmeverbundsystems der Hausfassade geöffnet und entfernt werden. Zeitgleich wurden die Wohnungen des Gebäudes kontrolliert. Glücklicherweise kam es hier zu keiner Brandausbreitung. Der Sachschaden an der Hausfassade wird ebenfalls auf mehrere Zehntausend Euro geschätzt. Die Einsatzkräfte waren bis 4.30 Uhr mit den Löscharbeiten beschäftigt.

128 Notarzteinsätze

Die notarztbesetzen Fahrzeuge der Feuerwehr rückten zwischen Silvester 12 Uhr und Neujahr 7 Uhr zu über 128 (Vorjahr 102) Einsätzen aus. Neben den erwähnten schweren Verletzungen war meist übermäßiger Alkoholkonsum die Ursache für Stürze, Verletzungen und Streitigkeiten.

Feuerwehren halfen

Einsätze der Feuerwehr zum Jahreswechsel (12 bis 7 Uhr):
190 Einsätze (Vorjahr 209);
davon Brandeinsätze 163 (Vorjahr 183), technische Hilfeleistungen 27 (Vorjahr 26).
Notarzteinsätze:
128 Einsätze (Vorjahr 102).
Rettungsdiensteinsätze gesamt (alle Hilfsorganisationen) von 19 bis 7 Uhr:
402 Einsätze (Vorjahr 426).

    Polizei war 710 mal im Einsatz

    Wie gewohnt fiel die Silvesternacht auch für die Münchner Polizei arbeitsreich aus. Zwischen Silvester 18 Uhr und Neujahr 7 Uhr fuhr die der Polizei zu über 710 Einsätzen. Es handelte sich dabei u.a. um 46 Ruhestörungen, 65 Körperverletzungsdelikte, 110 Einsätze wegen Pyrotechnik und über 70 Einsätze im Zusammenhang mit Bränden.
    Im Bereich des Marienplatzes und der Fußgängerzone befanden sich gegen Mitternacht um die 6.000 Personen, um dort das neue Jahr zu begrüßen. Dort gab es ein komplettes Feuerwerksverbot von 21 bis 2 Uhr. Die Anwesenden wurden durch Lautsprecherdurchsagen auf das Verbot hingewiesen. Durch die Polizei wurde in mehreren Fällen mitgeführte Pyrotechnik sichergestellt.
    Am Friedensengel, dem Europaplatz und den angrenzenden Parkanlagen feierten ca. 3.000 Personen. Der Bereich war für den Verkehr von 23 bis 2.30 Uhr gesperrt.

    Angriffe auf Einsatzkräfte

    Im Bereich um die Wittelsbacher Brücke sammelte sich gegen 0.20 Uhr eine große Gruppe von etwa 300 Personen. Vereinzelt traten Personen aus der Gruppe vermummt auf. Das Vorgehen der Gruppe ist nach derzeitigem Kenntnisstand Personen aus dem linken Spektrum zuzuordnen. Durch mehrere Täter aus dieser Menge wurden Gegenstände in Brand gesetzt. Zudem wurden Silvesterböller und Glasflaschen gezielt auf die eingesetzten Polizeibeamten geworfen.
    Es wurde eine hohe Anzahl an weiteren Einsatzkräfte hinzugezogen. Durch die starke polizeiliche Präsenz sowie die gezielte Ansprache der Personen über Lautsprecher, konnte die Situation schnell unter Kontrolle gebracht und beruhigt werden. Es erfolgten mehrere Festnahmen. Weiter wurden zahlreiche Platzverweise ausgesprochen. Bei dem Einsatz wurden fünf Polizeibeamte verletzt. Es wurden Ermittlungsverfahren u.a. wegen schweren Landfriedensbruchs, versuchter gefährlicher Körperverletzung und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte eingeleitet. Für den Zeitraum des Einsatzes mussten die Zufahrtsstraßen zur Wittelsbacherbrücke gesperrt werden. Die Fahrbahn der Wittelsbacherbrücke selbst musste vor der Freigabe für den Fahrzeugverkehr zunächst gereinigt werden, da sie mit Glasscherben und Unrat bedeckt und nicht sicher befahrbar war.

    Haustiere liefen weg

    Auch viele Tiere litten unter der Knallerei. Bereits am Nachmittag und im Laufe des Abends gingen um die zehn Anrufe von Tierbesitzern ein, deren Hunde erschreckt durch Pyrotechnik weggelaufen waren, oder von Mitteilern, die zugelaufene Haustiere bei der Polizei meldeten.

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