Ich habe ein kleines Ritual: Wenn ich nach einem langen Tag im Landtag nach Hause komme, und der Münchner Wochenanzeiger ist im Briefkasten, dann setzte ich mich noch kurz in die Küche, genieße die Ruhe und blättere durch die aktuelle Ausgabe. Das ist eine kleine Auszeit, ein Stück Zuhause, das mich mit meiner Nachbarschaft und meiner Heimatstadt verbindet.
Mit seiner 100-jährigen Geschichte ist der Verlag und die Zeitungen selbst Zeuge der wechselhaften Münchner Stadtgeschichte. Ich lebe seit 1984 hier, und die Zeitung ist mir seitdem ein treuer Begleiter, ob damals als Stadträtin, oder heute als Abgeordnete des Landtags. Mit seiner reichhaltigen Mischung an Themen fallen hier für mich meine politischen mit privaten Interessen zusammen.
Als direkt gewählte Stimmkreisabgeordnete weiß ich natürlich, was im Münchner Süden passiert – und trotzdem freue ich mich darüber, hier einen anderen Einblick in Kultur, Politik und Vereinsleben zu bekommen. Ganz alltäglich auf das Leben geschaut, ganz direkt, ganz praktisch. Ich mag das sehr.
Ich freue mich, wenn aus den Bezirksausschüssen berichtet wird, diesem lebendigen Forum unserer vielfältigen Stadtpolitik! Der Radweg auf der Lindwurmstraße war und ist so ein Thema, das mit viel Emotionen bedacht ist. Welches Medium gibt diesen Themen so viel Raum? Für mich nimmt hier die Zeitung auch ihre demokratische Funktion wahr und lässt die verschiedenen Stimmen zu Wort kommen. In einer Zeit, in der es immer schwieriger wird, die Aufmerksamkeit der Menschen in der digitalen Flut zu gewinnen, leistet diese Zeitung einen unschätzbaren Beitrag zur Förderung der demokratischen Kultur und des Zusammenhalts in unserer Gesellschaft.
Zum 100. Jubiläum möchte ich allen, die an dieser Zeitung mitgewirkt haben und weiterhin mitwirken, meinen ganz herzlichen Dank aussprechen. Es ist sicher nicht leicht, in der heutigen digitalen Welt eine gedruckte Zeitung zu machen, die die Menschen erreicht und bewegt. Aber Sie schaffen es – Woche für Woche, Ausgabe für Ausgabe.
Ich wünsche Ihnen auch in Zukunft viel Kraft und Erfolg. Bleiben Sie uns als kritische, neugierige und leidenschaftliche Berichterstatter erhalten – wir brauchen Sie!