Dem geht's nass nei, so sagt man heute, wenn jemand wirtschaftliche Probleme hat, kurz davor steht alles zu verlieren.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne : Hoamat Bayern
Die Herkunft der Redewendung ist ursprünglich wörtlich zu nehmen, denn wenn ein Bauer früher ein undichtes Scheunendach hatte, dann ging es ihm nass nei, das Heu wurde feucht und als Futtermittel unbrauchbar. Aber momentan geht es uns alle ein bisschen nass nei, jedenfalls im wörtlichen Sinn. An so eine Schlechtwetterperiode wie zur Zeit herrscht, kann ich mich schon lange nicht mehr erinnern. Da waren dieses Jahr sogar die Bauernwetterregeln überfordert. Einer der bekanntesten Lostage ist der Siebenschläfertag und da war es dieses Jahr fast wolkenlos und heiß. Geholfen hat es nix.
Aber das Schimpfen nützt uns ja auch nicht. »Mich freuts wenns regnet, weil wenn ich mich nicht freu' regnets auch«, so sagte einst Karl Valentin und mit ihm sollten wir es halten.
Gut, der Bergsommer ist seit dem 11. September vorbei, aber wir können jetzt vielleicht auf einen goldenen Herbst hoffen. Der Herbst bei uns in den Bergen ist eine spannende Jahreszeit. Rund herum finden Almabtriebe statt, die Erntesaison ist bald vorbei und Erntedank steht vor der Tür, ein farbenfrohes Fest.
Genießen wir doch die schönen Seiten dieser Jahreszeit. Noch vor hundert Jahren konnten die Menschen das nicht so unbeschwert tun. Herbststürme waren gefährlich und wenn die Futter- und Nahrunsspeicher nicht voll genug waren, wurde der Winter zum Überlebenskampf. Da haben wir es heute schon leichter und können uns an den schönen Seiten der Jahreszeit erfreuen. Ich selbst bin ja ein leidenschaftlicher Fotograf und wenn sich jetzt die Blätter bunt färben, kann man bei uns im Freilichtmuseum sehr beeindruckende Motive einfangen. Der Herbst bringt außerdem den Wind mit sich und die Kinder können Drachen steigen lassen. Wenn ich das ab und zu einmal beobachte, weiß ich oft nicht, wer mehr Spaß daran hat, die Väter oder die Kinder. Es ist einfach eine faszinierende Sache, speziell wenn man den Drachen mit den Kindern zuvor noch selbst gebaut hat.
»Mich freuts, wenns regnet weil wenn ich mich nicht freu, regnets auch!«
Das haben Sie noch nicht gemacht? Aber so schwierig ist es gar nicht und ich bin überzeugt, Ihre Kinder oder Enkelkinder sind begeistert, probieren Sie es doch einmal aus. Sie benötigen zwei Stäbe aus denen Sie ein Kreuz bilden und sie fest zusammenbinden. Um das Kreuz herum spannen Sie eine Schnur und bespannen das Gebilde dann mit dünnem Papier oder Stoff. Dann binden Sie die Waagschnur mit einem kleinen Ring am Längsstab fest. Die Schnur sollte etwa um die Hälfte länger sein als der Stab. Man balanciert den Ring ungefähr so aus, dass der Drachen etwa im Gleichgewicht hängt, die Feineinstellung muss man dann nach dem ersten Flug vornehmen. Ach noch etwas, der Schwanz. Da können die Kinder auch selbst tätig werden und kleine Papierschleifen falten, die dann auf eine lange Schnur geknüpft werden. Der Schwanz sieht nicht nur schön aus, sondern stabilisiert auch den Flug. Sie brauchen dann nur noch eine Drachenschnur und es kann losgehen. Drachen sind übrigens schon vor mehr als 2000 Jahren in China gebaut worden und kamen dann über die Handelswege nach Europa.
Drachen sind früher auch zur Temperaturmessung für Wetterbeobachtungen verwendet worden. Um Gottes Willen, jetzt bin ich schon wieder beim Wetter! Lassen wir das beiseite, besuchen Sie doch lieber unser Freilichtmuseum in Schliersee und lassen Sie uns mit einem frisch gebrauten Museumsbier auf einen goldenen Herbst anstoßen, während die Kinder Drachen steigen lassen.