Veröffentlicht am 14.05.2015 00:00

Schliersee · Das versteinerte Urmeer vor unserer Haustür


Von red

Jetzt, wo es wärmer wird, zieht es die Menschen ans Wasser, nicht nur bei uns am Schliersee oder an der Isar. Während sich die Erwachsenen mit einem Spaziergang am Weg begnügen, sind die Kinder meistens dicht dran am kühlen Nass, nicht immer zur Freude der Eltern, denn zu schnell passiert es und die Schuhe und das Gewand sind tropfnass. Aber es macht halt Spaß zu plantschen oder Steine hüpfen zu lassen.

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Ditschen, pfitscheln, flippen oder flacherln, es gibt viele Namen für das Spiel und angeblich haben es sogar schon die Philosophen im antiken Griechenland gespielt. Wissen Sie noch, wann Sie das zum letzten Mal gemacht haben? Um einen flachen Kiesel so oft wie möglich springen zu lassen, braucht man ein bisschen Geschick und einen geeigneten Stein. Als Buben haben wir oft nach diesen besonders guten Steinen gesucht und dann den Wettbewerb gestartet, wessen Stein am öftesten hüpft. Auch heute macht mir das immer noch Spaß, doch ich werfe die Steine nicht mehr so achtlos wie früher. Denn manchmal sind richtige Schmuckstücke dabei. Wenn man genau schaut, bemerkt man, dass die Steine oft mehrere Schichten und verschiedene Farben haben.

Dem Kenner können sie zudem eine ganze Menge erzählen. Zum Beispiel wann sie entstanden sind, wo sie ursprünglich herkommen und vieles mehr. Bei uns in den nördlichen Alpen gibt es sehr viele verschiedene Gesteinsarten, auch Kristalle wie Glimmerschiefer und Gneise und die Flüsse transportieren sie weiter ins Flachland hinaus. Ursprünglich kamen diese Steine in unseren Kalkalpen gar nicht vor, es sind praktisch Zuwanderer. Allerdings sind sie schon sehr lange bei uns, denn die Gletscher haben sie in der letzten Eiszeit, also vor rund 20.000 Jahren vom Alpenhauptkamm mitgebracht, die Schleifspuren kann man oft noch erkennen. Erstaunt war ich schon, als ich erfahren habe, welchen Weg manche Steine schon hinter sich haben, denn das habe ich so nicht alles gewusst. Umso mehr freut es mich, dass wir im Freilichtmuseum in Schliersee heute die Ausstellung »Die Kieselsteine unserer Heimat« eröffnen.

Die beiden Gesteinsforscher Gustav Prechtl und Hannes Peschl aus Laufen haben eine wunderbare Zusammenstellung der verschiedenen Gesteinsarten mit detaillierter Beschreibung und den geologischen Zonen erstellt. Man könnte sagen, ein steinernes Geschichtsbuch, denn die Steine sind quasi eine Art Archiv. So kann man in den Versteinerungen, die bei uns gefunden werden, zum Beispiel viele Schnecken, Muscheln und Tintenfische finden. Denn über ganz Bayern schwappte vor einigen Millionen Jahren ein riesiges Urmeer. Mit etwas Glück und einem offenen Auge kann man bei einer Bergwanderung in unseren Alpen so einiges entdecken, denn die heutigen Bergspitzen waren einst der tiefe Meeresgrund. Sie müssen allerdings nicht unbedingt Gipfel erklimmen, besuchen Sie uns ganz einfach im altbayerischen Dorf in Schliersee und erleben Sie das versteinerte Urmeer in einer besonders ansprechenden Form. Ja, denn neben allem wissenschaftlichen Beiwerk ist die Ausstellung im Lukashof vor allem fürs Auge eine Genuss!

Und wenn Sie dann im Biergarten vor unserem altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« in die Berge blicken, dann können Sie eine geistige Zeitreise machen. Bayerische Schmankerl und selbstgebrautes Museumsbier halten wir für Sie bereit, nur die Fantasie müssen Sie selbst mitbringen für Ihre Reise in die Vergangenheit. Und wer weiß, vielleicht betrachten Sie in Zukunft auch die Steine am Wegrand mit ganz anderen Augen.

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