Bogenhauser auf Weltreise

Erste Station der Weltreise von Familie Cavalcanti Meyer aus Bogenhausen war Thailand, wo sie zwei liebevollen Elefantendamen begegneten. (Foto: privat)
Erste Station der Weltreise von Familie Cavalcanti Meyer aus Bogenhausen war Thailand, wo sie zwei liebevollen Elefantendamen begegneten. (Foto: privat)
Erste Station der Weltreise von Familie Cavalcanti Meyer aus Bogenhausen war Thailand, wo sie zwei liebevollen Elefantendamen begegneten. (Foto: privat)
Erste Station der Weltreise von Familie Cavalcanti Meyer aus Bogenhausen war Thailand, wo sie zwei liebevollen Elefantendamen begegneten. (Foto: privat)
Erste Station der Weltreise von Familie Cavalcanti Meyer aus Bogenhausen war Thailand, wo sie zwei liebevollen Elefantendamen begegneten. (Foto: privat)

Es gibt Menschen, die kommen das ganze Leben kaum aus ihrem Geburtsort heraus. Und es gibt andere Menschen, die schon als kleine Kinder exotische Länder und fremde Kulturen kennenlernen. Zur zweiten Kategorie gehören die beiden jungen Bogenhauser Diego und Leandro, die gerade mit ihren Eltern auf einer Weltreise sind.
Für eine Lokalzeitung wie den Bogenhausener Anzeiger ist es nicht alltäglich, ein Interview zu führen, bei dem der Gesprächspartner am anderen Ende der Welt sitzt. Familienvater Patrick Meyer ruft aus Sydney an. Das Gespräch läuft per WhatsApp übers Handy, die Verbindung ist gut. Schön warm sei es heute gewesen, um die 30 Grad, berichtet Meyer. In Australien ist gerade Spätsommer.

Vor einer "Jetzt-oder-nie!"-Entscheidung standen Patrick Meyer und seine Frau Carolina Cavalcanti Meyer Ende September 2018. IT-Fachmann Patrick hatte seinen Arbeitgeber mit einer Abfindung verlassen. Carolina ist noch bis nächstes Jahr in Elternzeit, die Söhne Diego (zwei Jahre) und Leandro (vier Jahre) sind noch nicht schulpflichtig. Der perfekte Zeitpunkt für eine Weltreise?
"Meine Frau hat zuerst gedacht, ich mache Spaß", berichtet Patrick Meyer. "Aber dann war sie recht schnell Feuer und Flamme für die Idee". Eine Weltreise hatte das Paar schon länger im Hinterkopf gehabt, jetzt war dank der Abfindung auch das Geld dafür da. Anfang Oktober machten sich Patrick, der schon als Student viel als Backpacker reiste, und Carolina schließlich daran, die Route zu planen.
Außer Carolinas Heimatland Brasilien und den USA schafften es nur Länder auf die Liste, die das Ehepaar noch nicht besucht hatte. "Nach Argentinien wollten wir schon einmal, dann kam beruflich etwas dazwischen. Auch Costa Rica stand schon lange auf meiner Wunschliste", erzählt Patrick. Ein Zwischenstopp in Panama ergab sich während der Planung. Nach Australien oder Neuseeland wiederum sei ein einfacher Flug sehr teuer ‒ die Weltreise ermöglicht es, gleich beide Länder kennenzulernen. Zu den genannten Staaten kamen noch Thailand, Chile, Kanada und zum Abschluss Irland hinzu.
Wichtige Kriterien seien Sicherheit und Hygienestandards gewesen, sagt Patrick Meyer: "Ohne Kinder hätten wir sicher noch etwas abenteuerliche Länder besucht." So wurden Ziele wie Indien oder Kolumbien wieder verworfen. Die Abfolge der Länder ergab sich aufgrund der Jahreszeiten. Das Abenteuer begann Mitte Januar mit dem Flug von München nach Bangkok. Dann ging es auf die Südhalbkugel, wo zu Jahresbeginn Sommer ist. Mitte August werden die vier Weltreisenden dann nach sieben Monaten zurückkehren.

Seit 2014 lebt die Familie Cavalcanti Meyer in Bogenhausen, am Rand des Arabellaparks. Sohn Leandro besucht den Kindergarten St. Rita, wo die Eltern sehr engagiert sind. "Unsere Wohngegend ist ruhig, aber gut angebunden", meint Patrick, der ursprünglich aus Dresden kommt. "Für die Kinder ist es ideal." Vermisst haben sie ihr Zuhause nach fast zwei Monaten noch nicht besonders, auch wenn der ältere Sohn Leandro öfters nach seinen Freunden fragt. "Wir versuchen, nicht zurückzuschauen und die Zeit zu genießen", sagt Patrick Meyer. Mit den Nachbarn in Bogenhausen stehen sie in Kontakt. Die ein oder andere Familienfeier werden sie allerdings verpassen.
Aus ihrem persönlichen Umfeld hätten sie viel Respekt erhalten, eine solch lange und aufwändige Reise mit kleinen Kindern zu unternehmen, sagt der 37-Jährige. Kritische Stimmen gab es keine. "Der Große war schon vorher aufgeregt und hat im Kindergarten davon erzählt", meint Patrick Meyer. "Bei unserem Kleinen, der im Mai drei Jahre alt wird, weiß ich nicht, ob er das alles schon realisiert."
Grundsätzlich würden die Kinder "toll mitmachen", erzählt der Vater. "Nur auf den Spielplätzen ist es oft schwierig, weil sie nicht verstanden werden. Aber sie finden es toll, dass Mama und Papa so viel Zeit haben." Meistens ist die Familie zu viert unterwegs. Während der vier Wochen in Sydney belegt Mutter Carolina einen Sprachkurs in Business-Englisch, Leandro geht zweimal die Woche in einen Kindergarten. Vater Patrick plant, während der Aufenthalte in Santiago de Chile und Buenos Aires einen Spanischkurs zu absolvieren.

An die langen Flüge, die Hitze oder die Zeitverschiebung hätten sich alle gut angepasst. Eine kritische Situation gab es aber mitten im thailändischen Dschungel: Leandro fiel hin und verletze sich an der Zunge. Der nächste Arzt war eine Stunde entfernt, die Apothekerin vor Ort konnte jedoch gut helfen. Generell sei Thailand sehr kinderfreundlich, meint Patrick. Eine Sache jedoch war zunächst amüsant, dann aber bald anstrengend: "Die Einheimischen wollten ständig mit Fotos mit unseren Kindern machen, sogar die Kellnerinnen in den Cafés. Den Kleinen fanden sie besonders niedlich", erzählt Patrick Meyer. Dabei seien sie gar nicht so sehr Exoten gewesen, da in Thailands Hauptstadt Bangkok viele Ausländer leben.
Auch Australiens Metropole Sydney, die zweite Station der Reise, sei sehr kinderfreundlich ‒ und besonders multikulturell. "Der asiatische Einfluss ist sehr groß", sagt Patrick. "Wir hören aber auch viel Deutsch oder Portugiesisch." Amüsiert berichtet der Bogenhauser, dass es in Sydney sogar ein Münchner Bräuhaus gibt, das auf großen Werbeplakaten Schnitzel anpreist. Generell werde Deutschland auf anderen Kontinenten fast immer mit Bier und dem Oktoberfest assoziiert. "So war es auch, als wir im thailändischen Dschungel auf US-Amerikaner trafen", erzählt Patrick Meyer. "Denen konnten wir dann sagen, dass wir tatsächlich aus München kommen!" Benjamin Schuldt

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