Von Carsten Clever-Rott
Es könnte alles schlechter sein. Es könnte aber auch alles besser sein. Die selbsternannte Radlhauptstadt München ist sicher nicht radfahrerfeindlich. Im positiven Bereich ist aber immer noch Luft nach oben. Einigen geht es im Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur nicht schnell genug voran. Jetzt soll ein Bürgerbegehren den politischen Entscheidern auf die Sprünge helfen. Um den Rückhalt in der Bevölkerung zu demonstrieren, findet am Sonntag, 7. April, eine Kundgebung auf dem Königsplatz statt. Weil möglichst viele Radfahrer aus München und dem Umland mitmachen sollen, führen Routen aus vier verschiedenen Richtungen in Form einer Sternfahrt zum Protestort.
Das Bündnis "Radentscheid München", das die Protestveranstaltung am Sonntag organisiert, besteht aus dem ADFC, Bündnis 90/Die Grünen, Bund Naturschutz - Kreisgruppe München, Die Linke München, Green City e.V. und ÖDP München. Die meisten von ihnen haben bereits beim Volksbegehren Artenvielfalt erfolgreich zusammengearbeitet. Oder beim Bürgerentscheid "Raus aus der Steinkohle". Es sind die Umweltthemen, die bei den Menschen ankommen.
Die große Radsternfahrt des ADFC München am Sonntag, 7. April, bildet das erste große Ereignis im Kalender des „Radentscheid München“. Mit der Fahrrad-Demo will der ADFC München gemeinsam mit den Bündnispartnern bessere Bedingungen für Radfahrende einfordern. Konkret fordert das Bündnis geschützte und besonders an viel befahrenen Straßen vom Autoverkehr abgetrennte Radwege. Radfahren soll sicher und komfortabel und damit attraktiver werden. Schon jetzt ist das Fahrrad nach der U-Bahn das zweitschnellste Verkehrsmittel in München, auf kurzen Strecken sogar das schnellste. Aber es gibt in der Innenstadt keine durchgehenden Routen. Radwege enden unvermittelt, weil die baulichen Bedingungen eine Fortführung nicht erlaubt haben. Das Bündnis Radentscheid aber fordert: Wo ein Wille ist, da ist auch ein (Rad-)Weg. Genau genommen soll ein lückenloses Rad-Vorrangnetz etabliert werden, abseits vielbefahrener Straßen.
Der Fahrradverkehr soll in seiner Bedeutung und baulichen Priorisierung dem nach wie vor bevorzugten Autoverkehr gleichberechtigt werden. Das fängt bei scheinbar banalen Forderungen wie gleich langen Grünphasen oder einer Gelbphase an Fahrradampeln an, führt aber auch über Anpassungen im Sinne der Sicherheit, nämlich bessere Einsicht in Kreuzungen und vorgezogene Aufstellflächen an Ampeln, sodass Radfahrer vor wartenden Autos halten können. Bedarfsgerechte, flächendeckende und sichere Abstellmöglichkeiten gehören ebenfalls zum Forderungskatalog. Und Flächengerechtigkeit. Radfahrer sollen mehr Verkehrsfläche bekommen, "aber nicht zulasten des Fußverkehrs, des ÖPNV und des Stadtgrüns", wie das Bündnis formuliert. Heißt: Der Autoverkehr soll Flächen zur Verfügung stellen, Fahrspuren und Parkflächen. Das sind je nach Personengruppe unpopuläre Maßnahmen und hier ist die individuelle Entscheidung jedes Einzelnen nicht mehr so einfach wie beim Volksbegehren Artenvielfalt. Umso wichtiger zu wissen, worum es im Detail geht.
Das erfahren die Teilnehmer der Radsternfahrt und der Kundgebung am 7. April. Ein Höhepunkt der Radsternfahrt ist die Tour auf den für den Kfz-Verkehr gesperrten Straßen der Innenstadt. Daneben gibt es ein umfangreiches Bühnenprogramm mit prominenten Gästen und Bands auf dem Königsplatz.
Ziel der Rad-Initiative ist ein Bürgerbegehren, mit dem die Landeshauptstadt München unter Zugzwang gesetzt werden soll. Daher möchte der Fahrrad-Club die 5.000 Teilnehmer der letztjährigen Radsternfahrt in diesem Jahr noch übertreffen.
Von vielen Startpunkten aus der Region erobern bayerische Radfans die Stadt und sammeln sich an einem der vier Treffpunkte in der Landeshauptstadt. Von dort geht es auf autofreien und polizeigesicherten Straßen gemeinsam weiter zum Königsplatz. Die anschließende Tour durch die Innenstadt und zurück zum Königsplatz ist eine gemütliche Radlrunde und für die gesamte Familie geeignet.
Die Startpunkte in München sind Schloss Nymphenburg (Vorplatz), Studentenstadt (Grasmeierstraße/Christoph-Probst-Straße), Ostbahnhof (Frieden-/Grafinger Straße) und Westpark (Parkplatz Westendstraße). Aufstellung dort ist jeweils ab 12.30 Uhr, Abfahrt um 13 Uhr. Von den Startorten radeln die vier polizeibegleiteten Demozüge mit gemütlichem Tempo zum Königsplatz.
Mit Ständen, großer Bühne, Bands und prominenten Gästen werden am Königsplatz ab 13.45 Uhr gemeinsam mit den Bündnispartnern vom „Radentscheid München“ die Forderungen nach einer besseren Radinfrastruktur in München und dem Umland bekräftigt. Außerdem sollen möglichst viele Unterschriften für das Bürgerbegehren gesammelt werden.
Im Anschluss an die Kundgebung findet von 14.30 bis 16.00 Uhr eine gemeinsame Radlrunde in familienfreundlichem Tempo durch die Stadt und zurück zum Königsplatz statt. Die Teilnahme an der Sternfahrt ist kostenfrei und erfolgt auf eigene Verantwortung.