Die Polizeiinspektion Poing ist für den gesamten nördlichen Landkreis Ebersberg zuständig, konkret für die Gemeinden Poing, Markt Schwaben, Pliening, Anzing, Forstinning, Vaterstetten und Zorneding. Eine Dienststelle betreut damit ein Gebiet mit etwa 75.000 Einwohnern ‒ fast eine Großstadt.
Unlängst forderten daher drei Bürgermeisterkandidaten der FDP, Marc Salih aus Poing, Klaus Willenberg aus Vaterstetten und Peter Pernsteiner aus Zorneding, neben den Inspektionen Ebersberg und Poing wieder einen dritten Polizeistandort im Landkreis zu etablieren. Bis Herbst 2015 gab es beim Rathaus Vaterstetten eine Polizeiwache, dann wurde der Standort mit der Inspektion in Poing zusammengelegt.
Eine höhere Präsenz der Polizei im Landkreis Ebersberg sei absolut notwendig, meint auch die Poinger SPD, angeführt von Bürgermeisterkandidat Reinhard Tonollo. Jedoch sei eine Polizeidienststelle in Vaterstetten allein aufgrund der Personalsituation der Polizei in Bayern nicht möglich. "Seit längerer Zeit ist die Inspektion in Poing unterbesetzt", führt die SPD aus. Eine Anfrage der sozialdemokratischen Landtagsabgeordneten Doris Rauscher hatte ergeben, dass 2019 für die Polizeiinspektion Poing 65 Stellen vorgegeben waren, tatsächlich aber nur 56 Stellen besetzt sind. „Ausschlaggebend ist aber vor allem auch, dass im Durchschnitt nur 49 Polizisten und Polizistinnen zur Verfügung standen. Das sind 16 weniger, als eigentlich der Plan ist!“, sagt Rauscher.
Für eine Dienststelle, die 24 Stunden Dienst leisten kann, seien mindestens 40 Beamte erforderlich, erläutert die SPD Poing. Eine kleinere Station, die nur Tagdienst leistet, führe nicht zu einer Erhöhung der Sicherheit, sondern belaste nur die Nachbardienststelle ‒ in diesem Fall Poing, die in der Nacht den Dienstbereich mit abdecken müsste. Dies war genau der Grund für die Schließung der Station in Vaterstetten vor einigen Jahren. "Der einzig realistische und effektive Weg ist die Personalaufstockung bei der Inspektion in Poing", glauben Tonollo und seine Mitstreiter. Dies würde auch den Neubau der Dienststelle implizieren. Bei einer Sanierung des bisherigen Dienstgebäudes könnten, vor allem aus Platzgründen, die Anforderungen an die Sicherheit nicht eingehalten werden.
Die aktuelle Polizeiinspektion in Poing liegt in der Markomannenstraße, ganz im Süden des Ortes. "Das Haus ist bereits seit mehr als einem Jahr sanierungsbedürftig, erfüllt keine modernen Standards und ist auch zu klein für die Polizisten vor Ort", erklärt Doris Rauscher. Dies sei aber nicht verwunderlich ‒ schließlich ist das Gebäude bereits seit 1971 in Betrieb, als Poing nur etwa ein Viertel der heutigen Einwohnerzahl hatte. Schon 2018 hat der Freistaat angefangen, nach einem neuen Grundstück in der Gemeinde zu suchen und ist dabei auf das Grundstück des Versuchsguts Grub gestoßen. Nach langwierigen Eignungsprüfungen des Grundstücks sollten bis Ende 2019 Ergebnisse des Staatlichen Bauamts Rosenheim vorliegen, ob das Grundstück genutzt werden kann.
Noch ist nicht öffentlich bekannt, ob das Gutachten die Unterbringung der Polizeiinspektion Poing in Grub erlaubt. Wenn ja, könnte Fahrt in die Angelegenheit kommen, glaubt Rauscher. Das zuständige Staatsministerium des Innern, für Sport und Integration muss dann das Grundstück der Bayerischen Polizei übertragen, sodass diese, gemeinsam mit den Kommunen, eine Empfehlung abgibt, wie die Fläche bestmöglich genutzt werden kann. Außerdem muss das Bauvorhaben im Haushalt veranschlagt werden.