Für viele gehört nach einem guten Essen ein kleiner Schnaps als Abschluss dazu. Wie so oft ist es beim Genuss immer eine Frage der Dosis und gerade Hochprozentiges sollte auf alle Fälle in Maßen genossen werden. Doch auch eine kleine Menge kann ein großes Geschmackserlebnis sein, wenn der Brenner sein Handwerk versteht.
Das komplette Dorf ein Museum: Markus Wasmeiers Freilichtmuseum Mit feinen Details hat der Skirennlauf-Goldmedaillengewinner sich liebevoll der Vergangenheit der Region Wendelstein zugewendet
Schnaps brennen ist eine alte Kunst. Gebrannt wurde vermutlich schon um das Jahr 1000 n. Chr. War es am Anfang ein geheimnisvolles Verfahren und sprach man dem Destillat noch eine medizinische Wirkung zu, unter anderem gegen die Pest, so begann etwa im 15. Jahrhundert die kommerzielle Herstellung von Bränden als Genussmittel. Oft entwickelten sich regionale Besonderheiten, wie etwa beim Whisky, Cocnac oder Gin. Übrigens auch am Schliersee, da haben wir einen eigenen Whisky, dem Slyrs, aber das ist eine andere Geschichte. Doch ganz ohne Hochprozentiges müssen Sie bei einem Besuch im Freilichtmuseum nicht auskommen.
Im altbayerischen Dorf erfahren Sie in unserer Schnapsbrennerei, mit welchen Mitteln früher im kleinen Maßstab gebrannt wurde. Diesen Samstag ist die Brennerei in Betrieb. Zuerst wird ähnlich dem Bierbrauen eine Maische vergoren. Dabei entsteht ein Alkoholgehalt von bis zu 12 %. Die Maische kommt anschließend in die Brennblase und wird erhitzt. Durch das Erhitzen verdampft der Alkohol sowie zahlreiche erwünschte Aromakomponenten, die man auffängt und so den konzentrierten Brand erhält.
Aromaarme Destillate hingegen werden durch Einlegen von Früchten, Wurzeln oder Kräutern aromatisiert. Man spricht dann von einem Geist. Doch Achtung, der Staat trinkt mit. Bereits im Jahr 1507 wurde die Branntweinsteuer zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Geschichte mit allen Sinnen genießen:
In der Schnapsbrennerei
wird der Geschmackssinn verführt!
Alle Brennereien mussten von da ab für ihre Produkte Steuern zahlen, außerdem durfte nicht einfach jeder, der wollte, zuhause brennen. Es mussten limitierte Brennrechte erworben werden. Diese waren dann an den Grund und Boden gebunden und konnten auch vererbt werden. Natürlich versuchte man die strengen Gesetze zu umgehen. Viele Bauern brannten schwarz und auch der Schmuggel trieb seine Blüten. Gerade zwischen Österreich und Bayern. Denn im unwegsamen Gelände der Alpen konnten die einsamen Wege und Steige nur schlecht kontrolliert werden.
Mit viel Aufwand wurden dort die Fässer mit halsbrecherischen Unternehmungen über die Berge gebracht, teils mit Lasttieren, denen man Tücher um die Hufe wickelte um die Schrittgeräusche zu dämpfen. Die Schmuggler und die Grenzer waren in ihrem Geschäft beinahe in eine Art sportlichen Wettkampf verwickelt.
Denn meist kannten sich die Betreffenden in den kleinen Grenzorten ganz gut und saßen nicht selten beim gleichen Wirt zusammen. Manchmal wetteten die Schmuggler sogar mit den Grenzern. Beide Gruppen feilten an ihren Vorgehensweisen und die Schmuggler waren sehr kreativ in der Auswahl ihrer Methoden. Es ging sogar soweit, dass Schmuggelgut in Särgen über die Grenze geschafft wurde, da es als Leichenfrevel galt einen Sarg zu öffnen und es somit lange dauerte, bis der erste Schmuggel dieser Art aufflog. Wurde man allerdings dann doch einmal erwischt waren die Strafen drakonisch hoch.
Bei uns im Freilichtmuseum müssen Sie allerdings nicht auf Schmugglerpfaden wandeln. Ganz legal können Sie in unserem Wirtshaus »Zum Wofen« oder im Biergarten edle Brände genießen. Wem das zu hochprozentig ist, für den ist vielleicht unser selbstgebrautes Museumsbier eine Alternative oder Sie steigen gleich um auf die Kräuterlimonade. Denn egal ob im Schnaps oder im Limo, unsere frischen Bergkräuter sind ein kleines Fest für Ihren Geschmackssinn.
Besuchen Sie uns im altbayerischen Dorf, schauen Sie den Handwerkern wie etwa dem Schnapsbrenner bei ihrer Arbeit über die Schulter und genießen Sie die Natur der Schlierseer Berge auf Ihrer Zeitreise bei uns im Freilichtmuseum. Ich freue mich auf Ihren Besuch!
Ihr Markus Wasmeier