Bis auf den letzten Platz gefüllt war am der Nebenraum der Sportgaststätte an der Meyerbeerstraße zur turnusgemäßen Neuwahl des Ortsvorstands. Stadträtin Ursula Sabathil hatte bereits im Vorfeld angekündigt, für den Vorsitz nicht mehr zu kandidieren. Die Amtsübergabe gestaltete sich jedoch wesentlich schwieriger, als es sich der bisherige Ortsvorstand gewünscht hatte. Trotz einer Vielzahl klärender Vorgespräche konnten Kampfabstimmungen nicht verhindert werden.
18 Jahre lang führte Sabathil den Obermenzinger Ortsverband der CSU. Durch neue Aufgaben im Münchner Stadtrat reifte in ihr bereits im vergangenen Jahr der Entschluss, den Vorsitz in neue Hände zu übergeben. Seit langen Jahren ist die Stadträtin aus Obermenzing als Korreferentin im Münchner Kulturreferat bereits stadtweit unterwegs und viel gefragt. Nach der letzten Wahl 2008 kamen zwei verantwortungsvolle Aufgaben neu hinzu: Sie ist seither auch Migrationsbeauftragte der Stadtratsfraktion der CSU und zudem Schulpolitische Sprecherin der Fraktion. „Ich will diese beiden neuen und herausfordernden Aufgaben mit großem Engagement ausfüllen“, erläutert Sabathil ihren Entschluss, den Ortsvorsitz abzugeben. Bereits in ihrem Rechenschaftsbericht legte sie der Versammlung ihren bisherigen Stellvertreter und Fraktionssprecher der CSU im Bezirksausschuss Pasing-Obermenzing, Frieder Vogelsgesang, ans Herz.
Dass Vogelsgesang nicht der einzige Kandidat um den Vorsitz sein würde, war zu diesem Zeitpunkt den Versammlungsmitgliedern bereits hinreichend bewusst. Bereits im Januar, als Sabathil ihren Rückzug noch gar nicht verlautbart hatte, hatte der junge und ehrgeizige Max Faltlhauser eine Gegenkandidatur angekündigt, da er „frischen Wind in den Ortsverband bringen“ wolle. Auch als bekannt wurde, dass Vogelsgesang als designierter Nachfolger bereit stehe, zog Faltlhauser seine Kandidatur nicht zurück. In den vergangenen Wochen wurden daher eine Vielzahl von Gesprächen geführt, um den Ortsverband nicht unnötig zu beschädigen oder gar zu entzweien. Faltlhauser lehnte nach CSU-Angaben auch eine vom Vorstand unterbreitete Kompromisslösung ab: Den Vorsitz hätte zunächst der in der Partei vielfach positiv aufgefallene Obermenzinger Zahnarzt Alois Schneck übernommen; Sabathil, Vogelsgesang und Faltlhauser hätten die drei Stellvertreter werden sollen. Die bisherigen Stellvertreter Wolf von Welck und Christian Löhr hatten ihre Bereitschaft erklärt, für diesen Kompromiss auf eine Kandidatur zu verzichten. „Mit dieser Lösung hätte der Ortsverband sicher gut leben können“, ist sich Vogelsgesang sicher. Faltlhauser, der bisher in Obermenzing noch nicht in Erscheinung getreten ist, „hätte an Profil gewinnen und sich für einen späteren Vorsitz empfehlen können“ und Vogelsgesang wäre bereit gewesen, sich im Interesse des Verbands ebenfalls in zweiter Reihe einzureihen. Es scheiterte laut CSU jedoch an der Kompromissbereitschaft von Max Faltlhauser. Am Vorabend der Wahl konnte im Rahmen einer nochmaligen Vorstandssitzung zumindest weitgehend Einigung über die weiteren Vorstandsämter erzielt werden. Es stand die Befürchtung im Raum, dass es auf zahlreichen Positionen zu Kampfkandidaturen kommen könnte.
In der Aussprache zu den Berichten ergriff zunächst Vogelsgesang das Wort und dankte der scheidenden Vorsitzenden im Namen des Ortsverbands mit einem großen Blumenstrauß und zwei erlesenen Flaschen Rotweins für ihr langjähriges Engagement als Vorsitzende und persönlich für die konstruktive und enge Zusammenarbeit zwischen Stadträtin und Bezirksausschuss-Fraktionssprecher. Der CSU-Kreisvorsitzende Josef Schmid war eigens als Gast zur Versammlung gekommen, um im Anschluss ebenfalls Ursula Sabathil Dank auszusprechen, ihre bisherige Arbeit lobend zu würdigen und den wahlberechtigten Mitgliedern Frieder Vogelsgesang als Nachfolger zu empfehlen.
Unter der souveränen Leitung von Stadtrat Hans Podiuk fand sodann die mit Spannung erwartete Wahl statt. Zunächst wurde Max Faltlhauser ein weiteres Mal gebeten, auf eine Gegenkandidatur zu verzichten, aber wie erwartet kam es zu einer Abstimmung zwischen Faltlhauser und Vogelsgesang, die Vogelsgesang mit 37:24 Stimmen für sich entscheiden konnte. Ursula Sabathil und Alois Schneck wurden sodann in Einzelabstimmungen ohne Gegenkandidatur als Stellvertreter gewählt. Bei der Position des weiteren Stellvertreters gab es erneut eine Gegenkandidatur, die Max Faltlhauser mit 32:28 Stimmen gegen Christian Löhr knapp für sich entscheiden konnte. Im Amt bestätigt wurde Folker Teußer als Schatzmeister, neu gewählt als Schriftführerin wurde Juliane Kißlinger. Hildegard Achatz, die dieses Amt Jahrzehnte hindurch hervorragend ausgefüllt hatte, war aus Altersgründen nicht mehr angetreten. Beisitzer sind künftig: Ellinor Hayn, Christoph Herrmann, Dagmar Kortner, Oliver Kortner, Christian Löhr, Karl Maisinger, Hans Menzinger, Franziska Miroschnikoff und Wolf von Welck. Durch eine satzungsgemäß notwendige Reduzierung der Anzahl der Beisitzer gehören künftig dem Vorstand nicht mehr an: Peter Berg, Marianne Faltlhauser, Rainer Thies und Andrea Winter. Ortsgeschäftsführer ist auch weiterhin Roland Schichtel.
Der neue Vorsitzende Vogelsgesang hofft nun auf eine konstruktive Zusammenarbeit im Vorstand im Sinne des Verbands. „Eigeninteressen müssen immer hinter dem Interesse des Ortsverbands zurückstehen. Dieser Grundsatz ist mir wichtig“, so Vogelsgesang. Als wesentliche Neuerung will er die Arbeit des Ortsvorstands öffnen und insbesondere kommunale Themen in größerem Kreis diskutieren. Vogelsgesang beabsichtigt künftig regelmäßige offene Vorstandssitzungen, an denen jedes interessierte CSU-Mitglied teilnehmen kann: „Auf diese Weise möchte ich die Mitarbeit in der Partei interessanter gestalten. Jeder soll die Möglichkeit erhalten, sich konstruktiv in die Diskussion örtlicher Themen einbringen zu können.“