Zu einem überraschenden Ergebnis kam es bei der Wahl der Bürgermeisterstellvertreter in Gräfelfing. Vor zahlreichem Publikum wählte der Gemeinderat in seiner ersten Sitzung CSU-Kandidat Peter Köstler mit großer Mehrheit von 17 Stimmen zum Zweiten Bürgermeister. Seine Gegenkandidatin Petra Schaber von der IGG, die bisherige Amtsinhaberin, erhielt nur acht Stimmen.
Auch der bisherige Dritte Bürgermeister Till Reichert (BVGL) unterlag überraschend seiner Gegenkandidatin aus der SPD, Heidi Plank-Schwab. Reichert bekam neun Stimmen, Plank-Schwab 15 und Frauke Schwaiblmair (Grüne) eine Stimme. Die Wahl Plank-Schwabs wurde möglich, nachdem sich SPD und AnliegerInitiative Gartengemeinde (AIG) in Vorgesprächen auf ein gemeinsames Vorgehen einigten.
Damit teilen sich die großen Volksparteien die Ämter im Gemeinderat. Die Parteifreien, die immerhin ein Drittel des Rates stellen, gingen zum ersten Mal seit über dreißig Jahren leer aus.
Die Enttäuschung auf Seiten der Bürgergruppierungen ist groß, schließlich hat Gräfelfing eine sehr lange Tradition der Parteifreien mit IGG-Bürgermeister Eberhard Reichert an der Spitze. Petra Schaber kritisierte das Vorgehen dementsprechend scharf: „Die SPD hat sich verkauft und trotz aller Versprechungen im Vorfeld gegen uns gewandt.“ Entgegen der Absprachen sei Plank-Schwab im Wasser der CSU mit geschwommen. Man fühle sich vor den Kopf gestoßen. „So kann man nicht mehr vorbehaltlos miteinander umgehen.”
In einer gemeinsamen Presseerklärung von IGG, BVGL, Grüne und FDP heißt es: „Der Lack ist ab. Wo ein Teil des Gemeinderates derart belogen und aus unterschiedlichen Motiven heraus ausgebootet wird, ist der von Bürgermeister Göbel inflationär beschworenen vertrauensvollen Zusammenarbeit der Boden entzogen.“ Die seit Jahrzehnten in Gräfelfing erfolgreich geübte Praxis der möglichst gleichmäßigen Berücksichtigung aller in Ämtern und Gremien habe damit durch das Zusammenwirken von CSU, AIG und SPD ein jähes und unschönes Ende gefunden, heißt es in der Presseerklärung weiter.
Peter Köstler, nun zum zweiten Mal im Gemeinderat, freut sich indes auf seine bevorstehenden Aufgaben als zweiter Bürgermeister. „Viele fragten sich, warum Köstler? Doch die Abstimmung hat ein überzeugendes demokratisches Ergebnis gebracht. Wir sind nun Stellvertreter in allen Amtsgeschäften für unseren Bürgermeister“, äußerte er. Mit seinen jungen 35 Jahren werde er gemeinsam mit Bürgermeister Christoph Göbel ein gutes Team abgeben. Unterschiedliche Auffassungen im Gemeinderat und persönliche Affinitäten seien normal in der Politik und müssten ausdiskutiert werden. „Ich bin für alle Bürger da. Zu mir können alle kommen“, betonte Köstler.