Die Leute im Viertel mögen den magischen Säulenkreis aus 16 graublauen Stelen. Der stand am Sinti- und Roma-Platz und stammt von Regine von Chossy. Die lebt auf der Schwanthalerhöhe und will mit dem Werk an die erste Deportation von Sinti und Roma am 16. Mai 1940 erinnern. Doch dem „Denk mal” an die mörderische Nazi-Herrschaft droht nun endgültig das „Aus”. Die im Rahmen der Stadtteiltage im Jahr 2007 „vorübergehend” errichtete Skulptur, die zweimal „bei Nacht und Nebel” von Unbekannten demoliert worden war, darf – nachdem die Künstlerin sie wieder instand gesetzt hat – nicht „endgültig” aufgestellt werden. Das teilte das Direktorium der Stadt jetzt dem Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) mit.
Eine sogenannte Arbeitsgruppe Gedenktafeln – der ehrenamtliche Stadträte und Bürokraten aus verschiedenen Behörden angehören – und der Ältestenrat des Stadtrates haben den Antrag des Lokalparlaments, das Kunstwerk dauerhaft am Sinti- und Roma-Platz aufstellen zu dürfen, „negativ beschieden”. Regine von Chossy baute die Stelen vor einiger Zeit auch deshalb ab, weil sie das Werk ursprünglich nur provisorisch aufgestellt hatte. Die Absicht war, das Kunstwerk, sobald das Aufstellen von Amts wegen genehmigt worden wäre, mit Beton fest im Boden zu verankern. Die „Arbeitsgruppe Gedenktafeln“ und der Ältestenrat stoßen sich, wie aus dem Brief des Direktoriums hervorgeht, vor allem daran, dass bestimmte Verfahrensschritte nicht eingehalten worden sind, „...indem etwas Temporäres errichtet und dann verlangt wurde, dass die Gestaltung bleiben soll.“ Sei ein dauerhaftes Denkmal gewünscht, müsse der Amtsweg eingehalten werden, so das Direktorium.
„Es ist ein unglaublicher Skandal, wie die Verwaltung mit so einem sensiblen Thema umgeht“, erregt sich Ludwig Wörner (SPD), Vorsteher des BA 8. „Blamabel” sei es außerdem. Für Wörner ist das ein Politikum. „Die Stadt verhindert das Aufstellen aus formaljuristischen Gründen.“ Wenn die Verwaltung kein Denkmal für Sinti und Roma wolle, solle sie es offen sagen. So sei auch das Namensschild für den Platz erst auf massiven Druck des Lokalparlaments hin aufgestellt worden. Viele Bürgerinnen und Bürger der Schwanthalerhöhe, vor allem die Anwohner des Sinti- und Roma-Platzes, hätten gewünscht, die Installation möge erhalten bleiben und den einsamen Platz beleben. Wörner: „Es gibt eine hohe Akzeptanz für das Kunstwerk.“
Selbst für eine „temporäre Aufstellung” während der Stadtteiltage sei ein „Antrag auf Ausnahmegenehmigung nach der Grünanlagen-Satzung notwendig” gewesen, sagt das Direktorium. Schon deswegen, weil es in der damals aktuellen Form als nicht standsicher bewertet worden sei. Die „Arbeitsgruppe Gedenktafeln“ äußerte überdies die Befürchtung, dass bei einer positiven Einschätzung gegebenenfalls die Gefahr einer „Konkurrenz der Denkmäler“ entstehe, „da bereits auf dem Platz der Opfer des Nationalsozialismus eine eigene Tafel zum Gedenken an die Opfergruppe der Sinti und Roma” existiere.
Fürs Aufstellen von Denkmälern und das Anbringen von Gedenktafeln „auf öffentlichem Verkehrsgrund”, so verlautbart das Direktorium, seien „generell bestimmte Verfahrensschritte zu beachten”. Damit befasse sich die „Arbeitsgruppe Gedenktafeln“ und der Ältestenrat des Stadtrates. Werde einem solchen Vorhaben „grundsätzlich” zugestimmt, schließe sich ein Künstlerwettbewerb an. Eine Jury – aus was für Experten auch immer – küre danach aus den abgegebenen Vorschlägen den Sieger. Sei das alles gelaufen, dürfe die „Realisierungsphase“ folgen.
„Das ist generell das übliche Verfahren, wenn ein Denkmal aufgestellt werden soll“, bestätigte Andreas Danassy, Sprecher der Stadt. Im BA 8 wird das Thema bei der nächsten Sitzung aller Voraussicht nach hohe Wellen schlagen. Das Gremium will um das Mahnmal kämpfen und nicht klein beigeben.