Veröffentlicht am 19.05.2009 10:57

„Wir brauchen ein Denkmal für Sinti und Roma”


Von TG
Am Sinti- und Roma-Platz wird ein zusätzlicher Weg angelegt. Die Zukunft des Säulenkreises, den die Künstlerin Regine von Chossy schuf, um an deportierte Sinti und Roma zu erinnern, ist ungewiss. (Foto: tg)
Am Sinti- und Roma-Platz wird ein zusätzlicher Weg angelegt. Die Zukunft des Säulenkreises, den die Künstlerin Regine von Chossy schuf, um an deportierte Sinti und Roma zu erinnern, ist ungewiss. (Foto: tg)
Am Sinti- und Roma-Platz wird ein zusätzlicher Weg angelegt. Die Zukunft des Säulenkreises, den die Künstlerin Regine von Chossy schuf, um an deportierte Sinti und Roma zu erinnern, ist ungewiss. (Foto: tg)
Am Sinti- und Roma-Platz wird ein zusätzlicher Weg angelegt. Die Zukunft des Säulenkreises, den die Künstlerin Regine von Chossy schuf, um an deportierte Sinti und Roma zu erinnern, ist ungewiss. (Foto: tg)
Am Sinti- und Roma-Platz wird ein zusätzlicher Weg angelegt. Die Zukunft des Säulenkreises, den die Künstlerin Regine von Chossy schuf, um an deportierte Sinti und Roma zu erinnern, ist ungewiss. (Foto: tg)

„Unverschämt” findet Ludwig Wörner (SPD), Vorsitzender des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe (BA 8), einen Brief des Direktoriums der Stadt an das von ihm geleitete Gremium. „Auch den Bürgern gegenüber“ sei das Verhalten des Amtes anmaßend, empört er sich. Wie auch seine BA-Kollegen stößt sich der Vorsteher des BA an der „Rotzigkeit“ eines Schreibens, mit dem die Behörde mitteilt, das vom BA initiierte Sinti- und Roma-Denkmal dürfe nicht dauerhaft am Bavariapark aufgestellt werden.

Das hat eine sogenannte Arbeitsgruppe Gedenktafeln und der Ältestenrat des Stadtrates so entschieden. Und diesen Beschluss damit begründet, dass der BA sich an bestimmte Verfahrensschritte hätte halten müssen. Was der aber nicht getan habe. „Ich halte, was da abgeht, vorsichtig formuliert, für kleinkariert “, sagte Wörner bei der jüngsten Sitzung des Lokalparlaments. Und: „So kann mit einem solchen Thema nicht umgegangen werden. Ich halte auch das Verhalten der Verwaltung für schräg.“ Es sei ihm bedeutet worden, es gehe nicht an, dass ein Stadtteil das selber entscheide. Dabei handle es sich um ein „kleinteiliges Projekt“ innerhalb des Viertels. „Dafür ist der Bezirksausschuss zuständig!” Über Parteigrenzen hinweg wollen die Lokalpolitiker um das von der im Quartier lebenden Künstlerin Regine von Chossy gestaltete Mahnmal auf dem Sinti- und Roma-Platz kämpfen. Das aus 16 graublauen Stelen bestehende Kunstwerk soll an die erste Deportation von Sinti und Roma am 16. Mai 1940 erinnern.

„Was sind uns unsere eigenen Künstler wert?”

„Wir haben lange den Mund gehalten, doch nun gehört das Thema auf die politische Bühne“, betonte Wörner. Er werde deshalb Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) einen Brief schreiben. Überdies will er mit Stadtratskollegen überlegen, weswegen „eigene Künstler” stets hintangesetzt würden. Er „habe nichts gegen internationale Künstler.” Es sollte jedoch „mal darüber nachgedacht werden, was uns die eigenen Künstler wert sind.“ Thomas Hofstätter, CSU-Fraktionsvorsitzender, kritisierte die Art und Weise, „in der das Denkmal verhindert werden soll“. Dass das die Absicht sei, habe sich bereits gezeigt, als es darum ging, den Platz dem Andenken verschleppter Sinti- und Roma zu widmen. „Dabei wurde aufgedeckt, dass der Platz nicht gewollt ist.“ Hofstätter: „Das jetzige Schreiben ist eines in einer langen Reihe von Briefen mit fadenscheinigen Argumenten, um dieses Denkmal zu verhindern.“ Er sehe es als ein „Verhinderungsschreiben“ an.

Neuer Anlauf

„Dieser Platz muss aufgewertet werden. Wir brauchen ein Denkmal für Sinti und Roma“, trug Daniel Günthör von den Grünen vor. Auch wenn offensichtlich sei, dass die städtischen Ebenen dieses Monument nicht wollten. Die Tatsache, dass jetzt der „Platz für die Opfer des Nationalsozialismus” in der Brienner Straße umgestaltet werden solle, sei „die Gelegenheit”, dort nach einem entsprechenden Wettbewerb, ein Denkmal zu errichten, das so gestaltet werden müsse, dass seine Wirkung über den Bezug zu einem Stadtviertel hinausgehe, schlug Günthör vor. Der BA will bei seiner nächsten Sitzung mit einem neuen Anlauf versuchen, ein eigenes Mahnmal für den Stadtteil zu retten. In einem Antrag soll dann ein Gestaltungswettbewerb für den Sinti- und Roma-Platz angeregt werden, an dem Regine von Chossy teilnehmen kann. Offenbar wollen sämtliche Mitglieder des Bezirksausschusses dem Prinzip der Subsidiarität Geltung verschaffen. Nach diesem politischen Grundsatz steht kleinen Gemeinschaften das Recht auf Selbstverantwortung zu. Die jeweils größere Einheit soll allenfalls helfend ergänzen.

north