Veröffentlicht am 25.05.2009 10:30

Junge Familien im Stich gelassen

Im städtischen Hort im Riegerhofweg 5 warten 42 Kinder zum Schulbeginn im September auf einen Hortplatz. Das Schulreferat hat noch keine Lösung. (Foto: tg)
Im städtischen Hort im Riegerhofweg 5 warten 42 Kinder zum Schulbeginn im September auf einen Hortplatz. Das Schulreferat hat noch keine Lösung. (Foto: tg)
Im städtischen Hort im Riegerhofweg 5 warten 42 Kinder zum Schulbeginn im September auf einen Hortplatz. Das Schulreferat hat noch keine Lösung. (Foto: tg)
Im städtischen Hort im Riegerhofweg 5 warten 42 Kinder zum Schulbeginn im September auf einen Hortplatz. Das Schulreferat hat noch keine Lösung. (Foto: tg)
Im städtischen Hort im Riegerhofweg 5 warten 42 Kinder zum Schulbeginn im September auf einen Hortplatz. Das Schulreferat hat noch keine Lösung. (Foto: tg)

„Ein unerträglicher Schwebezustand“ macht Laimer Müttern zu schaffen. Sie wissen nicht, wie es im September weitergehen soll, falls ihre dann schulpflichtigen Kinder bis dahin keinen Platz in einem Hort oder bei einer Mittagsbetreuung bekommen. Für das zuständige Schulreferat macht dieses Problem der Frauen den Stadtteil zum „Brennpunkt Laim“. Die Hortplätze in dem von jungen Familien bevorzugten Viertel reichen vorn und hinten nicht aus. Bei den Möglichkeiten der Mittagsbetreuung an Laimer Grundschulen sieht es genauso deprimierend, enervierend oder provozierend aus. Wegen dieses Missstandes hatten Mütter von Kindern, deren Nachwuchs im Herbst schulpflichtig wird, im Bezirksausschuss Laim (BA 25) Alarm geschlagen. Sie wollen verbindlich zugesagt bekommen, dass die Erstklässler vom September an nach dem Unterricht an der „Camerloher-Schule” verlässlich betreut werden. Anders seien viele von ihnen gezwungen, ihre Jobs zu kündigen. Die Frauen sind verzweifelt und zornig.

Doch nicht nur in der Camerloherstraße fehlen 40 Plätze. Im Hort im Riegerhofweg sieht die Lage ebenso dramatisch aus. 42 Kinder gehen leer aus. Wartelisten bestimmen ebenfalls das Bild im Integrationshort in der Droste-Hülshoff-Straße sowie bei den Horten der Katholischen Kirchenstiftung „St. Ulrich“, „Namen Jesu“ und „Zu den heiligen zwölf Aposteln“. Im Kindertageszentrum Laim (Kitz) des Deutschen Kinderschutzbundes warten mehr als 200 Eltern darauf, ihre Kinder vom Kleinkindalter an in eine gute Obhut geben zu können. Seit Jahren fehlen im 50.000-Einwohner-Stadtteil Krippen-, Kindergarten-, Hort- und andere Betreuungsplätze. Und das, obwohl den Planern der Landeshauptstadt bekannt ist, dass immer mehr junge Familien in das Quartier ziehen. So müssen die Eltern Jahr für Jahr erneut um Betreuungsplätze kämpfen. Ein Missstand, den sie nicht länger hinnehmen wollen.

„Mangel an geeigneten Räumen”

Jetzt hat das Schulreferat auf die Nöte der Mütter reagiert. Die Sprecherin des Schul- und Kultusreferates, Eva-Maria Volland, sagt dazu: „Ab September wird es an der Grundschule an der Camerloherstraße eine sechste Gruppe mit zwanzig bis 25 Kindern zur Mittagsbetreuung geben.“ Zu diesem Zweck werde ein Klassenzimmer „doppelt genutzt“. Vom Amt sei auch geprüft worden, eine zusätzliche Hortgruppe einzurichten. Das sei mangels geeigneter Räume kurzfristig nicht zu verwirklichen gewesen. Die Referatssprecherin geht davon aus, dass bei 40 Hort-Vormerkungen die Zahl sinken wird. „Es gibt oft Doppelanmeldungen und Unwägbarkeiten.“ Bei der Mittagsbetreuung an der Grundschule an der Camerloherstraße – dort werden hundert Kinder in zwei Containern und zwei Klassenzimmern versorgt – stehen 70 Kinder auf der Warteliste. Darunter Zweit- und Drittklässler, die im vorigen Jahr nicht zum Zuge gekommen sind. Gaby Meier vom Vorstand der „Camerloher Kids“ will deshalb prüfen lassen, ob auf dem Schulgelände ein dritter Container aufgestellt werden kann.

Vor zwei Jahren hatten Mütter in Laim erreicht, dass für 50 Kinder, die sonst auf der Straße gestanden hätten, in Containern Hortplätze geschaffen wurden. Es soll zwar bis 2012 ein neuer Hort in der Camerloherstraße gebaut werden. Doch mehr Plätze sind dabei nicht geplant. Mittel- und langfristig setzt das Schulreferat der Stadt „auf andere Lösungen”. Treffender formuliert, will die Stadt München den Freistaat Bayern in die Pflicht nehmen. Volland: „Der Staat muss sich mehr bei Ganztageszügen und Ganztagesschulen engagieren.“ Es dürfe nicht alles auf städtischen Schultern lasten.

„Keine Lösung in Sicht”

„Für den Hort am Riegerhofweg ist noch keine Lösung in Sicht“, räumt Volland ein. Hortleiterin Susanne Oed berichtet, sie habe im März schon viele Absagen an die Eltern verschickt. Trotzdem seien weiterhin 42 Kinder vorgemerkt. Diese Zahl sei realistisch und wegen eventueller Doppelanmeldungen abgeklärt. Die Hortleiterin: „Unser Hort läuft mit 75 Kindern. Wir haben Öffnungszeiten bis 17.30 Uhr.“ Das sei „toll für Eltern, die einen Platz haben”. Aber traurig für diejenigen, die leer ausgehen. Ursula Roud vom Hort in der Droste-Hülshoff-Straße kann sich nicht vorstellen, „dass es eine Einrichtung gibt, die niemand auf der Warteliste hat”. Erfahrungsgemäß sei im März stets der Teufel los. Im September allerdings könne sich die Situation ganz anders darstellen. Dann zum Beispiel, wenn Eltern wegzögen. Die 20 freien Plätze für den Herbst seien jedoch bereits vergeben.

Bei Eva Maria Bertl vom Katholischen Kindergarten und Hort St. Ulrich stehen 20 Kinder auf der Warteliste. Ihr Problem: „Es ist schwierig, die Hortplätze auszubauen, weil das Personal fehlt. Wir suchen seit fünf Monaten Erzieherinnen aber der Markt ist leergefegt.“ Zehn Plätze fehlen im Hort „Namen Jesu“. Leiterin Maria Frank-Maana bekommt auch immer mehr Anfragen aus dem Sprengel der „Camerloher-Schule”. Michelle Seisenberger vom Hort „Zu den Heiligen zwölf Aposteln“ hat die Erfahrung gemacht, dass es beim Planen des Bedarfs wenig Sicherheit gibt. „Im vorigen Jahr standen 38 Kinder auf der Warteliste. Im November hat keiner mehr einen Platz gebraucht.“ Heuer seien 19 Kinder nicht zum Zug gekommen. „Wir haben bestimmt 200 Kleinkinder auf der Warteliste“, sagt Gabriela Reisenwedel vom Kindertageszentrum Laim. Dort werden Kinder im Alter zwischen ein und zehn Jahren betreut und Eltern bei der Erziehung begleitet.

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