Der kleine öffentliche Park neben dem Kriegsarchiv ist ein Kleinod an der stark befahrenen Leonrodstraße. Einmal durch das Tor getreten, vergisst man den regen Verkehr draußen jenseits der Mauer und erfreut sich des fast verwunschen anmutenden Gartens. „Das ist mein Wohnzimmer”, sagt ein älterer Mann, der gerade die Anlage betritt, und verweist auf die Obstbäume und Sträucher. Er freue sich auf die Brombeeren. „Das sind Vitamine.”
Auf den Parkbänken sitzen einige Männer, reden miteinander, trinken wohl auch ein Bier. Es geht ruhig und gelassen zu an diesem Spätnachmittag. Dass dieses Bild nicht immer zutrifft, unterstrich auf der letzten Sitzung des Bezirksausschusses Neuhausen-Nymphenburg ein Anwohner aus der Fasanariestraße, an die der Garten grenzt. Seit eineinhalb Jahren sei es hier unerträglich geworden, beklagte er sich. „Man hört Bierflaschen knallen. Es werden Musikanlagen und große Hunde mitgebracht.” Morgens werde man bereits durch Geschrei geweckt, und das Tor schlage immer wieder zu.
Der verärgerte Bürger verwies auf ein Schreiben, das er im vergangenen Jahr an die Stadtverwaltung geschickt hatte. „Es hat sich nicht verbessert, sondern verschlimmert. An den Wochenenden ist es ganz extrem”, berichtete er. Die Leute, die sich im Garten aufhielten, hätten zum Teil Drogen- und Alkoholprobleme oder seien kriminell.
Die Problematik sei bekannt, äußerte der stellvertretende Leiter der Inspektion 42, Ludwig Schmid. Man habe im vergangenen Jahr mit einer verstärkten Streifentätigkeit reagiert. Im Herbst habe sich das Problem erledigt. Dass es jetzt erneut zu Lärmbelästigungen gekommen sei, habe er nicht gewusst. Gleichzeitig mahnte er an, dass auch dieser Personenkreis das Recht habe sich zu treffen, solange es ruhig zugeht. „Es sind nicht alle vorbestraft”, stellte er fest.
Auch BA-Mitglied Hans-Jörg Scheerer (SPD), der in diesem Bereich Neuhausens wohnt, stellte fest, dass ihm der Unterton der Beschwerde nicht sonderlich gefallen habe. Er erklärte sich aber bereit, die Situation genauer zu beobachten. Der Garten des Kriegsarchivs sei vor rund 20 Jahren ein Thema im damaligen Bezirksausschuss Neuhausen-Moosach gewesen und man sei sehr glücklich gewesen, dass er damals für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, erinnerte er sich.
Sein Fraktionskollege Peter Loibl regte an, das Thema an der richtigen Stelle zu besprechen, nämlich im Unterausschuss Soziales. Dass es dort richtig angesiedelt ist, zeigt auch das Schreiben, mit der das Kreisverwaltungsreferat den Beschwerdebrief des Anwohners beantwortete. „Die Parkanlage wurde bereits von den Streetworkern der Teestube „Komm” und der Streetwork des Evangelischen Hilfswerks begangen. Nach deren Einschätzung handelt es sich bei den Personen, die sich an der Leonrodstraße aufhalten, um sogenannte Wohnungsflüchter, d.h. um Menschen, die über eine eigene Wohnung verfügen, in der Regel ohne Arbeit und Beschäftigung sind und nur über wenig soziale Bezüge und geringe finanzielle Mittel verfügen.”