Veröffentlicht am 23.09.2019 16:15

Des einen Freud, des anderen Leid


Von Beatrix Köber
Die Macher von „Klimaherbst e.V.“ in der Parkstraße 18 freuten sich über das Parklet, das den Sommer über zum zweiten Büro wurde. (Foto: kö)
Die Macher von „Klimaherbst e.V.“ in der Parkstraße 18 freuten sich über das Parklet, das den Sommer über zum zweiten Büro wurde. (Foto: kö)
Die Macher von „Klimaherbst e.V.“ in der Parkstraße 18 freuten sich über das Parklet, das den Sommer über zum zweiten Büro wurde. (Foto: kö)
Die Macher von „Klimaherbst e.V.“ in der Parkstraße 18 freuten sich über das Parklet, das den Sommer über zum zweiten Büro wurde. (Foto: kö)
Die Macher von „Klimaherbst e.V.“ in der Parkstraße 18 freuten sich über das Parklet, das den Sommer über zum zweiten Büro wurde. (Foto: kö)

„Eine Bereicherung“, loben die einen; lärmbelästigt und belagert fühlten sich die anderen. Acht Parkplätze im Viertel wurden in den vergangenen drei Monaten umgenutzt. Sie dienten als Radlstellplätze, Sitzgelegenheit oder Fläche für mehr Grün. Nun wurden die sogenannten Parklets abgebaut. Die Meinungen über das Pilotprojekt „Sommerstraßen“ des Vereins Green City in Zusammenwirken mit der Stadt sind geteilt. Während Anwohner der Tulbeckstraße das blumige Bunt vor der Haustür genossen und die Gelegenheit zur konsumfreien Geselligkeit im öffentlichen Raum feierten, ärgerten sich Hausbewohner aus der Parkstraße über lautstarke, nächtliche Partystimmung. Auch im Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) zieht man Resümee: „Wir haben jetzt einiges gelernt, was man nächstes Jahr besser machen könnte“, sagt BA-Vorsitzende Sibylle Stöhr (Die Grünen).

Für und Wider

„Hoffentlich gibt es beim nächsten Mal mehr Sorgfalt bei der Platzauswahl“, ärgert sich eine Anwohnerin der Parkstraße 18 bei der jüngsten BA-Sitzung. Direkt vor ihrem Schlafzimmer war das hölzerne Parklet postiert, das zum Verweilen einlud, auch zum nächtlichen Absacker-Trinken. „Viele Nachtschwärmer“ seien unterwegs gewesen, raubten ihr den Schlaf. Zu laut, Stimmung, die in Aggression umschlug – zu viel für die Anwohnerin. Nach Mediation und Gesprächen mit AKIM (Allparteiliches Konfliktmanagement der Stadt München) kam man überein, dass das Parklet nach 22 Uhr mit Lkw-Planen abgehängt und somit für die Nutzung geschlossen werde. „Das hat die Situation wesentlich verbessert“, gab die Anwohner an. Die Ladeneigner von „Klimaherbst e.V.“ aus demselben Haus sahen im Unterschied zu ihrer Nachbarin im Parklet vor allem einen Gewinn, konnten sie den Sommer über doch ihr Büro ins Freie ausdehnen. Cafébetreiber wie auch Anwohner aus der Schwanthalerstraße setzten sich sogar dafür ein, dass das Parklet mit den Radlständern in ihrer Straße erhalten bleibe.

Das Pilotprojekt legte jedoch nicht nur die verschiedenen Bedürfnisse im städtischen Leben und Wohnen offen, sondern lenkte den Blick zugleich auf ein schon länger schwelendes Problem: die Dichte der Kneipen und Lokale in der Schwanthalerstraße.

Kneipen und Lokale

„Wir sind in der Gefahr zum Spielplatz zu werden“, beklagt ein Anwohner. Ein 37-jähriger Nachbar aus der Parkstraße 2 pflichtet bei. Nur noch mit Schaumstoffplatte am Schlafzimmerfenster sei es im Sommer möglich gewesen zur Ruhe zu kommen. „Teilweise feiern 200 Leute nachts vor unserer Tür.“ Die Parklets an der Ecke Parkstraße/ Schwanthalerstraße seien dafür aber wohl nicht der Hauptgrund gewesen. Vielmehr die Kneipen und Lokale im Umfeld. Auch dass mehrere „Spätis“ rund um die Parkstraße nachts Alkohol verkauften, lade zum nächtlichen Feiern auf der Straße ein. Das Aggressionspotential steige.

„Ich hatte von Anfang an Bedenken gegen die Parklets“, bekräftigt Thomas Hofstätter (CSU) und fordert einen „deutlich sensibleren Umgang“. Im BA 8 gibt es dazu auch Gegenstimmen. Ulrike Boesser (SPD) meint: „Die Parklets sind ein Projekt, das man weiterverfolgen sollte und das der Stadt gut tut.“ Zusammensetzen und evaluieren, schlägt sie daher vor. Florian Kraus (Die Grünen) ging es vor allem darum, nicht alles über einen Kamm zu scheren: „Das Westend ist nicht der Hotspot, wo ausschließlich die Hipster aus ganz München hinkommen.“ Die verschiedenen Nutzergruppen müsse man daher differenziert betrachten. Wie es mit den Parklets nächstes Jahr weitergeht, will man nun besprechen.

Parklet beantragen

Eigenverantwortlich können Bürger für nächstes Jahr mitgestalten: Wer ein Parklet wünscht und bereit ist, es zu betreuen, kann unter ba8@muenchen.de einen Antrag stellen. In einem Schnellverfahren haben Kreisverwaltungsreferat (KVR) und Planungsreferat außerdem „grünes Licht” für die Erhaltung der Radlständer-Parklets in der Schwanthalerstraße gegeben. Nach dem Oktoberfest will man prüfen, ob die komplette Parkbucht für Fahrradabstellmöglichkeiten genutzt werden kann.

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