Veröffentlicht am 16.06.2009 16:38

„Unser Kaufhaus darf nicht sterben!”


Von TG
Günter Dechant, Geschäftsleiter der Laimer Hertie-Filiale bedankte sich bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftsleuten für  deren Unterstützung. Von links im „Aus für Hertie”-T-Shirt: Erika Scherzer, Christina Radinger, SPD-Stadträtin Verena Dietl und Margit Meier (SPD) vom Bezirksausschuss Laim. (Foto: tg)
Günter Dechant, Geschäftsleiter der Laimer Hertie-Filiale bedankte sich bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftsleuten für deren Unterstützung. Von links im „Aus für Hertie”-T-Shirt: Erika Scherzer, Christina Radinger, SPD-Stadträtin Verena Dietl und Margit Meier (SPD) vom Bezirksausschuss Laim. (Foto: tg)
Günter Dechant, Geschäftsleiter der Laimer Hertie-Filiale bedankte sich bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftsleuten für deren Unterstützung. Von links im „Aus für Hertie”-T-Shirt: Erika Scherzer, Christina Radinger, SPD-Stadträtin Verena Dietl und Margit Meier (SPD) vom Bezirksausschuss Laim. (Foto: tg)
Günter Dechant, Geschäftsleiter der Laimer Hertie-Filiale bedankte sich bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftsleuten für deren Unterstützung. Von links im „Aus für Hertie”-T-Shirt: Erika Scherzer, Christina Radinger, SPD-Stadträtin Verena Dietl und Margit Meier (SPD) vom Bezirksausschuss Laim. (Foto: tg)
Günter Dechant, Geschäftsleiter der Laimer Hertie-Filiale bedankte sich bei Kunden, Mitarbeitern und Geschäftsleuten für deren Unterstützung. Von links im „Aus für Hertie”-T-Shirt: Erika Scherzer, Christina Radinger, SPD-Stadträtin Verena Dietl und Margit Meier (SPD) vom Bezirksausschuss Laim. (Foto: tg)

Da schwang Kampfeslust und Wehmut mit: „Wir brauchen in Laim unser Kaufhaus.“ So machten am Dienstagmittag der Gesamtbetriebsrat des Kaufhausunternehmens Hertie und Vertreter der Gewerkschaft verdi protestierend darauf aufmerksam, dass das Warenhaus in der Fürstenrieder Straße im August dieses Jahres seine Türen für immer schließen wird. Die Aktion wird allerdings weder den Angestellten der Kette noch ihren Kundinnen und Kunden nützen. Was den mitgeführten Transparenten zu entnehmen war. Darauf hieß es: „Es ist 5 nach 12 für Hertie!“ Dennoch ließen es sich zahlreiche Laimerinnen und Laimer nicht nehmen, sich mit den Mitarbeitern des in die Pleite gefahrenen Unternehmens zu solidarisieren.

Und so fassten sich am Ende der Demonstration all jene, die sich vor dem Kaufhaus versammelt hatten an den Händen und beschworen die Zukunft des Hauses. Günter Dechant, Geschäftsleiter der Filialen in Laim und in Fürstenried, malte ein düsteres Bild für den Fall, dass „das Hertie” an der Fürstenrieder Straße bald nicht mehr sein sollte. „Ein Leerstand wäre wie in Fürstenried katastrophal für die Leute:“ Die Leute in beiden Stadtteilen müssten dann wegen jeder Kleinigkeit zum Einkaufen in die City fahren. „Dass man uns hier vertreibt, das haben Sie als Kunden und die Mitarbeiter nicht verdient“, beklagte Dechant vorm Eingang der Laimer Filiale. Weil Dawnay Day, der britische Eigentümer der Hertie-Immobilien, ernsthaft interessierten Investoren keine vernünftigen Mietverträge angeboten habe, müssten Kunden und Mitarbeiter leiden. Dechant: „Wir wollen trotzdem weiter dafür kämpfen, dass dieses Kaufhaus erhalten bleibt.“

Blockade-Haltung kritisiert

„Wir können und wollen uns nicht damit abfinden, dass es unser Kaufhaus ab August nicht mehr geben wird“, eröffnete Erika Scherzer, Betriebsratsvorsitzende der Laimer Zweigstelle die Protestaktion. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollten jedoch bis zuletzt die Hoffnung nicht aufgeben. Scherzer: „Es geht bei dem heute bundesweit stattfindenden Aktionstag um unsere Arbeitplätze und um die Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen der Karstadt Warenhaus AG.“ Die Blockade-Haltung von Dawnay Day kritisierte Christina Radinger, Mitglied des Gesamtbetriebsrates der Hertie-GmbH. Die sei verantwortlich dafür, dass am 20. Mai beschlossen worden sei, den Geschäftsbetrieb einzustellen. Radinger: „Wir hätten eine faire Chance verdient. Es stehen immer noch Investoren bereit.“ In einem emotionalen Rückblick erinnerte die dienstälteste Hertie-Mitarbeiterin an die Anfänge des Laimer Kaufhauses. „Im Mai 1962 wurde das Kepa-Kaufhaus eröffnet.“ Vorher habe an der Stelle das Metropol-Kino gestanden. 1977 habe die Karstadt Warenhaus AG die „Kepa“ übernommen und 1989 umgebaut und modernisiert. Im Jahr 2005 seien kleine und mittlere Firmen ausgegliedert und an Dawnay Day verkauft worden: „Im März 2007 entstand dann die Hertie GmbH.“ Damit der Stadtteil belebt bleibt, ist nach Radingers Dafürhalten das Kaufhaus enorm wichtig. „Wir wollen nicht, dass hier vom 1. August an ein zugeklebtes, verrammeltes Gebäude steht oder ein Ramschladen reinkommt.“

„Mit 50 000 Einwohnern lebenswichtig”

„Schockiert“ hatte die SPD-Stadträtin Verena Dietl wahrgenommen, „dass wir hier kein Kaufhaus mehr haben werden.“ Sie appellierte deshalb an die anwesenden Bürgerinnen und Bürger: „Sagen Sie deutlich, dass Sie dieses Kaufhaus brauchen.“ Mit über 50 000 Einwohnern sei das für ein Viertel wie Laim lebenswichtig. Sie jedenfalls könne sich die Fürstenrieder Straße nicht ohne Hertie vorstellen. Dietl: „Gerade Senioren brauchen ein Kaufhaus, in dem sich die Leute kennen.“ Weiter erklärte sie, der Laimer Bezirksausschuss habe bei der Stadt nachgefragt, was mit dem Gebäude geplant sei. Die SPD-Stadträtin: „Wir erwarten konkrete Antworten.“ Dass von der Ausstrahlungskraft des Hertie-Kaufhauses die Laimer Einkaufsmeile profitierte, strichen alle Rednerinnen heraus. Die Betriebsrätinnen kündigten an, dies werde nicht die letzte Protestaktion gewesen sein. Erika Scherzer: „Wir wollen damit auch den Einzelhandel in Laim stärken.“

Günter Dechant bedankte sich bei Kunden, Mitarbeitern, den Laimer Geschäftsleuten und dem Werbespiegel, der eine stark beachtete Unterschriftenaktion zur Rettung von Hertie ins Leben gerufen hatte. Dechant: „Wir bekamen viel Unterstützung von allen Seiten. Auch im Namen meiner Mitarbeiter sage ich allen Laimern „danke!“. Selbst die 89-jährige Albertine Eichwald hatte es sich nicht nehmen lassen, an der Protestaktion teilzunehmen. Christina Radinger begrüßte sie besonders herzlich. „Unsere älteste Kollegin hat die Mühe auf sich genommen, uns zu begleiten.“ Die meinte nur: „Das ist doch Ehrensache. Ich war bei der Eröffnung dabei. Jetzt will ich auch am Ende dabei sein.“ Sie habe immer mit viel Eifer gearbeitet, erzählt sie. Und mit Stolz bemerkt sie: „Das war immer ein sehr gutes Geschäft.“

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