„Die wollen alle arbeiten. Das sind fleißige Leute.“ Günter Dechant, Geschäftsleiter der Hertie-Filiale in Laim, will, dass „seine Mitarbeiter“ nicht auf der Straße stehen, wenn Ende Juli, Anfang August der Verkauf in der Fürstenrieder Straße eingestellt werden wird und Hertie seine Türen endgültig schließt. Er hebt deren Kompetenz hervor und lobt die langjährige Erfahrung des Personals. „Die meisten haben eine kaufmännische Ausbildung. Sie sind entweder Einzelhandelskaufleute oder gelernte Verkäuferinnen.“ Von den 35 Mitarbeitern, so Dechant, hätten einige bereits einen neuen Arbeitplatz gefunden. Andere seien noch auf der Suche. 20 von ihnen setzen ihre Hoffnung auf Martin Bucher, Geschäftsführer der „Bucher Properties GmbH“. Der hatte sich angeboten, möglichen Nachnutzern des Gebäudes die Bewerbungen der Hertie-Mitarbeiter zu übermitteln.
Bei einem Gespräch – bei dem es um die Zukunft des Gebäudes ging – überreichte der Hertie-Geschäftsleiter am Freitag in Anwesenheit von Erika Scherzer, der Betriebsratsvorsitzenden der Filiale und der Abteilungsleiterin Anja Fischer Martin Bucher 20 Mappen mit Bewerbungen. Die „Bucher Properties GmbH“ und die „Development Partner AG“ hatten die Hertie-Häuser an der Fürstenrieder Straße in Laim und das Hertie-Haus an der Tegernseer Landstraße in Obergiesing vom englischen Investor „Dawnay Day“ erworben. Ende Mai war das endgültige Aus für die zahlungsunfähige Warenhauskette damit besiegelt worden, dass mitgeteilt wurde, die bundesweit 54 Kaufhäuser würden geschlossen. Zuvor hatte „Dawnay Day“ interessierten Investoren marktübliche Mietverträge verweigert.
Zur Zukunft des Hertie-Gebäudes sagte Bucher: „Das Gebäude wird umstrukturiert.“ Geplant sei ein Teilabriss. Das Untergeschoss bleibe möglicherweise bestehen. Bucher: „Die Planungen hängen davon ab, ob die Stadt mit uns an einem Strang zieht, das Baurecht auf den Weg zu bringen.“ Wenn alles gut gehe, hoffe er, der Bau könne im Frühjahr nächsten Jahres beginnen. Bis Ende 2011 solle dann statt des Hertie-Kaufhauses ein Nahversorgungszentrum mit Einzelhandelsgeschäften mit Schwerpunkt im Textilbereich – vielleicht auch mit Gastronomie – entstehen.
Bucher sieht die Zukunft des Projektes in Laim optimistisch. „Laims Zentrum ist ein ausgesprochen guter Standort.“ Ein „Superstandort“ sei auch Giesing. Denn, so Bucher: „Giesing ist im Kommen.“ Dort werde das Gebäude ganz abgerissen und neu entwickelt. Bucher setzt auf ein Konzept, das er „Städte in der Stadt“ nennt. Sein Unternehmen will den Handel in den Zentren der Stadtteile nachhaltig stärken, um den Bewohnern wohnortnahe Versorgung anbieten zu können. Trotz Wirtschaftskrise und Kaufhaussterben sagt Bucher: „München ist ein besonderes Pflaster mit einer kaufkraftstarken Bevölkerung. Die Chancen sind jetzt da, sich neu zu etablieren.“
„Mögliche Nachnutzer“ hatten sich bei Bucher interessiert nach gut ausgebildetem Personal erkundigt. Deshalb versprach er den Laimer Hertie-Mitarbeitern, die sich „blind“ bewerben: „Ich werde Ihre Unterlagen weitergeben, sobald sich das mit den Interessenten konkretisiert hat.“ Welche Namen sich hinter „den Interessenten” verbergen, wollte Bucher nicht verraten. Nur soviel: „Wir sprechen qualitätsvolle Unternehmen an.“ Günter Dechant dankte dem Investor im Namen der Mitarbeiter. Der sei dazu schließlich „nicht verpflichtet.“ Wie Dechant hoffen auch Erika Scherzer und Anja Fischer darauf, „dass wir Antworten bekommen werden“. Bucher kündigte an, er werde die Mitarbeiter informieren, sobald er wisse, wohin die Bewerbungen im Einzelnen gingen. Sie kämen auf alle Fälle in die richtigen Hände. So wie Hertie der Vergangenheit angehört, werden auch die grünen Jadeplatten am Hertie-Kaufhaus bald verschwunden sein. Sie sollen nicht erhalten bleiben. Erika Scherzer schließt nicht aus, dass sie sich beim Abriss „schweren Herzens” eine Jadescherbe mit nach Hause nehmen wird - „zur Erinnerung”.