München hat den wohl schönsten städtischen Campingplatz - direkt an der Isar im Grünen liegt das 4,5 Hektar große Areal. Es bietet Platz für etwa 300 Zelte und 250 Wohnwägen und Wohnmobile. 50.000 Gästen aus dem In- und Ausland besuchen den Platz jährlich (im Schnitt für zwei Übernachtungen). Die Stadt erzielt damit jedes Jahr einen Überschuss von 800.000 Euro. Aber: Der Campingplatz ist „nur noch eingeschränkt funktionsfähig”, stellt das städt. Baureferat fest. Der bauliche und technische Zustand entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Für einen dauerhaften Weiterbetrieb sind größere Erneuerungen oder Sanierungen unerlässlich. 12 Millionen Euro müsste die Stadt nach den aktuellen Planungen dafür in die Hand nehmen.
Die bisherigen Sanierungsplanungen (sie wurden 2016 beschlossen) wurden wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie aber auf den Prüfstand gestellt. Das städt. Kommunalreferat sieht die Finanzierung seitens der Stadt jetzt nicht mehr gewährleistet und hat dem Stadtrat vorgeschlagen, die Überlegungen für die Sanierung des Campingplatzes aufzugeben und den Platz stattdessen im Erbbaurecht an einen Investor zu vergeben. Es gebe dafür bereits mehrere Interessenten, denn der Platz sei ein attraktives Wirtschaftsobjekt.
Das städt. Wirtschaftsreferat befürwortet dagegen den Verbleib des Platzes in städtischer Hand und rechnet nach einer Sanierung mit steigenden Einnahmen. Eine Vergabe im Erbbaurecht bringe die große Gefahr, dass der Platz künftig nach rein wirtschaftlichen Aspekten ausgerichtet werde und die Stadt jeden Einfluss z.B. auf Preisgestaltung oder touristische Angebote verliere.
So sieht es auch die SPD im Bezirksausschuss Münchner Süden (BA 19): „Das Juwel darf nicht an einen Investor gegeben werden”, sagte Dorle Baumann, „die Stadt muss ihren Einfluss auf die Entwicklung des Platzes behalten!” Sie brachte einen Dringlichkeitsantrag ein, um eine Übergabe des Platzes an einen Investor zu verhindern. Stattdessen solle der Campingplatz notfalls z.B. mit einer städtischen Gesellschaft in eigener Hand saniert und damit bei der Stadt im Eigentum gehalten werden. Diese Forderungen fanden eine Mehrheit im Bürgergremium.
Vorausgegangen war dieser Entscheidung aber ein Streit um das beste Vorgehen und die Frage, wie ein „Investor” zu bewerten sei.
„Das Führen eines Campingplatzes gehört nicht unbedingt zu den Aufgaben einer Stadt”, wandte sich Claudia Küng (VSU) gegen die SPD-Forderungen. „Ein Investor ist nicht pr se schlecht. Die Stadt kann es nicht per se besser.”
Dominik Kunkel (CSU) ergänzte zur nötigen Sanierung: „Die Stadt investiert seit Jahren nichts und hat kein Geld. Wenn ein Investor diese Millionen in die Hand nimmt, wäre das doch ein Segen!”
Veronika Mirlach (CSU) verwies darauf, dass die Stadt eine Lösung für den Platz suche. Sie wandte sich gegen eine „Vorverurteilung” von Investoren: „Das ist nicht in Ordnung, das geht mir tierisch auf den Keks!” Es gehe zudem nicht um den Verkauf des Campingplatzes, sondern um die Sanierung im Erbbaurecht.
Christa Kuhnert (Grüne) stellte sich dagegen hinter die SPD: „Man muss nicht die letzten Pfründe der Stadt verschleudern!”, sagte sie.
„Das ist doch eine einfache Frage: Weggeben oder nicht”, fasste Dorle Baumann (SPD) zusammen. ihre Antwort daraut: „Ich bin dagegen, dass städtischer Grund weggegeben wird.”
Wenige Tage nach der mehrheitlichen Forderung des Bezirksausschusses, den Campingplatz in städtischr hand zu belassen und zu sanieren, befasste sich der Stadtrat (Kommunalausschuss) mit dem Campingplatz. Er fasste dazu jedoch keinen Beschluss, sondern vertagte die Angelegenheit auf die nächste Sitzung am 15. April.