Veröffentlicht am 13.04.2021 10:58

Die Stadt gibt ihr Juwel nicht her


Von Johannes Beetz
In den Wintermonaten ist der Platz geschlossen und leer. (Foto: job)
In den Wintermonaten ist der Platz geschlossen und leer. (Foto: job)
In den Wintermonaten ist der Platz geschlossen und leer. (Foto: job)
In den Wintermonaten ist der Platz geschlossen und leer. (Foto: job)
In den Wintermonaten ist der Platz geschlossen und leer. (Foto: job)

Münchens Campingplatz in Thalkirchen soll sowohl für Budget-Reisende als auch für Fans des gehobenen Übernachtungskomforts erhalten bleiben. Die Stadtratsfraktionen von SPD / Volt und Die Grünen – Rosa Liste schlagen dafür eine neue Lösung vor: Die städtische Gesellschaft MRG mbH soll die Planungen für die Sanierung und für den Umbau des Geländes übernehmen und bis Mitte des Jahres ein Konzept für den künftigen Betrieb vorlegen.

12 Millionen Euro veranschlagt

Der Campingplatz direkt an der Isar bietet Platz für etwa 300 Zelte und 250 Wohnwägen und Wohnmobile. 50.000 Gästen aus dem In- und Ausland besuchen den Platz jährlich (im Schnitt für zwei Übernachtungen). Die Stadt erzielt damit jedes Jahr einen Überschuss von 800.000 Euro. Allerdings ist der Campingplatz „nur noch eingeschränkt funktionsfähig”, stellte das städt. Baureferat fest. Der bauliche und technische Zustand entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen. Für einen dauerhaften Weiterbetrieb sind größere Erneuerungen oder Sanierungen unerlässlich. 12 Millionen Euro müsste die Stadt nach den aktuellen Planungen dafür in die Hand nehmen.

Entscheidung am Donnerstag?

Ihren Vorschlag, die Sanierung des Platzes an eine städtische Tochter zu übertragen, will die Rathauskoalition über einen entsprechenden Änderungsantrag in den Kommunalausschuss des Stadtrates einbringen. Dieser wird in seiner Sitzung am Donnerstag, 15. April, darüber entscheiden. Da die beiden Fraktionen mit zwölf von 20 Stimmen die Mehrheit in diesem Gremium, stellen, ist mit einer Annahme ihrer Idee zu rechnen.

Ökologie und Ökonomie unter einem Hut?

Ziel der Sanierung müsse sein, dass sich das Angebot wirtschaftlich trägt und dabei soziale wie ökologische Kriterien erfüllt. Dafür soll das Areal in Erbpacht an die städtische Gesellschaft MRG mbH vergeben werden. Der sanierte Campingplatz soll verschiedene Komfortstufen vereinen – vom klassischen Zelt bis zum vollausgestatteten Campingmobil. So finden München-Reisende mit wenig Geld ebenso Platz wie Menschen, die auf einen luxuriösen Urlaub („Glamping“) Wert legen – und die teureren Angebote finanzieren die günstigeren mit. Die Gewinn-Margen verbleiben bei den Münchner Bürgern. Wegen seiner Lage im Naturschutzgebiet soll auf dem Areal zudem die Ökologie besonders berücksichtigt werden, also Müllvermeidung oder ein niedriger Energieverbrauch. Auch dies kann eine städtische Gesellschaft besser gewährleisten als eine private Firma, so der Vorschlag.

Vorfreude bei den Stadträtinnen

Bereits am Montag, drei Tage vor der entscheidenden Sitzung, äußerten sich die Stadträte der grün-roten Rathauskoalition erfreut über ihren Vorschlag:

„Zukunftsfähige Lösung”

Stadträtin Kathrin Abele (SPD), Sprecherin im Kommunalausschuss, sagte:

„Der Campingplatz in Thalkirchen zählt zu den attraktivsten Stadtcampingplätzen Deutschlands. Wir wollen ihn wieder zu einem echten Aushängeschild Münchens machen. Uns ist es gelungen, eine zukunftsfähige Lösung zu finden. Wenn die MRG mbH die Sanierung übernimmt und später einen geeigneten Betreiber findet, können wir auch bei der engen Finanzlage der Stadt ein ausgewogenes Angebot für die Camperinnen und Camper zur Verfügung stellen. Uns war besonders wichtig, dass sich alle den Aufenthalt dort leisten können, auch junge Reisende mit kleinem Budget.“

„Das Heft nicht aus der Hand geben”

Stadträtin Sibylle Stöhr (Grüne) meint:

„Der Campingplatz Thalkirchen liegt im Naturschutzgebiet und ist ein Juwel, um das uns andere Städte beneiden. Hier muss man sich gut überlegen, ob man das aus der Hand gibt. Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass neben sozialen auch ökologische Aspekte wie Müllvermeidung und Einsatz regenerativer Energiekonzepte besser berücksichtigt werden können, wenn der Münchner Stadtrat über eine städtische Gesellschaft Einfluss darauf hat. Bei solch einem sensiblen Bereich wollen wir das Heft nicht aus der Hand geben. Mit der Sanierung und Finanzierung über die MRG haben wir trotz angespannter Haushaltslage einen gangbaren Weg gefunden, ein zeitgemäßes Angebot für Freundinnen und Freunde des Campens sicherzustellen.“

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