Veröffentlicht am 11.05.2021 11:01

Kein Denkmal möglich


Von Livia Schommer
Die Parkbucht vor dem DAV-Kletter- und Boulderzentrum München-Süd in der Thalkirchner Str. 207. (Foto: lsc)
Die Parkbucht vor dem DAV-Kletter- und Boulderzentrum München-Süd in der Thalkirchner Str. 207. (Foto: lsc)
Die Parkbucht vor dem DAV-Kletter- und Boulderzentrum München-Süd in der Thalkirchner Str. 207. (Foto: lsc)
Die Parkbucht vor dem DAV-Kletter- und Boulderzentrum München-Süd in der Thalkirchner Str. 207. (Foto: lsc)
Die Parkbucht vor dem DAV-Kletter- und Boulderzentrum München-Süd in der Thalkirchner Str. 207. (Foto: lsc)

Viel Kritik haben in der Vergangenheit die Neubaupläne zu einer dritten Boulderhalle mit Außenbereich des DAV (Deutscher Alpenverein) Kletter- und Boulderzentrums München-Süd (Thalkirchner Str. 207) im sechsten Stadtbezirk hervorgerufen. Noch weniger Parkplätze für Anwohner aufgrund steigender Besucherzahlen und eine verbaute Frischluftschneise sorgten und sorgen bei den Anwohnern und dem Sendlinger Bezirksausschuss für Zweifel gegen den geplanten Neubau. Auch Nutzer der Außenkletteranlagen im Kletter- und Boulderzentrum München-Süd sprechen sich gegen die Neubaupläne aus und wollen die Außenkletteranlagen aus Beton, die Ende der achtziger Jahre gebaut wurden, ganz oder zumindest in Teilen erhalten. Ein DAV-Mitglied ist Anfang des Jahres an den Sendlinger Bezirksausschuss herangetreten und hatte angeregt, die Beton-Boulderwände unter Denkmalschutz zu stellen, da die Kletteranlage einzigartig und ein Monument der Freikletter-Bewegung sei. Der Bezirksausschuss unterstützte den Antrag und leitete ihn an das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege weiter, in der Hoffnung, den geplanten Neubau erneut zu stoppen. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege hat der Eintragung der Beton-Boulderwände als Denkmal nun eine Absage erteilt.

Nicht „aus vergangener Zeit”

„Die Außenkletteranlage entstand 1988/89 mit einem mittigen Turm und halbkreisförmig darum angeordneten Wänden nach Entwurf von Georg Gruber, dem damaligen Referenten für Hütten, Wege und Kletteranlagen im Deutschen Alpenverein. Die Oberflächen der etwa zehn Meter hohen Wände weisen Strukturen auf, die Felsen imitieren. Teils sind in den Wänden bekannte Kletter-Routen nachgebildet. Später wurden Kunststoffgriffe angebracht. Grundsätzlich ist diese Anlage durchaus interessant, sowohl in Bezug auf die geschichtliche Situation „der Kletterwände in Deutschland und in Bayern“, wie auch auf die künstlerische Qualität der Anlage. Allerdings verlangt das Denkmalschutzgesetz, dass Denkmäler „aus vergangener Zeit“ sind und meint damit eine „in sich abgeschlossene Epoche“. Dies trifft auf diese Kletterwand noch nicht zu, in Bayern werden gerade die Bauten der 1970er Jahre erfasst und können nach Prüfung – sofern die weiteren Voraussetzungen gegeben sind – Denkmäler werden. Zum jetzigen Zeitpunkt erfüllt daher die Außenkletteranlage nicht die im Art. 1 Abs. 1 BayDSchG genannte Grundvoraussetzung „aus vergangener Zeit“. Eine Eintragung als Baudenkmal in die Denkmalliste ist daher derzeit nicht möglich”, wie das Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege auf Nachfrage erklärt.

„Kein Museum”

Michael Düchs, Mitglied im Vorstand des Trägervereins der Münchner Sektion „Kletter- und Boulderzentrum München” des DAV, ist nicht überrascht darüber, dass die Außenkletteranlage aus Beton nicht zum Denkmal werden kann. „Wir wollen kein Museum haben, wir wollen eine zeitgemäße und moderne Kletteranlage anbieten”, erklärt Düchs. Gerade Bouldern sei für Familien immer wichtiger und es gehe darum, die in die Jahre gekommene Anlage zu modernisieren, so Düchs weiter. Dennoch verstehe er alle, die „nostalgische Gefühle” für die Kletterwand aus Beton haben. „Auch ich habe da klettern gelernt”, so Düchs.

„Bürgerantrag unterstützt”

Der Sendlinger Bezirksausschuss hatte sich in der Vergangenheit für die Sorgen und Belange der Anwohner eingesetzt und sich gegen den Neubau ausgesprochen. „Ich finde es schade, dass hierzu keine tiefer gehende Prüfung vorgenommen wurde, auch nicht mit einem Ortstermin und unter Einbezug der Protagonisten vor Ort, die für den Erhalt der Außenkletteranlage sind. Wir haben gerne und einstimmig diesen Bürgerantrag als Bezirksausschuss unterstützt, da es doch einige DAV-Mitglieder aus Sendling und weit darüber hinaus gibt, die gerne diese bekannte und beliebte Außenkletteranlage, die der „Startschuss“ für das Kletterzentrum war, erhalten hätten. Alleine deswegen hätte man schon ein Denkmal, sozusagen für den Start des „Kletterns“ in der Stadt”, so Markus Lutz, Vorsitzender im Bezirksausschuss Sendling. Derzeit warte der Bezirksausschuss noch auf die Rückmeldung der Lokalbaukommission (LBK) zur Bauvoranfrage zum Neubau des Kletterzentrums und erwarte dann die anschließenden Anhörung zum Neubau. „Wir wissen aber nicht, wann dies der Fall sein wird”, so Lutz.

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