Veröffentlicht am 28.03.2021 12:51

„Hier ist es unverantwortlich”

Der frühere Thalkirchner Bahnhof: ein historisches Juwel, eingebettet in eine ökologisch sehr wertvolle Umgebung. (Foto: job)
Der frühere Thalkirchner Bahnhof: ein historisches Juwel, eingebettet in eine ökologisch sehr wertvolle Umgebung. (Foto: job)
Der frühere Thalkirchner Bahnhof: ein historisches Juwel, eingebettet in eine ökologisch sehr wertvolle Umgebung. (Foto: job)
Der frühere Thalkirchner Bahnhof: ein historisches Juwel, eingebettet in eine ökologisch sehr wertvolle Umgebung. (Foto: job)
Der frühere Thalkirchner Bahnhof: ein historisches Juwel, eingebettet in eine ökologisch sehr wertvolle Umgebung. (Foto: job)

„An dieser Stelle ist so ein Bau unverantwortlich“ - Alex Aichwalders (Grüne) Bewertung der Bauvorhaben am früheren Thalkirchner Bahnhof fiel im Bezirksausschuss im Münchner Süden klar aus. Vor 15 Jahren hatte die Vivivo, eine Tochter der Bahn, im Norden des Geländes ein Wohnquartier errichtet. Im Süden zogen später Ateliers und Studios in den ehemaligen Lokschuppen und die Werkstätten ein, ansonsten blieb das Areal aber unbebaut. So sah es der damals als Kompromiss gedachte Bebauungsplan vor, um den Grünzug und die denkmalgeschützten Gebäude zu bewahren.

Bauherr klagt gegen Kompromiss

Daran sieht sich der jetzige Eigentümer aber nicht gebunden. Er möchte zwei Bürogebäude auf dem bisher freien Teil des Bahnhofgrundstücks errichten und stellte 2017 einen entsprechenden Antrag. Nachdem die Lokalbaukommission (städt. Planungsreferat) diesen abgelehnt hatte, zog der Bauherr vors Verwaltungsgericht, um sein Vorhaben durchzudrücken. Das Gericht gab dieser Klage statt, wogegen die Lokalbaukommission aber in Berufung gehen will. Ob es ein solches Berufungsverfahren geben wird, hat das Gericht laut städt. Planungsreferat aber noch nicht entschieden.

Großer Schaden für alle befürchtet

Für Aichwalder ist das Vorhaben „unverantwortlich in dieser sensiblen Umgebung“. Er verwies u.a. auf die denkmalgeschützen Bauwerke auch in der Nachbarschaft (wie das Asam-Schlössl), die zur Fällung anstehenden Bäume und die Gefährdung des Maria-Einsiedel-Baches z.B. durch die „völlig überdimensionierte“ Tiefgarage unter dem geplanten Bürogebäude.

Auch Conrad Lausberg (ödp) erinnerte im Bezirksausschuss an den geltenden Bebauungsplan für das Gelände des früheren Thalkirchner Bahnhofs: Der lasse eine weitere Bebauung an dieser Stelle gar nicht zu. Zudem sei der vom Bauherrn geplante Kahlschlag nicht hinnehmbar, so Lausberg, denn das Gelände sei ein ökologisch wertvolles Areal. „Alle zur Fällung vorgesehenen Bäume sind erhaltenswert und dürfen nicht angetastet werden!“, forderte er. Das Ansinnen, hier zu bauen, führe zu schwerwiegenden Konflikten mit dem Naturschutz, aber auch dem Denkmalschutz. Jede Verbauung des Bahnhofgeländes werden den Denkmalschutz in empfindlichem Maß beschädigen, warnte Lausberg, weil die hier bislang erhaltenen Baudenkmäler dann nicht mehr gut sichtbar wären.

Einstimmiger Widerstand der Bürger

Würden die beiden geplanten Gebäude errichtet, würden sie also die gesamte Nachbarschaft beschädigen. Einstimmig sprach sich der Bezirksausschuss gegen die Bauvorhaben aus.

„Was ist eine Zusage der Bahn wert?”

Die SPD im Bezirksausschuss möchte beim Widerstand gegen die Verbauung des Geländes auch die Bahn als dessen ursprünglichen Eigentümer in die Pflicht nehmen. Michael Kollatz (SPD) zeigte sich insbesondere empört darüber, dass der Bauherr rechtlich gegen den geltenden Bebauungsplan und damit gegen den damals gefundenen Kompromiss vorgeht. Die Deutsche Bahn müsse dafür Sorge tragen, dass die mit ihren Grundstücksverwertungsgesellschaften eingegangenen Kompromisse auch von deren Rechtsnachfolgern eingehalten werden, forderte er. Der Oberbürgermeister soll auf die Deutsche Bahn einwirken, dass diese entsprechend tätig wird und damit die Klage gegen den Bebauungsplan obsolet und der Bauantrag zurückgezogen wird. Zudem solle der OB den Sachverhalt dem Deutschen Städtetag bekannt machen und darauf hinweisen, dass Kompromisslösungen mit den Gesellschaften des DB-Konzerns „nur eine sehr begrenzte Gültigkeit zu haben scheinen“.

„Was ist eine Zusage der Bahn denn wert, wenn ihre Rechtsnachfolger dagegen klagen?“, fragte Kollatz. Nicht einstimmig, aber mit Mehrheit stellt sich der Bezirksausschuss hinter diesen Vorstoß der SPD. Die Bahn mitverantwortlich zu machen, lehnte u.a. Richard Panzer ab. Dass der Bauherr vor Gericht ziehe, müsse man akzeptieren: „Es steht doch außer Frage, dass man den Rechtsweg beschreiten darf!“ Ein Zugehen auf die Bahn sei, da diese heute nicht mehr Eigentümer des Grundstücks sei, unsinnig. „Ich weiß nicht, was wir da bewegen wollen“, zeigte er sich skeptisch.

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