Der Countdown läuft: „Nur noch 6 Tage – Hertie sagt Buy-Buy!“ war am Montag auf Plakaten am Eingang des Kaufhauses in der Fürstenrieder Straße zu lesen. Zehn Tage vorm endgültigen „Aus” hatte die Zählung begonnen. Am Samstag, 8. August, werden sich um 16 Uhr die Türen des Traditions-Kaufhauses für immer schließen. Das Gebäude soll im Frühjahr nächsten Jahres abgerissen werden. Unter Umständen soll das Untergeschoss stehen bleiben. Das teilte Martin Bucher, Geschäftsführer der „Bucher Properties GmbH“, bei einem Gespräch mit, das er vor Kurzem mit dem Geschäftsleiter der Hertie-Filialen Laim und Fürstenried, Günter Dechant, führte. Bis Ende 2011 soll stattdessen ein Zentrum mit Läden – vor allem Textilgeschäfte, möglicherweise ebenfalls mit Gastronomie – zur Versorgung der näheren Umgebung entstehen. Das jedenfalls plant der Eigentümer. Hoffnung gibt es für Hertie Fürstenried. Dort versucht Günter Dechant das Kaufhaus mit Partnern als GmbH weiterzuführen. Entscheiden werde sich das bis zum 18. August, so Dechant.
Gleichfalls gezählt sind die Tage von „Hertie” in Giesing. Dessen Geschäftsführer, Sven Beckmann, gab bekannt, dort werde am Samstag, 8. August, um 18 Uhr das Licht ausgehen. Die „Bucher Properties GmbH“ und die „Development Partner AG“ haben das Warenhaus an der Fürstenrieder Straße und jenes an der Tegernseer Landstraße vom englischen Investor „Dawnay day“ erworben. Ende Mai stand fest: Es wird die im Jahre 1882 von Hermann Tietz gegründete Warenhauskette – die Anfang des Jahres noch 54 Filialen betrieb – künftig nicht mehr geben.
Im der Laimer Filiale herrschte am Montagmorgen Hochbetrieb. Obwohl viele Regale bereits leer geräumt waren und manche Abteilungen ziemlich trostlos aussahen. Günter Dechant: „Im Moment ist viel los.“ Alle Artikel seien um 50 Prozent reduziert worden. Auf Saisonartikel gebe es sogar 80 Prozent Nachlass. Nach einer letzten Meldung sei der Warenbestand enorm geschrumpft. Es gebe allenfalls noch kleine Restbestände. Dechant: „Wir hoffen, dass wir zum Schluss bei fünf Prozent liegen.” Die Stimmung bei den Mitarbeitern sei traurig, weiß der Geschäftsführer. „Viele waren bis zu 40 Jahre dabei. Die haben an ihrem Arbeitsplatz mehr Zeit verbracht als zu Hause bei ihren Familien.“ Und: „Es fällt etwas weg, was Tradition hat in Laim.“ Der Samstag werde noch einmal ein kritischer Tag für die Mitarbeiter werden. „Dann wird ihnen schmerzlich bewusst, dass endgültig Schluss ist.“
Auch die Kunden, die an diesem Montagmorgen nach Schnäppchen suchen, sehen nicht gerade glücklich aus. Manchen ist zum Heulen zumute. Eine Kundin findet es sehr schade, dass es das Kaufhaus, in dem sie seit 20 Jahren eingekauft hat, schon bald nicht mehr geben wird. „Es wird dann in der Nähe nichts mehr da sein, wo ich mir Kleinigkeiten, zum Beispiel Nähbedarf und ähnliches besorgen kann.“ Für sie werde es sehr beschwerlich werden, in Zukunft jedes Mal, wenn sie etwas brauche, in die City fahren zu müssen. Max Lachermeier, ein alter Laimer, hat alles bei Hertie eingekauft: „Von Haushaltswaren bis zu Textilien.“ Deshalb findet er: „Es ist schlimm, dass Hertie schließt. Damit geht ein Teil von Laim kaputt.“