„Dort, wo vor vier Monaten noch Theater gespielt wurde, könnten jetzt Flüchtlinge übernachten“, die Idee stammt von Willi Wermelt (SPD), Vorsitzender des Ausschusses für Kultur im Bezirksausschuss Neuhausen-Nymphenburg (BA 9). Die leerstehenden Häuser im Kreativquartier könnte man nutzen, um dort ukrainischen Flüchtlingen eine Unterkunft zu schaffen. Derzeit werden die Menschen u.a. in der Messe Riem untergebracht, aber auch in Schulturnhallen oder Gemeindehäusern der Kirchen. „Im Kreativlabor könnten die Flüchtlinge länger bleiben“, meint Willi Wermelt, der einen parteiübergreifenden Antrag des BAs 9 anregte. In einem gemeinsamen Dringlichkeitsantrag beantragen nun die Grünen, CSU, SPD, ÖDP, Die Linke, FDP und Freie Wähler aus dem BA Neuhausen-Nymphenburg, dass die Möglichkeit auf Unterbringung der Flüchtlinge auf dem Areal zwischen Schwere-Reiter-, Dachauer- und Heßstraße geprüft werden soll.
„Durch den Krieg in der Ukraine kommen immer mehr Geflüchtete aus der Ukraine nach München. Diese brauchen dringend, schnell und unbürokratisch eine Unterkunft“, heißt es im jüngst im BA Neuhausen-Nymphenburg verabschiedeten Dringlichkeitsantrag. Auf dem Gelände im Kreativquartier, vor allem auf der Fläche des Kreativlabors, stehen z.T. Gebäude leer, die als Ausweichräume vorgehalten werden, wenn im Quartier Sanierungsarbeiten stattfinden. Dies sind derzeit der Büro- und Atelier-Container, das leerstehenden „alte“ Schwere Reiter mit allen Nebenräumen sowie das Haus 2. Das Haus 2 war in der Vergangenheit bereits als Unterkunft für unbegleitete minderjährige Geflüchtete genutzt worden und verfügt u.a. über Sanitäranlagen. Daher würde es sich auch jetzt „sehr gut als Unterkunft eignen“ und ließe sich schnell einrichten, argumentieren die Antragsteller.
Im Kreativquartier könnten jedoch nicht nur Räume für Geflüchtete zur Verfügung gestellt werden, sondern auch tatkräftige Unterstützung. Denn Künstler, Kreative und Kulturschaffende aus dem Kulturlabor haben laut Willi Wermelt bereits ihre Bereitschaft erklärt, mitzuhelfen, wo Hilfe Not tut. So könnten etwa Betreuungsangebote vor Ort zügig greifen, falls Bedarf besteht.
Den Dinglichkeitsantrag beschloss der BA 9 in seiner jüngsten öffentlichen Sitzung einstimmig. Ob nun die leerstehenden Räume im Kreativlabor den Flüchtlingen zur Verfügung gestellt werden könnten, muss von den Behörden geprüft werden. Mit seinem Antrag wendet sich der BA an die Münchner Gewerbehof- und Technologiezentrumsgesellschaft (MGH), ein städtisches Tochterunternehmen, das im Kreativquartier u.a. für die Objekt- und Mietverwaltung zuständig ist. Aber auch das Kommunalreferat sowie das Kulturreferat der Landeshauptstadt München bezieht der BA 09 ein. Willi Wermelt versicherte zudem, er bleibe am Thema dran, damit der BA-Vorschlag nicht im „Verwaltungsgetriebe“ versickere. Auch regte Wermelt an. „Wir sollten erwägen, ob der BA Neuhausen-Nymphenburg auch einen Teil seines Budgets für Geflüchtete zur Verfügung stellt.“ Dies hat etwa der BA Maxvorstadt bereits so für sich entschieden.