Tatütata – wer kommt denn da? - Es ist Josef Weber, mit einem Anhänger voll Wissen und Spaß: Seit vielen Jahren bereits kommt der ehrenamtliche Sanitäter, der auch bei der freiwilligen Feuerwehr tätig war, in den evangelischen Kindergarten St. Johannes nach Gilching. Seine Mission: die Vorschulkinder auf eine Unfallsituation vorzubereiten und Gelassenheit zu schulen.
Da liegt also auf dem Fahrradweg ein Verletzter und nun? Die Buben und Mädchen im Alter von fünf bis sieben Jahren erfahren, wie sie einen Notruf absetzen und die Verletzten am Unfallort betreuen können. Sie lernen die Notrufnummer, den Rettungsgriff und die stabile Seitenlage sowie den Umgang mit Verletzten. Zur Erinnerung erhält jeder nach erfolgter Theoriestunde und Praxisrunde ein kleines Verbandsset für den Rucksack. Die Vorschüler bekommen zudem einen Einblick, wer im Einsatz welche Funktionen übernimmt und erfahren in wechselnden Rollen, welche Freude das machen kann, miteinander zu helfen.
Freudestrahlend und hoch motiviert für ihren ersten Einsatz treten die kleinen Vorschüler nach der Theorierunde den Weg zur Praxis an. Im Hof stehen ein batteriebetriebener Krankenwagen, zwei Polizeimotorräder und zwei Feuerwehrautos. Einsatzleiter Weber uniformiert seine Schüler und gibt Anweisung zur Ausrüstung: Funkgerät und Kelle für die Polizisten, Löschwasserkanister, mit dem im Sommer mit echtem Wasser gelöscht werden darf, sowie Motorsägen für die Feuerwehrleute, Verbandskoffer und Rettungsdecken für die Sanitäter. Dann werden von Weber an einem geheimen Ort die Verletzten platziert und präpariert. Mit rotem Lippenstift werden blutige Verletzungen am Bein markiert sowie ein Kunststoffbaumstamm auf den Beinen drapiert.
Die Ersthelfer am Unfallort durften zeigen, was sie zuvor in der Theoriestunde gelernt hatten: die Verletzten nach ihrem Wohlergehen fragen, notfalls auch kitzeln, dann sofort den Notruf absetzen mit 112 und Meldung machen, wo die Verletzten zu finden sind. Hier lernen die Kinder eine Merkregel, um sich die Notrufnummer zu merken: 112 - ein Mund, eine Nase, zwei Augen. Nach absetzten des Notrufs stellen die Kinder dann die stabile Seitenlage her und trösten die Verletzten bis der Arzt am Unfallort eintrifft. Der nun anrollende Einsatztrupp weiß genau, was zu tun ist. Die Polizei sperrt vorn und hinten die Straße ab und steht Wache, die Feuerwehr sägt die Baumstämme von den Beinen (während die Sanitäter Helme zum Schutz über die Gesichter der Verletzten halten), transportiert das Gehölz mit der Seilwinde der Feuerwehrfahrzeuge ab und zieht mit dem Rettungsgriff die Verletzten aus der Gefahrenzone. Nun dürfen noch die Sanitäter ihre Arbeit tun und die Verletzten betreuen, Verbände anlegen und in eine Rettungsdecke verpacken.
„Ursprünglich gab ich die üblichen Erste-Hilfe-Kurse für Kinder in Schulungsräumen. Das war mir aber zu wenig. Also habe ich mir Fahrzeuge und das ganze Drumherum angeschafft, um das Wissen noch besser und spaßiger zu vermitteln“, berichtet Weber über seine Anfänge. „Mittlerweile mache ich das jeden Tag und versorge mit diesem Programm viele Kindergärten in den Landkreisen Starnberg, Bad-Tölz-Wolfratshausen, München und München Stadt. Es macht mir große Freude, den Kindern die ersten wichtigen Schritte am Unfallort zu vermitteln und das „Helfen“ schmackhaft zu machen. Vielleicht begeistere ich damit sogar den ein oder anderen für ein späteres Ehrenamt.“