Hertie fehlt. Laimerinnen und Laimer vermissen die Einkaufsmöglichkeiten, die ihnen das Kaufhaus an der Fürstenrieder Straße bot. Und nicht nur sie. „Das Hertie” war nicht nur ein Warenhaus, es war auch ein Treffpunkt. Und so beklagt unter vielen anderen auch der Verkäufer des Magazins „BISS“– dem Blatt der „Bürger in sozialen Schwierigkeiten” – das Ende der Filiale einer einst allgegenwärtigen Kaufhauskette. Er finde jetzt noch weniger Käufer für die von ihm angebotene Zeitschrift als zuvor. Genau vor einem Monat gingen in dem Traditionskaufhaus die Lichter aus. Manchen Kunden ist das offenbar immer noch nicht bewusst. Nicht selten passiert es, dass Leute an den verrammelten Türen rütteln, weil sie „beim Hertie“ einkaufen wollen. So auch am vergangenen Montag. Eine Laimerin musste zwei potentielle „Kunden“ erst darüber aufklären, dass Laim kein Kaufhaus mehr hat. Was „sehr, sehr schade“ sei, wie nicht allein sie findet.
Die ehemalige Zweigstelle des Kaufhauses „Beck“, die seit über 20 Jahren vor sich hin rottete – zurzeit wird sie allerdings umgebaut, danach sollen dort Läden und eine Spielhalle ihre Pforten öffnen – steht den Bewohnern des von der Stadt nicht gerade bevorzugt behandelten Viertels als abschreckendes Beispiel vor Augen. Aus diesem Grund will die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Bezirksausschuss Laim (BA 25): „Eine öffentliche Nutzung im Sinne des Stadtteils“. In einem entsprechenden Antrag heißt es: „Der Bezirksausschuss möge die Stadt München auffordern mit dem Eigentümer des „Hertie-Gebäudes“ Kontakt aufzunehmen, um die Möglichkeit einer öffentlichen Nutzung der Liegenschaft im Sinn des Stadtteils zu eruieren.“
Die unmittelbare Nachbarschaft des „Hertie-Gebäudes“ zu einem Grundstück an der Hogenbergstraße – das der BA seit mehr als zwei Jahrzehnten für ein Bürger- oder Mehrgenerationenhaus nutzen will – biete die Gelegenheit, es zumindest teilweise öffentlich zu nutzen. Dort könnten beispielsweise ein Café und Gruppenräume als Treffpunkte entstehen und so wenigstens den dringendsten Bedarf der Laimer an Gemeinschaftsräumen befriedigen. Da der Eigentümer die Liegenschaft entwickeln wolle, schlagen die Bündnisgrünen vor, er könne gemeinsam mit der Stadt München die Planungen gestalten: „Für den Eigentümer hätte dies den Vorteil, dass er für Teilflächen die Stadt als langfristigen Mieter gewinnen könnte. Die Stadt könnte mit der Anmietung von Flächen zum einen Investitionskosten sparen und zum anderen könnte das Grundstück Hogenbergstraße verstärkt für die Kinderbetreuung genutzt werden“, formulierten es Lisbeth Haas, Jutta Hofbauer, Richard Geier und Ingo Benn.
Die „Bucher Properties GmbH“ und die „Development Partner AG“ haben die Hertie-Häuser an der Fürstenrieder Straße in Laim und an der Tegernseer Landstraße in Obergiesing vom englischen Investor „Dawnay Day“ erworben. Ende Mai 2009 war das Ende der zahlungsunfähigen Warenhauskette dadurch besiegelt worden, dass mitgeteilt wurde, die bundesweit 54 Filialen würden geschlossen. „Dawnay Day“ hatte interessierten Investoren zuvor marktübliche Mietverträge verweigert. Martin Bucher, Geschäftsführer der „Bucher Properties GmbH“, teilte nach dem Kauf mit: „Das Gebäude wird umstrukturiert.“ Geplant sei ein Teilabriss. Das Untergeschoss bleibe möglicherweise bestehen. Bucher: „Die Planungen hängen davon ab, ob die Stadt mit uns an einem Strang zieht, das Baurecht auf den Weg zu bringen.“ Wenn alles gut gehe, hoffe er, mit dem Bau im Frühjahr des kommenden Jahres beginnen zu können. Bis Ende 2011 solle an der Stelle, an der noch das „Hertie” steht, ein „Nahversorgungszentrum mit Einzelhandelsgeschäften, Schwerpunkt Textilien” entstehen – „vielleicht mit Gastronomie”. Inwieweit in dem Konzept eine öffentliche Nutzung von Teilflächen Platz haben könnte, wird ein Gespräch zeigen, das der Werbespiegel demnächst mit Martin Bucher führen wird. Der sieht die Zukunft des Projektes optimistisch: „Laims Zentrum ist ein ausgesprochen guter Standort.“