Veröffentlicht am 05.10.2009 13:31

Gegenseitig Freude schenken

Mädchen sind wie Jungen hoch konzentriert bei der Sache, wenn's ums Arbeiten mit der Laubsäge geht. (Foto: tg)
Mädchen sind wie Jungen hoch konzentriert bei der Sache, wenn's ums Arbeiten mit der Laubsäge geht. (Foto: tg)
Mädchen sind wie Jungen hoch konzentriert bei der Sache, wenn's ums Arbeiten mit der Laubsäge geht. (Foto: tg)
Mädchen sind wie Jungen hoch konzentriert bei der Sache, wenn's ums Arbeiten mit der Laubsäge geht. (Foto: tg)
Mädchen sind wie Jungen hoch konzentriert bei der Sache, wenn's ums Arbeiten mit der Laubsäge geht. (Foto: tg)

Allzu ängstliche Eltern oder andere Erwachsene sollten diesen Ort meiden. Denn: Im Gemeinschaftsraum der Kindertagesstätte „Namen Jesu“ hantieren schon Dreijährige mit Laubsägen. Aufs höchste konzentriert ziehen Leopold, Ferdinand, Lilia und Paula schmale Sägeblätter durch Sperrholzbretter, um aus denen die verschiedenartigsten Tiere oder andere Figuren und Ornamente herauszuholen. Ganz allein hantiert der Nachwuchs allerdings nicht mit den Werkzeugen. An kniffligen und an engen Stellen geht ihnen „Werkopa“ Uwe Clausen zur Hand. Er gibt Tipps und hat ein wachsames Auge auf die Kinder. „Das erste Pflaster hab’ ich heute schon gebraucht“, sagt der ehemalige Bautechniker. Ganz unaufgeregt. Kleine Verletzungen kämen, „klar”, hin und wieder schon mal vor. Der gebürtige Husumer werkelt bereits seit sieben Jahren abwechselnd mit den kleinen und den „großen” Kindern der Kindertagesstätte in der Stürzerstraße. 50 von ihnen besuchen den Kindergarten, 25 den Hort. Sie alle lieben den 65-jährigen Rentner. Und der hängt an ihnen. Ihm vertrauen die Kleinen. Alt und Jung sind an dieser Tagesstätte ein bewährtes Team. Dazu gehören die „Lese-Oma“ Liane Heisler und Brigitte Mitterer. Liane Heisler schaut mit den Kindern Bilderbücher an. Brigitte Mitterer war dort 15 Jahre lang feste Mitarbeiterin. Den Kontakt zu den Kindern wollte sie auch nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit nicht aufgeben. Sie übt mit ihnen in kleinen Gruppen konzentriertes Zuhören.

Dramatischer Geburtenrückgang

Projekte, die mehrere Generationen umfassen, wie das in der Gemeinde „Namen Jesu“, sind rar in Laim. Nicht zuletzt deshalb war bei der Bürgerversammlung im November vorigen Jahres der Wunsch laut geworden, Alt und Jung sollten häufiger Gelegenheit haben, zusammenkommen. Um auf diese Weise voneinander zu lernen, gemeinsam Schwierigkeiten zu bewältigen und Freude zu teilen. Von der Politik wird das zwar stets beschworen – der demographische Wandel sagt für Deutschland und Europa einen dramatischen Geburtenrückgang und eine wachsende Zahl immer älter werdender Menschen voraus – Taten folgen solchen Lippenbekenntnissen indessen selten. Der Bezirksausschuss Laim jedoch unterstützt Projekte, mit deren Hilfe die auseinanderstrebenden Altersgruppen zusammengeführt werden sollen. Einfälle, wie das am Besten und ganz konkret zu bewerkstelligen sei, allerdings fehlen.

„Das möchte ich weitergeben”

Auf gute Ideen zu kommen, braucht es eben Menschen wie Uwe Clausen. Der hat sich vorgenommen: „Ich will für die Jugend da sein.“ Dabei ist ihm sein Großvater ein Vorbild. „Der war für uns da. Das möchte ich weitergeben. Die Kinder sollen Spaß haben.“ Clausen hat schon immer gern mit Holz gearbeitet. Deshalb musste er nur einen kleinen Schritt tun, als sein Enkel Sven einen Suchaufruf vom Kindergarten mit nach Hause brachte. Gesucht wurden Großväter und Väter, die Kindern das Arbeiten mit Holz nahe bringen sollten. Clausen: „Ich war der Einzige, der sich gemeldet hat.“ Der „Werkopa“, wie er genannt wird, orientiert sich an den Ideen der Kinder: „Sie sagen, welche Figuren sie aus dem Brett herausarbeiten wollen und sie bemalen das auch selbst.” Beim Aufzeichnen oder Pausen hilft Svens Opa gern. Der 65-Jährige will keinen „Schulbetrieb“. „Die Kinder kommen von selbst in die Werkgruppe und wenn sie keine Lust mehr haben, gehen sie wieder.“ Im vorigen Jahr sei er „schwer beeindruckt” worden. Im Rahmen des Ferienprogramms in seinem Wohnort Neuried habe er einem „kleinen Mädchen“ geholfen, ein großes Schiff – „die ‘Preußen’“ – zu zeichnen, die Zeichnungen auf Spanplatten zu übertragen und die einzelnen Teile dann auszusägen. Das Mädchen habe das Schiff danach selbst zusammengebaut und blau bemalt. Clausen: „Das war eine Riesenleistung für das Kind.“ Das schönste Geschenk für den Rentner: „Die leuchtenden Augen. Das gibt es nur einmal.“

Selbstvertrauen gewinnen

Für Karin Bößenecker, Leiterin der Tagesstätte, ist Clausens Engagement nicht hoch genug einzuschätzen. „Die Kinder gewinnen Selbstvertrauen und lernen, sich zu konzentrieren.“ Zudem würden ihre manuellen Fähigkeiten geschult. Das Vorlesen der „Lese-Omas“ und das gemeinsame Anhören von Hörspielen trügen überdies dazu bei, „gutes Zuhören“ zu üben. Die Vorsitzende des Elternbeirats, Alexandra Gaßmann, ist froh darüber, dass in der Kindertagesstätte „Namen Jesu“ „so eine wunderbare vorschulische Erziehung“ angeboten wird. Sie meint: „Manche Eltern oder Großeltern haben nicht die Zeit und die Geduld. Umso mehr ist es für die Eltern toll, dass dies über die Generationen hinausgreifende Projekt sehr gut funktioniert.“ Es entlaste zudem die Erzieherinnen. Und es komme dem Rest der Gruppe zugute. Gaßmann: „Es wertet die ganze Einrichtung auf.“ Für die Arbeiten wird ständig Sperrholz gebraucht. Holz-Spender sind deshalb bei Karin Bößenecker höchst willkommen. Nähere Auskünfte unter der Telefon-Nummer: 580 21 87.

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