„Wir sind mit viel Herzblut vor zwei Jahren in dieses sehr fortschrittliche Projekt eingestiegen“, resümierte Bürgermeister Christoph Göbel für seine Gemeinde Gräfelfing. Mit der Gründung der Biowärme Gräfelfing GmbH zwischen der Gräfelfinger Firma Glück mit 60 Prozent der Anteile und der Firma E.ON mit 40 Prozent der Anteile kann nun die konkrete Feinplanung, die Projektierungs- und Genehmigungsphase für das künftige Biomasse-Heizkraftwerk beginnen. Rund 13 Millionen Euro soll das Werk in der Dimension eines Einfamilienhauses kosten. Gräfelfing steuert etwa eine Million Euro bei.
„Bis 2015 können wir 40 Prozent der gemeindlichen Energiebedarfs aus regenerativen Quellen versorgen“, freute sich Göbel. Damit schließe sich Gräfelfing der Energievision des Landkreises an. Nach Bau des Heizkraftwerkes werde man sämtliche gemeindlichen Immobilien ans Ökonetz nehmen, somit die Grundauslastung des Werkes sichern und in Sachen Umweltschutz mit gutem Beispiel vorangehen können.
Firma Glück – Energieriese E.ON – Gemeinde Gräfelfing – das sei eine Partnerschaft, die sehr gut funktioniere. Auch Glück-Geschäftsführer Markus Wahl stimmte dem zu: „Schon vor zwei Jahren, als wir die Idee für das Hackschnitzelheizkraftwerk öffentlich machten, bekamen wir von Seiten der Gemeinde und des Energiekonzerns E.ON viel Zustimmung.“ Auch E.ON-Vorstandsvorsitzender Thomas Barth sprach von einer vertrauensvollen und harmonischen Zusammenarbeit.
Auch wenn der künftige Standort noch nicht hundertprozentig feststehe – im Gespräch sei eine Fläche direkt an der Würmtalstraße und eine etwas nach Süden versetzte Fläche – werde der Bau bereits im kommenden Sommer starten. Die erste Fernwärmelieferung könnte zum Beginn der Heizperiode 2011/2012 erfolgen, meinte Werner Dehmel, Geschäftsführer der E.ON Bayern Wärme GmbH.
„Das Biomasse-Heizkraftwerk wird in erster Linie Strom produzieren, den die Betreiber gegen die gesetzlich zugesicherte Vergütung ins öffentliche Stromnetz einspeisen“, erklärte er das vereinbarte Procedere. „Als Nebenprodukt fällt Wärmeenergie ab, die in Form von Heißwasser in ein Fernwärme-Rohrsystem mit circa 60 Grad Celsius gespeist wird. Das Vorbild dafür war und ist das Werk in Sauerlach.“
Doch neben den freudigen Stimmen in Gräfelfing und bei den beteiligten Unternehmen machen sich auch Unmut und Bedenken Luft. Vor allem vielen Martinsriedern „stinkt“ das zukünftige Ökoheizwerk.
Die Planegger Bürgermeisterin Annemarie Detsch besuchte deshalb eigens die Informationsveranstaltung zum neuen Werk, um sich genau über die künftige Lärm- und Emissionsbelastung zu erkundigen. „In Martinsried bestehen ganz viele Ängste vor hoher Luftbelastung. Vor allem, weil von einer steigenden Stromerzeugung im Laufe der Jahre auszugehen ist“, fasste sie zusammen.
„Die Bedenken nehmen wir ernst“, versicherte Dehmel. Gemäß Bundesimmissionsschutzgesetz müssten große Heizungsanlagen erheblich niedrigere Emissionswerte einhalten als vergleichbare Einzelheizungen, meinte er. „Wir werden ausschließlich unbehandeltes Holz verbrennen. Gegenüber dem, was in manchem Haushalt im Kamin landet, kommt bei uns keinerlei Belastendes aus dem Schornstein. So gesehen wird die Umgebung sauberer werden.“