Rollbrettfahrer dürfen im Westend weiterhin ihrem Vergnügen nachgehen, richtiger gesagt – nachfahren. Das jedenfalls will der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8). Der hat sich mit einem deutlichen Signal hinter die Skateboarder oder Skater, wie die Benutzer von Rollbrettern oder Skateboards genannt werden, gestellt. „Wir wollen, dass die Anlage auf dem Georg-Freundorfer-Platz so erhalten bleibt, wie sie ist.“ Sollte es nicht anders gehen, werde das Lokalparlament den Platz für Skater mit dem Rechtsschutz der Stadt München verteidigen, beschloss das Gremium einstimmig bei seiner jüngsten Sitzung.
Die Jugendlichen sollen, geht es nach manchen Anwohnern, vom Georg-Freundorfer-Platz vertrieben werden. Einige Mieter von Wohnungen in umliegenden Häusern fühlen sich durch den Lärm, den die Skateboards erzeugen, belästigt. Sie drohen der Stadt München mit einer „Untätigkeitsklage“. Ihr Vorwurf: Die Kommune unternehme nicht genügend, die nach ihrem Empfinden weit über dem zulässigen liegende Lärmbelästigung auf dem Platz zu unterbinden. Der BA hatte sich bereits in der Vergangenheit für die Skaterbahn, die sich am Südende der „Freizeitfläche” befindet, eingesetzt und sich damit auf die Seite der Jugendlichen gestellt. Auch eine Ortsbesichtigung durch BA-Mitglieder und Vertreter des Baureferates änderte nichts an der Haltung des Lokalparlaments. Um es jedoch nicht zum Rechtsstreit kommen zu lassen, schlug der BA vor, alle Beteiligten sollten noch einmal im Rahmen einer Mediation gehört werden. Überdies will das Baureferat zum Beginn der Skater-Saison im kommenden Frühjahr eine Schallpegelmessung in Auftrag geben. Die soll die beim Skaten entstehenden Geräusche objektiv feststellen.
„Wir sind schockiert darüber, dass das Skaten auf dem Platz verboten werden soll.“ Drei junge Männer baten bei der jüngsten Sitzung des BA die Politiker darum, sie zu unterstützen. „Wir wollen alles versuchen, um den Platz zu halten“, erklärte Robinson Kuhlmann, ihr Sprecher. Die Skater führen ins Feld, dass sie schon vor geraumer Zeit von außerhalb kommende Sportsfreunde dazu verpflichtet haben, ab 20 Uhr keinen Lärm mehr zu machen. Zudem sagte Kuhlmann: „Der Georg-Freundorfer-Platz hat doch nicht für nichts und wieder nichts Preise für die vorbildliche Gestaltung als Freizeitfläche bekommen.“ Das gelte ebenfalls für die Bahn der Skater. Darüber hinaus sehen sich die Rollbrettfahrer als verbindendes Glied. Kuhlmann: „Wir haben die Integration gefördert.“ So nähmen sie sich der Kinder an, die das Skaten erlernen wollen. Ein Großteil der Eltern stehe hinter ihnen. Diese Solidarität wissen die Skater zu schätzen. Sie kämpfen um ihren „Spot”, wie sie den Platz nennen. Als die Kunde von der drohenden Klage einiger Nachbarn die Runde machte, starteten die jungen Leute eine Unterschriftenaktion, um „ihren Platz“ zu retten. Auf ihrem Internet-Blog www.save-the-spot.de seien so innerhalb kürzester Zeit 1900 Personen ihrer Gruppe beigetreten. Vorher seien 500 Unterschriften gesammelt worden. Das beeindruckte auch das Lokalparlament. „Ich finde es toll, was ihr auf die Beine gestellt habt“, sagte Gerda Stechhammer (SPD).
Juristisch betrachtet wollte der Vorsitzende des Bezirksausschusses, Ludwig Wörner (SPD), den jungen Leuten nicht allzu viel Hoffnung machen. „Diesen Platz gibt es nur, weil Sie sich an die Spielregeln halten.“ Es sei die einzige Möglichkeit, sich zu arrangieren, weil eine bestimmte Entfernung zu den Wohnungen vorgeschrieben sei. Das Referat für Gesundheit und Umwelt hatte in Gesprächen darauf hingewiesen, dass der Mindestabstand einer Skateranlage gegenüber einem reinen Wohngebiet 130 Meter betrage. In Bayern, so der BA-Vorsteher, gebe es Bestrebungen, dieses Bundesrecht zu korrigieren. Komme es zu einem Prozess, werde er vorschlagen, die Stadt solle bis zum „Bestandsschutz” klagen.
Thomas Hofstätter (CSU), stellvertretender BA-Vorsitzender, zeigte kein Verständnis für die mit Klage drohenden Nachbarn. „Wer im Herzen einer Millionenstadt wohnt, kann nicht gleichzeitig die Ruhe eines Luftkurortes fordern. Da ist Lärm und das ist das Leben.“ Wem das nicht passe, der solle aufs Land ziehen. Dorthin seien allerdings viele Leute gezogen, die gegen das Läuten der Kirchenglocken, das Quaken von Fröschen und krähende Hähne Prozesse führten. Verständnis für die Jugend kam auch von Myriam Schippers von den Grünen: „Wir müssen dankbar sein, dass sich Jugendliche auf diese Art und Weise austoben.“