Autos dicht an dicht so weit das Auge reicht. Im Neubaugebiet auf dem ehemaligen Areal der Messe oberhalb der Theresienwiese sind Parkplätze rar. Hinzu kommt, dass Baustellenfahrzeuge ganze Straßenzüge blockieren, weil Außenanlagen, zum Beispiel die an der Hans-Fischer-Straße, noch nicht fertig gestellt sind. Der Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) hat diese unangenehme Lage gegenüber „der Stadt” schon mehrfach angeprangert. In einem Brief ans Kommunalreferat vom März dieses Jahres heißt es: „Im Neubaugebiet der Messe herrscht bereits jetzt mit nur 50 Prozent belegten Wohnungen absolutes Parkchaos.”
Die Ursache dafür sieht Ludwig Wörner (SPD), der BA-Vorsitzende, darin: „Die Anwohner weigern sich, die zur Verfügung stehenden und im Parkraummanagement berechneten Tiefgaragen-Stellplätze zu kaufen und zu nutzen.“ Ihre Autos stünden deshalb auf den Straßen, sie verminderten die Sicht und schränkten die Fahrbahnbreite derart erheblich ein, „dass ein Durchkommen mit Rettungsfahrzeugen teilweise unmöglich ist.“ Das Kommunalreferat wird aus diesem Grund von dem Gremium gebeten, den Anwohnern die zum Verkauf stehenden Tiefgaragenplätze verstärkt anzubieten und sie attraktiver zu gestalten. „Die angelegten Tiefgaragen sind fest in das Parkraummanagement eingeplant und müssen für ein Funktionieren zwingend genutzt werden“, sagt Wörner.
An der fehlenden Attraktivität der ehemaligen Messetiefgarage könne es nicht liegen, dass die unterirdischen Parkplätze nur zögerlich in Anspruch genommen werden, meint dagegen Kommunalreferentin Gabriele Friderich. Sie stellt in einem Schreiben an den BA 8 fest: „Die Anlage ist trotz ihrer Größe sehr übersichtlich gestaltet und gut beleuchtet. Außerdem verfügt sie über zwei Ein- und Ausfahrten sowie moderne, chipgesteuerte Schrankentechnik.“ Anfang Dezember vorigen Jahres war die Tiefgarage Theresienhöhe – sie gilt als eines der größten Tiefbauwerke Europas – eröffnet worden. Die 590 Stellplätze für die Mieter und Eigentümer von Wohnungen, die städtische Wohnungsgesellschaften und andere Bauträger haben errichten lassen, sollten die Parksituation im Neubaugebiet entspannen. Auch das Parkraummanagement für die Schwanthalerhöhe geht davon aus, dass die Stellplätze in der Tiefgarage von den Neubürgern auf der Theresienhöhe genutzt werden. Aber – bislang sind lediglich die großzügigen unterirdischen Lagerflächen dort von Anfang an sehr begehrt gewesen. Der Oktoberfestbauhof, die Lenbachgalerie und die Kammerspiele unterhalten an dieser Stelle riesige unterirdische Depots.
Gabriele Friderich stellte gegenüber dem BA 8 klar, dass die Stellplätze nicht verkauft werden. Der Stellplatznachweis sei gesichert, weil er im Grundbuch als „Dienstbarkeit“ eingetragen werde. Dadurch gingen die entsprechenden Verpflichtungen – in dem Fall die Benutzungsrechte – auf die jeweiligen „stellplatzpflichtigen” Wohnungs- und Grundstückseigentümer über. Sie seien aufgefordert, der Stadt 13 500 Euro pro Stellplatz (den Betrag halten Gutachter für angemessen) zu zahlen. Die Referentin: „Die Betroffenen erwerben dadurch ein dinglich gesichertes Dauernutzungsrecht an einem fest zugewiesenen Stellplatz.“ Sie müssten künftig nur die laufenden Bewirtschaftungskosten in Höhe von derzeit 360 Euro pro Jahr und Stellplatz zahlen. Friderich: „Wir können jedoch nicht gewährleisten, dass die Betroffenen ihre Fahrzeuge auch tatsächlich in der Tiefgarage abstellen.”
Das „Parkchaos“ in dem Gebiet ist der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung mbH (MGS) – sie verwaltet die Garage – bekannt. Die MGS-Pressesprecherin, Anke Witzel, schreibt: „Die Situation ist allerdings insofern typisch für ein neu gebautes Stadtquartier, da entsprechende Regelungen von Seiten des Baureferates und des Kreisverwaltungsreferates (Halte- und Parkverbotsschilder) zum großen Teil noch nicht angebracht sind.“ Sobald die Schilder aufgestellt worden seien, würden die Stellplätze sicherlich sehr viel bereitwilliger angenommen. Mit einer Werbeaktion habe die MGS jetzt weitere Interessenten im Quartier auf die Parkplätze aufmerksam gemacht. Anke Witzel: „240 Tiefgaragenplätze sind noch nicht belegt.“ Sie zu mieten, könne helfen, die Straße im Viertel freizuhalten.
Gabriele Friderich ist überzeugt davon, dass sich das Parkchaos spätestens dann, wenn die Wohnungen bezogen und die „Freibereiche” fertiggestellt sein werden, deutlich entspannen wird. „Ich bin zuversichtlich, dass sich das attraktive Parkplatzangebot in der Gemeinschaftstiefgarage durchsetzen wird und dass wir bei den Stellplatzpflichtigen letzte Zweifel zerstreuen können.“