Die schulische Entwicklung im Stadtgebiet war das Thema bei der Bürgerversammlung in Allach-Untermenzing in der vergangenen Woche. Während Bürgermeister Hep Monatzeder die geplanten Erweiterungen und Neubauten hervorhob, äußerten sich Bezirksausschuss-Vorsitzende Heike Kainz und die Bürger durchaus kritisch.
Der Hort in der Schöllstraße, der ursprünglich Ende dieses Jahres fertig sein sollte, wird voraussichtlich ab Herbst 2010 gebaut. In dem rund drei Millionen Euro teuren Neubau sollen vier Kindergartengruppen Platz finden. Das Schulzentrum an der Pfarrer-Grimm-Straße wird für rund 3,6 Millionen Euro erweitert. In einem neuen Anbau sollen fünf weitere Unterrichtsräume für die Carl-Spitzweg-Realschule sowie fünf weitere EDV-Räume für das Louise-Schroeder-Gymnasium entstehen. Zudem werden im bisherigen Bestand zwei vorhandene Übungsräume zu Fachlehrsälen für Biologie und Physik umgebaut. Der Baubeginn ist auch hier für Herbst 2010 geplant, im Frühjahr 2012 soll die Umgestaltung abgeschlossen sein.
Heike Kainz, Vorsitzende des Bezirksausschusses Allach-Untermenzing (BA 23), freut sich zwar über die Maßnahmen, sieht die schulische Entwicklung im Viertel jedoch kritisch: „Im Schulzentrum sind nach dem Neubau die Kapazitäten erschöpft. Durch die Wohnbebauung in Freiham kommen jedoch noch mehr Schülerinnen und Schüler dazu.“ Eine Entlastung gebe es erst, wenn dort Schulen in Betrieb genommen würden. „Nach Trudering hat Allach-Untermenzing den höchsten Kinderanteil“, fügte Kainz hinzu. „Das ist ein Zeichen für einen aufstrebenden Stadtbezirk.“ Die BA-Vorsitzende bedauert, dass der Hort an der Schöllstraße auf sich warten lässt. „In der Grundschule an der Eversbuschstraße ist es sehr eng, die Klassen sind unterschiedlich groß, weil es nicht genug räumliche Kapazitäten gibt. Der Hort muss deshalb möglichst schnell fertig gestellt werden!“ Des Weiteren sei es für sie unverständlich, dass das Grundstück an der Schöll-/Ecke Pasteurstraße nicht für eine Erweiterung der Grundschule frei gehalten werde. Stattdessen entstehen dort Wohnungen und sozialer Wohnungsbau. Auch sei der Vorschlag des Bezirksausschusses, am Pasinger Heuweg/Theodor-Fischer-Straße eine neue Grundschule zu errichten, abgelehnt worden.
In ihrem Bericht ging Heike Kainz auch auf die Dauerbrenner-Themen ein: Die Entwicklung der brachliegenden Gelände entlang der Bahnlinie. Die Planungen zur Umgestaltung des Oertelplatzes nannte sie „großartig“, auch das geplante betreute Wohnen sei begrüßenswert. Ebenso die Nutzungsänderung im Kirschgelände in Untermenzing. Kainz: „Es wäre besser, wenn man dort verschiedene Gewerbe erlauben würde.“ Für das Diamalt-Gelände sei derzeit Wohnbebauung im Gespräch, die neueste Bauanfrage für das benachbarte Hochtief-Gelände zielt auf ein Hotel. „Dieser Bereich wartet seit Jahrzehnten auf Beplanung“, so Kainz.
Auch die Verkehrssituation im Viertel ist immer wieder Thema. „In der Eversbuschstraße wären einschneidende Veränderungen notwendig“, erklärte Heike Kainz. Diese seien aufgrund der Bebauung jedoch nicht möglich. Deswegen müsse der Verkehr verlagert werden. Der Bezirksausschuss fordert deshalb, die Stieglstraße und den Pasinger Heuweg auszubauen. „Im Gegensatz zur Stadt sehen wir dort keinen Schleichverkehr“, sagte Kainz, „im Gegenteil: Es wäre eine Entlastung für die Eversbuschstraße, vor allem für die Fußgänger.“ Auch die Allacher Straße müsse dringend ausgebaut werden. Dies soll 2010 geschehen. In der Ludwigsfelder Straße werden die Planungen für einen Ausbau ebenfalls voran getrieben und man hofft, dass dieser möglichst schnell über die Bühne geht. Weitere Forderungen des Beziksausschusses, die Heike Kainz bei der Bürgerversammlung nochmals unterstrich: Die Öffnung der Werksstraße von Kraus-Maffei als Ersatz für den nicht mehr vorhandenen Bahnübergang sowie den Ausbau des Bahnweges von der Ludwigsfelder Straße zum S-Bahnhof Allach und der Radwege zur Seenplatte inklusive Paul-Ehrlich-Weg.
Heike Kainz nutzte die Gelegenheit, sich noch einmal zum Ende des Allacher Sommerbades zu äußern. „Der Abriss war beschlossene Sache und wurde prompt umgesetzt“, beklagte sie. Auch die Bürger machten ihre Wut diese Entscheidung der Stadt deutlich – mit Buhrufen quittierten sie das schnelle Ende ihrer beliebten Freizeitoase. Ein weiteres Mal forderte Kainz, die auf dem Badgelände entstandene Grünfläche mit Strom, Wasser und Hygieneeinrichtungen auszustatten, damit sie für verschiedene Veranstaltung genutzt werden könne. Zudem hoffe sie, dass der Seitenarm der Würm, der künftig durch das Gelände fließen soll, im kommenden Jahr realisiert werde.
Die Polizei hatte in ihrem Sicherheitsbericht Gutes zu vermelden: „Die Sicherheitslage in Allach-Untermenzing ist insgesamt sehr gut“, berichtete Klaus Kellerer, Leiter der zuständigen Polizeiinspektion Moosach (PI 44). 610 Straftaten habe es gegeben, das seien 17,3 Prozent weniger als im vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr. Die Entwicklung bei den Straßendelikten, zum Beispiel Diebstahl aus Autos oder Sachbeschädigung, sei „sehr gut“, so Kellerer. Was der Polizei Sorgen indes macht, sind die Gewaltdelikte (+ 15,9 Prozent), bei denen oftmals häusliche Gewalt ein Thema sei. Die Lage hier sei „nach wie vor bedenklich“. Aus aktuellem Anlass warnte der Polizeihauptkommissar vor den so genannten „Dämmerungswohnungseinbrüchen“ und rief die Bürger auf, sich bei verdächtigen Wahrnehmungen sofort bei der Polizei zu melden.
Schulversorgung Eva Lochner beantragt, die schulische Entwicklung in Allach-Untermenzing zu untersuchen und die Schulversorgung weiter auszubauen. Denn diese „hinkt hinterher“, findet sie. Der Antrag wurde angenommen.
Kirschgelände „Ist Einzelhandel kein Gewerbe?“, fragt Joachim Hospe und fordert, diesen im Kirschgelände künftig zuzulassen. „Es gibt Leute, die dort einkaufen wollen.“ Der Antrag wurde angenommen.
Verbindungsstraße Peter Fiber beantragt eine Verbindungsstraße zwischen Angerloh- und Ludwigsfelder Straße, wobei LKW-Verkehr verboten werden solle – Fiber befürchtet Schleichverkehr. Die Bürgerversammlung nahm den Antrag an, lehnte jedoch eine ebenfalls geforderte Verkehrszählung im Bereich Von-Reuter-/Angerlohstraße vor Baubeginn ab.
Einbahnstraße Gabriele Bauer-Müller fordert, dass die Spielstraße Jestelstraße eine Einbahnstraße wird, die nur von der Von-Kahr-Straße befahren werden darf. Grund: Kinder und Anwohner seien durch den Verkehr gefährdet. Dieser Antrag wurde von der Versammlung abgelehnt.