Veröffentlicht am 09.06.2024 19:25

Jules Wersons Blumengarten


Von Patrizia Steipe
Den prachtvoll blühenden Jasmin hat vielleicht schon Jules Werson angepflanzt.  (Foto: pst)
Den prachtvoll blühenden Jasmin hat vielleicht schon Jules Werson angepflanzt. (Foto: pst)
Den prachtvoll blühenden Jasmin hat vielleicht schon Jules Werson angepflanzt. (Foto: pst)
Den prachtvoll blühenden Jasmin hat vielleicht schon Jules Werson angepflanzt. (Foto: pst)
Den prachtvoll blühenden Jasmin hat vielleicht schon Jules Werson angepflanzt. (Foto: pst)

„Blumen sind Vitamine der Seele“, das sei eine Aussage von Jules Werson gewesen, erklärte Annette Reindel, Leiterin des Schichtwerk-Museums. Der Gilchinger Künstler sei ein ausgesprochener Blumenfreund gewesen und hatte seinen Garten in ein kleines Paradies mit Gartenteich, Blühpflanzen, Skulpturen und dekorativ geschnitzten Holzspaliere verwandelt. Heute ist das Museum im Wersonhaus untergebracht und im Erdgeschoss finden Hochzeiten statt. Bei einer Vhs-Führung ließen sich die Teilnehmer den Garten erklären.

Erst vor zwei Jahren hat die Gemeinde ein mit Büschen und Sträuchern überwuchertes Beet im Werson-Garten neu angelegt. Dabei sind zwei große Steinquader freigelegt worden. „Podeste für Skulpturen“, mutmaßt Reindel und reichte der Gruppe ein paar alte Schwarz-weiß-Fotografien, auf denen man tatsächlich die Figur einer Tänzerin in einem Beet sah. Für die Podeste möchte Reindel wieder neue Skulpturen initiieren und auch die damalige Bepflanzung sollte aufgegriffen werden. Auf Fotos sah man den Künstler auf der Treppe seines Hauses, an einem Spalier oder auf dem Balkon. „Ich habe das Bedürfnis nach Luft“, hatte er einmal geschrieben. Das könnte der Tatsache geschuldet sein, dass er ein leidenschaftlicher Raucher war, mutmaßte Reindel.
Vor 140 Jahren wurde Werson in Belgien geboren und absolvierte eine Lehre als Kunstschlosser. Nach München kam er kurz nach der Jahrhundertwende. Hier wandelte er sich vom Kunstschmied zum Bildhauer und Maler und zog 1919 nach Gilching. 1913 wurde der Grundstein für das Haus vom Vorbesitzer Doktor Weidner gelegt. Er hatte auch ein Foto vom Bauplatz gemacht. Es zeigt den Leitenweg, der auf beiden Seiten unverbaut ist. Nachdem Werson das Anwesen übernommen hatte, ließ er viele Bäume pflanzen, um Privatheit zu erzeugen. Das Haus taufte er „Landhaus Zwei Birken“. Heute gibt es dort keine Birke mehr, aber auf einem alten Gemälde eines Gilchinger Malers erkennt man drei schlanke Birken.

Zu jeder Jahreszeit hat etwas geblüht

Der Künstler sei zwar ein großzügiger Mensch gewesen, aber nicht, was seinen Garten betraf. In einem Brief an seine Nichte Charlotte berichtete er von der bevorstehenden Fliederblüte und von seiner Angst, dass dann wieder jeder einen Strauß haben wolle. Annette Reindel und ihr Bruder, ein Gärtner, haben die alten Fotos genau studiert, um die damalige Bepflanzung vom Phlox, über Waldrebe, Kletterpflanzen bis zur Kletterrose, zu erkennen. Beachtenswert sei, dass so geschickt gepflanzt wurde, dass zu jeder Jahreszeit etwas geblüht hatte. Von früher stammt wohl noch der große Jasminstrauch, der gerade in voller Blüte stand. Wo der Gartenteich stand, ist jetzt eine ovale Rasenfläche. Damals hätte man eifrig Blumensamen getauscht. Auch Werson erntete regelmäßig Zinniensamen. Ein Stillleben des Malers zeigt die prächtig blühenden Pflanzen.
Am Schluss gab es Kaffee und Erdbeerkuchen in Gedenken an den Künstler, der übrigens der erste Gilchinger mit einem Bundesverdienstkreuz war. „Erdbeerkuchen hat er gern gegessen“, wusste Reindel. Im hinteren Teil des Gartens wären die Früchte gewachsen.

north