„Wo ist der Bauernmarkt?“ Als Gertrud Haas am Vormittag des vorigen Freitag ihren Wochenendeinkauf erledigen will, traut sie ihren Augen nicht. Sie kann weder einen Stand mit Obst und Gemüse, noch solche mit Fleisch, Fisch oder Brot entdecken. „Ich habe gedacht, es gibt den Bauernmarkt nicht mehr“, erklärt sie später so erstaunt wie entrüstet. Denn nach einigem Umherschauen hat sie den Markt dann doch gefunden. An der Ecke Fürstenrieder- und Agnes-Bernauer-Straße. Genau dort, wo er bis zum Sommer dieses Jahres zu finden war. Damals war er wegen der Straßenbauarbeiten rund um die Arkaden auf den Anger verlegt worden. Standlbetreibern und Kunden gefiel es dort so gut, dass sie nicht wieder weg wollten. Daraus wird voraussichtlich nichts. Was alle bedauern.
„Von heute auf morgen“, wie die Marktleute kritisieren, sei ihnen mitgeteilt worden, sie hätten den Anger zu räumen. „Das haben wir erst am Donnerstagabend erfahren, so dass wir noch nicht einmal unsere Kunden informieren konnten.“ Die Sprecherin der Marktgemeinschaft , Angela Christof, fühlt sich wie die meisten ihrer Kollegen völlig überrumpelt von der neuen Situation. Sie beanstandet: „Wir haben keinen Platz.” Eingepfercht seien sie, „wie in einer Schuhschachtel.“ Stammkunde Otto Pelikan ist ebenfalls unglücklich mit dem Standort: „Ich verstehe nicht, wem das wieder eingefallen ist.“ Bei schlechtem Wetter müssten Kunden im Matsch und Dreck einkaufen. „Das ist nicht zumutbar“, findet er. Obstbauer Martin Ehrle kommentiert die beengte Lage am Radweg kurz und bündig mit „blöd!“. Er weiß: „90 Prozent unserer Kunden wollen zurück.“ Am Anger sei es schöner und übersichtlicher. Nur Angelika Higl vom Heissbauernhof findet es am ursprünglichen Standort „kuschliger“. Ihre Kunden seien geteilter Meinung.
Angela Christof kann nicht nachvollziehen, weshalb der Markt nicht länger am Anger abgehalten werden soll. „Die Kunden haben das gut angenommen.“ Davon seien die Händler selbst positiv überrascht gewesen. Überdies profitierten die Geschäfte in den Agnes-Bernauer-Arkaden vom Markt auf dem Anger, meint die Markt-Sprecherin: „Die haben neue Kunden gewonnen.“ Christbaumverkauf und „Advents-Dult“ sind für sie kein Grund, den Anger zu räumen. „Wir haben uns mit den Leuten abgesprochen. Wir wären uns nicht in die Quere gekommen.“ Sollte es beim neuen alten Standort bleiben, fordert die Markt-Sprecherin mehr Platz. Käme die ungenutzte Fläche neben dem Bauernmarkt hinzu, entspannte das die beengte Lage, sagt sie. Und: „Jetzt stehen die Stände zur Hälfte auf dem Bürgersteig.“
Tatsächlich ragen die Auslagen der Händler am Rande des Marktes in den Geh- und den Radweg. Nach dem Umbau an den Arkaden ist der Platz für den Markt geschrumpft. Er reicht nicht mehr aus, um alle Stände aufstellen zu können. Darüber hinaus tragen die Händler vor, das „Markt-Grundstück“ solle veräußert werden. Der Umzug auf den Anger sei also eh unvermeidlich. Die Marktbeschicker und der Verein Münchner Bauernmärkte hatten sich deswegen an die „Markthallen München” als Vermieter der Flächen gewendet, den Ausweichstandort auf dem Anger dauerhaft an jedem Freitag nutzen zu dürfen.
Das Für und Wider zu dem Antrag diskutierten kürzlich sowohl Abgeordnete des Laimer Lokalparlaments als auch die Mitglieder des Unterausschusses Bau sowie Vertreter des Kreisverwaltungsreferat (KVR), der „Markthallen München” und des Kulturreferates. Das KVR verwies auf die Münchner „Grünlandsatzung“. Danach ist der Anger ein Areal, das vor allem der „Freizeit und Erholung” diene. Die Satzung lasse nur „eine gelegentliche und ausnahmsweise Nutzung für gewerbliche Zwecke zu”. Außerdem, so die Behörde, seien fürs nächste Jahr bereits Veranstaltungen auf dem Anger angemeldet worden. Das passe nicht zusammen. Es käme auf jeden Fall zu Überschneidungen. Die Beteiligten einigten sich darauf, den alten Standort zu erhalten und zusätzliche Flächen dafür zu gewinnen. Ein entsprechender Beschluss des Bauausschusses wird bei der nächsten Sitzung des BA zur Diskussion stehen. Wobei sich das Stadtteil-Parlament schon jetzt vehement gegen Verkaufsabsichten des Grundstückes wehrt, auf dem der Markt stattfindet. Von denen wird – hinter der Hand – gemunkelt.
Den „ad hoc-Umzug“ erklärt Fridolin Bielmeier von der Verwaltung der „Markthallen München“ damit, es sei bis unmittelbar vor Schluss gehofft worden, dass der Markt am Anger bleiben könne. „Das geht jedoch nicht mit der Grünanlagen-Satzung und den zahlreichen Veranstaltungen zusammen, die dort stattfinden.“ Er sicherte indes Händlern und Kunden zu: „In absehbarer Zeit wird der Markt wieder ein schönes Bild abgeben. Da sind wir dran.“ Thomas Murr, Vorsitzender des Vereins der Münchner Bauernmärkte, bedauert, dass sich die Beschicker und sein Verein mit ihrem Antrag nicht durchsetzen konnten, will sich allerdings mit der Lage arrangieren. „Wir wollen alles Mögliche tun, um den alten Platz wieder zu etablieren.“ Er wünscht sich eine „Sondernutzung des Rad- und Gehweges” während des Marktbetriebes am Freitag zwischen 8.00 und 12.30 Uhr.
„Der jetzige Zustand ist nicht haltbar“, sagt der BA-Vorsitzende Josef Mögele (SPD). Der BA werde die Marktleute dabei unterstützen, sich mehr Platz zu verschaffen: „Als Sofortmaßnahme müssen die Stände anders aufgestellt werden.“ Der Anger indes, sei als Standort nicht zu halten gewesen. Juristisch dürfe er als Grünanlage nicht dauerhaft für den Marktbetrieb genutzt werden.