Der Platz zwischen Verkehrsmuseum und Bavariapark auf der Theresienhöhe ist groß. Sehr groß. Die Angst vor weiten öffentlichen Plätzen, die manche Menschen beim Anblick solcher Weite befällt, lässt sich dort gut nachvollziehen. „Platzangst“ oder Agoraphobie, die fälschlicherweise meist mit der Angst vor engen Räumen gleichgesetzt wird, musste am vorigen Samstagnachmittag jedoch bei niemandem aufkommen. Zum ersten Mal lebte der Platz. Trotz unbeständigen Wetters und einer Vielzahl von Veranstaltungen zum Stadtgeburtstag in der Innenstadt hatten viele Interessierte von der Schwanthalerhöhe und den angrenzenden Stadtteilen den Weg zum Bavariapark gefunden.
Das internationale Fest „Brücken bauen“ war der Clou der Stadtteiltage Schwanthalerhöhe, die der zuständige Bezirksausschuss (BA 8) seit Jahren veranstaltet. Kein anderes Fest drückt die multikulturelle Vielfalt des Viertels besser aus, als die Stadtteiltage. Tanzgruppen aus verschiedenen Kulturen stellten sie auf der Bühne zur Freude des Publikums dar. Bei Musik und Tanz gab es gute Stimmung. Äthiopische und tibetische Spezialitäten wurden ebenso angeboten wie bayerisches Bier und bayerische Schmankerl. Die Kinder feierten den Geburtstag auf ihre Weise. Sie erklommen die große Schnecke, das Werk eines amerikanischen Künstlers, vergnügten sich an der Mini-Halfpipe, einer Halbröhren-Sportanlage oder strengten ihren Grips beim Westend-Memory an.
Olga Alonso informierte an ihrem Stand über spanische Urlaubsziele. Als sie gegen Mittag kam, sei der Platz noch leer gewesen, erzählt sie. „Um 14 Uhr kamen plötzlich Leute und dann war alles in 30 Minuten voll“, wundert sie sich. Michaela Schüfer ist aus Sendling zum Internationalen Fest gekommen. Sie beobachtet interessiert die Tänze auf der Bühne. „Ich hoffe, hier einen schönen Nachmittag zu erleben“, so ihr Motiv für ihr Kommen. Einfach „Klasse“ findet Gunther Langhans das Fest. Ihm gefällt die Vielfalt. Deswegen wohnt er auch gern im Viertel.
Als „Danke-Schön“ an die Stadt für die Förderung der Kultur im Stadtteil will der Vorsitzende des Bezirksausschusses Schwanthalerhöhe, Ludwig Wörner (SPD), das Fest „Brücken bauen“ verstanden wissen. Auch der freut sich darüber, dass sich auf dem Platz „zum ersten Mal richtig was rührt”. Wörner: „Dafür ist er doch gedacht.“ Er findet es „toll”, dass eine große Münchner Brauerei Tische und Bänke aufgestellt hat. Mit Bedauern stellt der BA-Vorsteher indessen fest: „Schade, dass wir bayerische Tanzgruppe importieren mussten, weil wir selber keine mehr haben.“ Bei einem Gespräch mit Trachtlern musste er erfahren, dass die Tanzgruppen auch in anderen Stadtteilen an Auszehrung leiden. Wörner: „Ausländischen Gruppen geht es nicht anders.“ Die Jugend habe heute andere Interessen.
Der BA-Vorsitzende zieht eine positive Bilanz der Stadtteiltage. „Trotz schlechten Wetters hatten wir bei den Festen bis zu 1600 Besucher.“ Die Veranstaltungen seien gut angenommen worden. Wörner lässt keinen Zweifel daran, dass das Vorbereiten der Stadtteiltage viel Arbeit bedeutet. „Wir haben seit Januar daran gearbeitet.“ Sein Dank gelte Alexandra Fürstenhagen und Kira Kaslack für die Organisation.