Wer Kunst mag, kann sich freuen. Denn: 35 Künstler, Gestalter und Kunsthandwerker, die im Westend leben und arbeiten, werden von Freitag, 19. bis Sonntag, 21. März, wieder ihre Ateliers und Werkstätten öffnen. „Open Westend“ nennt sich das Forum, das heuer im neunten Jahr Besucherinnen und Besucher, auch von weither anzieht und durch seine Originalität von sich reden macht. Es wird unter anderem vom Kulturreferat der Stadt und vom Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) gefördert und unterstützt. Wie jedes Mal darf mit hochinteressanten Einblicken in die künstlerische Vielfalt des Viertels gerechnet werden. Die gilt gleichermaßen für Lesungen und Werkschauen, Theateraufführungen und Konzerte. Ein Straßenplan soll bei den Rundgängen helfen, Ateliers, Werkstätten und sonstige Veranstaltungsorte zu Fuß zu erreichen. Das „Open Westend“ ist Kult. Die Arbeitsstätten der Kreativen sind für drei Tage das Aushängeschild des „Künstlerviertels Westend“.
Das ist kein „Elfenbeinturm“, in dem sich Maler, Bildhauer, Fotografen, Designer, Gold- und Silberschmiede und andere Kunstschaffende verschanzen. Es ist die Gelegenheit, ihnen über die Schulter zu schauen, um das, was sie erdacht, gestaltet und geschaffen haben, zu bestaunen. Auf diese Weise ist es hervorragend gelungen, den Gedanken, Hemmschwellen vor Kunst und Künstlern abzubauen, in die Tat umzusetzen. Und bei einem größeren Publikum Lust auf Kunst zu wecken. Wobei das Erreichte den Künstlern noch nicht reicht. Sie wären allerdings keine Künstler, würden sie nicht nach den Sternen greifen. Das offizielle Foto fürs „9. open Westend“ zeigt deshalb drei lebende Künstler als Büsten in der Ruhmeshalle auf der Theresienhöhe. „Wir sind Künstler auf dem Weg in die Ruhmeshalle“, kommentieren die Malerin Anita Hühn, die Damasthandweberin Sylvia Wiechmann und der Maler Lothar Götter selbstbewusst die Selbstdarstellung der Westend-Künstler. Ihr Antrieb sei nicht der Ruhm. Aber: „Wir wollen zumindest von dem, was wir schaffen, leben können.“ Schließlich gingen sie nicht einem Hobby nach, so Lothar Götter. „Wir machen professionelle Kunst.“
Der Ruf des Westends als Quartier mit Atmosphäre und dem Charakter der Avantgarde habe viel mit „open westend“ zu tun. Da ist klar für die Künstler. Und Sylvia Wiechmann ergänzt: „Wir fördern den Stadtteil enorm.“ Die Leute identifizierten sich mit dem Viertel. Richtig sei indessen ebenfalls, dass das Viertel sich positiv auf die Arbeit von Künstlern auswirke. Wiechmann stellt trocken fest und bringt es damit auf den Punkt: „Wir sind das Westend!“ Die Künstler sehen aber auch die Schattenseiten deutlich, die sich ergeben haben, seit sich das Westend vom „Glasscherbenviertel“ zum „In-Stadtteil“ gemausert hat. Die Mieten seien unangenehm spürbar gestiegen.
Was das „open Westend“ angehe, da wollten jetzt „alle” mitmachen. Es sei jedoch ein Forum nur für Künstler aus dem Viertel. Ein Oganisationsteam aus 15 Kunstschaffenden hat viele Aufgaben unterschiedlichster Art übernommen, um das Ereignis auch in diesem Jahr zum Erfolg werden zu lassen. „Viele kleine Einfälle“, so Wiechmann, „ergeben ein Ganzes.“ Dahinter stehe viel Arbeit und ein Jahr sei schnell vorbei. Hinter „Kunst in der Kiste“ verbirgt sich die Idee, dass sich die Beteiligten mit einer Kiste, gefüllt mit „ihrer Kunst“, vorstellen. Alle Kisten sollen dann im Stadtteilbüro in der Westendstraße 87 gestapelt und ihr Inhalt vor die Leute gebracht werden. Das Büro ist auch der Punkt, um Esther Weigand zu treffen. Die wird Neugierige und Wissbegierige durchs Quartier führen und sie über die Kunst und das Kunsthandwerk des Westends informieren. „Tour 1“ wird „Kunst und Kunsthandwerk – im und um den Gewerbehof” vorstellen. „Tour 2“ zeigt „Traditionelle Wurzeln, Modernes Design – Rund um die Bergmannstraße“.
„Es gibt jedes Jahr was Neues und Spannendes.“ Das begeistert Sylvia Wiechmann an „open Westend“. Im vergangenen Jahr sei zum Beispiel eine Modenschau in St. Rupert „toll angekommen”. Heuer will der Künstler Andreas Eichlinger mit seiner Aktion „Guter Hirte“ das Publikum überraschen. Am Samstag, 20. März, 20.30 Uhr, wird das Tanztheater mit Winni Hauck das „Das Scheitern eines Traums“ im Multikulturellen Jugendzentrum aufführen. Musikalisch durch den Frühling zu wandern, dazu lädt Regine von Chossy in die Auferstehungskirche in der Gollierstraße 55 ein (Freitag, 19. März, 17.30 Uhr). Die aufgelassene Strobel Nähmaschinen Fabrik in der Heimeranstraße 68 soll am Freitag, 19. März, 19 Uhr, Schauplatz einer Werkschau der Frühjahrs- und Sommerkollektion von „Moma Li Design“ sein. Anita Hühn wird im Gewerbehof „Figuren in Landschaft”, das sind „Malereien auf Leinwand”, zeigen. Lothar Götter wird sein Atelier bis dahin in einen Frühlingswald, in dem ein Guckkasten überraschende Einblicke zulässt, verwandelt haben. Und Sylvia Wiechmann wird ein mittelalterliches Gurtband, genannt „Kruseler“, im Webstuhl haben, wenn der große Ansturm kommt. Auch das ist „open westend“ – experimentelle und traditionelle Kunst beißen sich nicht. Fürs „Jubiläums-open-Westend 2011“ jedenfalls wollen sich die Künstlerinnen und Künstler etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Weitere Informationen: www.openwestend.de