Veröffentlicht am 09.03.2010 09:53

Der Ampelmann – ein Politikum

Der Künstler Stefan Jherek Rusnak mit einem Modell des  grünen Ampelmannes. Er will sich trotz des Sinneswandels der CSU im BA Laim nicht entmutigen lassen. (Foto: tg)
Der Künstler Stefan Jherek Rusnak mit einem Modell des grünen Ampelmannes. Er will sich trotz des Sinneswandels der CSU im BA Laim nicht entmutigen lassen. (Foto: tg)
Der Künstler Stefan Jherek Rusnak mit einem Modell des grünen Ampelmannes. Er will sich trotz des Sinneswandels der CSU im BA Laim nicht entmutigen lassen. (Foto: tg)
Der Künstler Stefan Jherek Rusnak mit einem Modell des grünen Ampelmannes. Er will sich trotz des Sinneswandels der CSU im BA Laim nicht entmutigen lassen. (Foto: tg)
Der Künstler Stefan Jherek Rusnak mit einem Modell des grünen Ampelmannes. Er will sich trotz des Sinneswandels der CSU im BA Laim nicht entmutigen lassen. (Foto: tg)

Originalität und Freude an künstlerischen Experimenten sind nicht gerade das, was Laim auszeichnet. Das könnte sich ändern. Denn: Stefan Jherek Rusnak, Laimer Architekt und Künstler, will die Leute des Stadtteils darüber abstimmen lassen, ob sie auf dem Laimer Kreisel sein grünes Ampelmännchen sehen wollen. Er hat vor, die Figur an Ort und Stelle in Originalgröße aufzustellen. Jedoch nicht aus den von ihm vorgesehenen Werkstoffen, sondern aus Sperrholz gefertigt. Das Provisorium soll einen Eindruck davon vermitteln, wie das dreidimensionale übergroß geratene positive Verkehrszeichen als ein Werk der Popart tatsächlich aussehen wird. Später könnten sich die Laimerinnen und Laimer, meint Rusnak, gegenüber den Gremien der Stadt und des Stadtteils äußern. Ihnen fiele quasi eine Vorreiterrolle bei einem demokratischen Votum über das Kunstwerk zu. Das jedenfalls schlug der Künstler bei der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses Laim (BA 25) dem Gremium vor. Rusnak: „Ich möchte basisdemokratisch abstimmen lassen.”

Kunstkommisson gab grünes Licht

Vor einem Jahr hatte der Künstler dem BA seinen Einfall präsentiert, den unattraktiven Kreisel am S-Bahnhof Laim durch das zwei Meter hohe Verkehrszeichen, das Aufbruch und Vorwärtsstreben signalisiert, zu beleben. Die Reaktion der Lokalparlamentarier war einhellig: Sie stimmten zu und schienen begeistert. Rusnak wurde gebeten, die nötigen Schritte zu unternehmen, um dieses originelle Projekt Wirklichkeit werden zu lassen. Die Kunstkommission der Stadt gab geradezu symbolisch grünes Licht für das zumindest „temporäre“ – das heißt zeitweilige – Aufstellen des Ampelmännchens.

Rusnak hat von Sponsoren mittlerweile finanzielle und geldwerte Zusagen in Höhe von 21.000 Euro. Rund 50.000 Euro soll es kosten, das Werk zu verwirklichen. Doch sein Zeichen zum Aufbruch gerät immer mehr zum Politikum. Laims CSU stört sich neuerdings an dem „Symbol der DDR-Nostalgiker“. Sie vermisst einen Bezug zu Laim. Peter Stöckle, Vorsitzender der CSU-Fraktion im BA, schlägt jetzt im Namen seiner Fraktion vor, statt des Ampelmännchens eine ausgediente Dampflok am Kreisel aufzustellen. Das entspreche, anders als Rusnaks „Ostsymbol”, der Geschichte Laims als „Eisenbahner-Stadtteil“. Doch auch der Einfall ist keineswegs soweit gediehen, dass er in die Tat umgesetzt werden könnte. Peter Stöckle: „Die Situation ist noch nicht reif. Das ist alles noch nicht eindeutig geklärt.“

„Massiver Block”

Mit den Worten: „Der Ampelmann will etwas sagen“, erteilte der BA-Vorsteher bei der jüngsten Sitzung des Gremiums dem Künstler das Wort. Der nahm die Chance war, sich kritisch zur Dampflok zu äußern. Rusnak: „Es ist städtebaulich gesehen, keine besonders gelungene Idee, einen so massiven Block dorthin zu stellen.“ Ein solcher Platz lebe von Sichtverbindungen. Rusnak kündigte an, er werde für sein Projekt einen Spendenaufruf starten. Sowohl das Kulturreferat als auch der BA hatten ihm dazu geraten, selbst Sponsoren zu suchen, „weil kein Geld da ist”. Seine Frage, ob der BA dafür ein Spendenkonto führen könne, beantwortete Mögele mit einem klaren: „Nein!”. Und ergänzte: „Das dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht. So etwas müsste die Stadt beschließen.“

Es sei keine gute Zeit für ein derartiges Vorhaben am Laimer Kreisel, meinte Doris Lindner von der FDP. „Die Tram führt genau durch den Kreisel, deshalb können wir jetzt noch nichts entscheiden.“ Der Kreisel werde von der Tram wahrscheinlich nicht tangiert, vermutet Martha Mertens, die SPD-Fraktionsvorsitzende. Doch auch sie verhält sich abwartend. „Wir brauchen noch weitere Informationen und Unterlagen“. Das Projekt werde von der SPD nicht ausgebremst, betonte sie bei einem Gespräch außerhalb des BA. Es habe sich jedoch innerhalb ihrer Fraktion noch keine einheitliche Meinung gebildet: „Auch, weil noch nichts spruchreif ist.“ Der Künstler solle sich weiter bemühen, so die SPD.

„Verlieren Sie nicht den Mut”

Einzig die Grünen stärken Rusnak den Rücken. Ihr Fraktionssprecher Ingo Benn erklärt: „Wir sind für das Ampelmännchen. Auch wegen der Farbe.“ Er könne nachvollziehen, dass ein solch massiver Block wie eine Dampflok die Sichtachsen und die Platzsituation am Kreisel beeinträchtigen würde. Benn: „Verlieren Sie nicht den Mut und machen Sie weiter. Wir versuchen Sie, so gut wie möglich zu unterstützen.“ Rusnak, der auf das anfänglich zustimmende Echo hin, versucht hatte, „den Wagen ins Rollen zu bringen“, kann den Stimmungsumschwung innerhalb des Bezirksparlaments nicht nachvollziehen. Er meint: „Ich denke, ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, wer vom BA Laim auf meiner Seite steht und gewillt ist, mich zu unterstützen, alles andere wäre schlechter Stil.“ Auch um Klarheit zu bekommen, plane er die Simulation.

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