Veröffentlicht am 27.07.2010 14:15

Raus aus dem Schatten

„Das Gebäude ist zwar prägnant, aber man kann von außen nicht erkennen, was sich innen befindet.” Alexander Thurn, Lidl-Immobilienleiter (Foto: ls)
„Das Gebäude ist zwar prägnant, aber man kann von außen nicht erkennen, was sich innen befindet.” Alexander Thurn, Lidl-Immobilienleiter (Foto: ls)
„Das Gebäude ist zwar prägnant, aber man kann von außen nicht erkennen, was sich innen befindet.” Alexander Thurn, Lidl-Immobilienleiter (Foto: ls)
„Das Gebäude ist zwar prägnant, aber man kann von außen nicht erkennen, was sich innen befindet.” Alexander Thurn, Lidl-Immobilienleiter (Foto: ls)
„Das Gebäude ist zwar prägnant, aber man kann von außen nicht erkennen, was sich innen befindet.” Alexander Thurn, Lidl-Immobilienleiter (Foto: ls)

Nach gut zweieinhalb Jahren Bauzeit ist das Verkehrs-, Dienstleistungs- und Handelszentrum des Zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) an der Hackerbrücke mit insgesamt 25.000 Quadratmetern Gewerbe- und Bürofläche im September des vergangenen Jahres eröffnet worden. Realisiert hat das Projekt die HOCHTIEF Projektentwicklung GmbH in Zusammenarbeit mit der Stadt München. Die ZOB-Passage biete vielfältige Einkaufsmöglichkeiten für Alltag, Reise und Lifestyle sowie jede Menge Kulinarisches.

Der Werbe-Spiegel im Gespräch mit Bernd Kornmayer (dm-Gebietsverantwortlicher), Peter Beier (Geschäftsführer Hair Connect), Alexander Thurn (Lidl-Immobilienleiter), Ingo Faust (Gebietsleiter Vapiano SE für München und Augsburg), Fritz Kloiber (Abteilungsleiter Rot Kreuz Betriebe, Kreisverband München) und Dr. Peter Behrbohm (Abteilungsleiter Entwicklung, Projekte, Unternehmenskommunikation, Bayerisches Rotes Kreuz, Kreisverband München).

Werbe-Spiegel: Der ZOB wurde im vergangenen Jahr eröffnet. Wie lautet rückblickend Ihr erstes Resümee?

Bernd Kornmayer: Der Zentrale Omnibusbahnhof ist ein sehr schöner Standort, der leider noch nicht ausreichend bekannt ist. Die Wenigsten wissen, dass es hier auch eine Einkaufspassage gibt. Dabei ist die Lage optimal: Laut Zahlenmessungen bewegen sich an der Hackerbrücke rund 40.000 Menschen. Doch momentan können wir davon nicht ausreichend profitieren. Natürlich wissen wir, dass es sich hier um einen neuen Standort handelt. Das heißt, die Einkaufswege der Leute müssen sich erst noch verändern, damit sie etwas Neues entdecken können.

Peter Beier: Das Umfeld des ZOB mit vielen Büros und Firmen hat mich dazu bewogen, hier eine weitere Frisör- Filiale zu eröffnen. Wir arbeiten in einem qualitativ hochwertigen Bereich. Und es gibt ausreichend Kundenbedarf. Wir haben hier einen Standort gefunden, an dem wir sehr schnell wachsen durften – so schnell wie an keinem anderen Standort in München –, aber im Moment aufgrund des fehlenden Bekanntheitsgrads des ZOB auf der Stelle treten. Unser Frisörgeschäft wird sehr gut angenommen, wir konnten sehr viele Stammkunden generieren. Deshalb ist unser Ziel, den ZOB als Dienstleistungszentrum weiter auszubauen. Wir sind uns alle einig, dass der Standort hervorragend ist. Gerade im Hinblick auf die großen Freiflächen und das Ambiente des Objektes. Zudem können die Leute hier ihre Freizeit verbringen. Im ZOB befindet sich eine der größten Diskotheken Münchens. Wenn wir es schaffen, unsere Vorstellungen zu verfeinern, haben wir im ZOB auf Jahre hinaus einen Standort, der sehr interessant sein wird.

Alexander Thurn: Wir sind mit dem Standort langsam zufrieden. Langsam deshalb, weil sich viele Kunden zu Beginn darüber beschwert haben, dass sie nicht gebührenfrei parken konnten. Dieses Problem haben wir gemeinsam gelöst, die Kunden können jetzt ab einem Mindesteinkaufswert von zehn Euro eine Stunde kostenfrei parken. Dadurch haben wir noch einmal einen richtigen Schub bekommen. Wir haben kürzlich eine Kundenbefragung durchgeführt und festgestellt, dass der Bekanntheitsgrad des ZOB noch nicht so weit reicht wie es eigentlich sein müsste. Vielen Leuten im Umfeld ist gar nicht bewusst, welche Qualität sich im ZOB befindet. Wenn die Leute aber erst einmal wissen, dass man im ZOB gut einkaufen und gut essen kann, dass es einen Lebensmittel- und Drogeriemarkt, eine Apotheke und viele Dienstleister gibt, dann kommen sie auch wieder. Uns fehlt einfach der Bekanntheitsgrad – über die direkte Umgebung hinaus.

Ingo Faust: Wir haben diesen Standort gewählt, weil wir sehr zukunftsträchtig und langfristig denken. Gerade was den Businesslunch angeht gibt es hier einen starken Branchenmix. Dafür haben wir hier ein sehr gutes Umfeld, nicht nur im ZOB selbst sondern auch in der näheren Umgebung. Das Mittagsgeschäft und mittlerweile auch das Abendgeschäft laufen sehr gut. Auch wir bieten unseren Gästen an, eine Stunde frei zu parken. Das wird gerade am Abend geschätzt. Mittlerweile sind wir sehr glücklich, dass wir hier sind. Wir haben hier ein sehr schönes Restaurant, gerade was die Architektur und das Ambiente betrifft. Der Blick aus unserem Restaurant ist in München eigentlich kaum zu toppen.

Das Münchner Rote Kreuz ist der Betreiber des Zentralen Omnibusbahnhofs. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Fritz Kloiber: Wir sind zufrieden mit der Geschäftsentwicklung. Der ZOB gilt als dritte Verkehrsdrehscheibe in München – nach Flughafen und Hauptbahnhof. Wir haben einen schönen Standort und arbeiten alle gemeinsam daran, dass sich dies auch umsatzmäßig niederschlägt. Im Rahmen unserer Erwartungen sind wir im unteren Bereich. In Schulnoten gesprochen: ausreichend zufrieden. Wir brauchen noch mehr Kunden und mehr Bekanntheit. Auch wir als Betreiber des Busbahnhofs profitieren davon, wenn die Handelsebene bekannter wird.

Peter Behrbohm: Obwohl wir hier am ZOB natürlich gewerbliche Zwecke verfolgen, darf man nicht vergessen, dass es in erster Linie um den guten Zweck geht: Die Überschüsse, die wir erwirtschaften, kommen der Finanzierung sozialer Aufgaben des Münchner Roten Kreuzes zu Gute. Deshalb haben wir ein ganz starkes Interesse daran, dass der Standort gut läuft. Wir schauen durchaus optimistisch in die Zukunft.

Sie haben es schon angesprochen, die Kunden können im ZOB eine Stunde lang kostenlos parken. Wie wichtig war diese Veränderung?

Faust: Die Parksituation war sehr entscheidend und extrem wichtig. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir uns in der Innenstadt befinden. Für die Kunden ist das einfach praktisch und sonst in München kaum gegeben.

Warum wird der ZOB als Nahversorgungszentrum kaum wahrgenommen?

Beier: Wir haben hier einen ganz tollen, futuristischen Bau, der allerdings von der Arnulfstraße nicht zu sehen ist. Wir sind nur sichtbar seitens der vorbeireisenden Zug- und S-Bahn-Gäste und vielleicht noch von der Hackerbrücke. Daran arbeiten wir und es ist schon einiges passiert: Die Parkplätze sind besser ausgewiesen und auch die Ladenpassage ist von der Hackerbrücke aus besser sichtbar. Wenn dann auch die Bauarbeiten in der näheren Umgebung beendet sind, werden uns die Leute besser wahrnehmen.

Kornmayer: Der Zentrale Omnibusbahnhof wird zum einen in der Öffentlichkeit als Bahnhof wahrgenommen – und nicht als Einkaufszentrum. Zum anderen ist der ZOB nach außen nicht auffällig genug als Einkaufspassage dargestellt worden. Daher haben wir mittlerweile Einiges verändert. Mit jeder Veränderung sieht man, dass mehr Kunden kommen. Der Standort leidet einfach darunter, dass die Leute nicht wissen, dass man hier einkaufen kann.

Beier: Was uns fehlt, sind die Kunden aus dem näheren Umfeld der Wohngebiete.

Welche Ideen haben Sie für die Zukunft?

Beier: Der Markenname ZOB als solcher muss sich in den nächsten Jahren noch entwickeln. Als Geschäftsmann weiß man natürlich, dass man zu Beginn immer ein gewisses Durchhaltvermögen braucht, bis die entsprechende Kundenfrequenz erreicht ist. Da sind wir auf einem guten Weg. Obwohl wir unterschiedliche Zielgruppen haben, kann jeder von jedem profitieren. Wichtig ist, dass die Leute den Namen ZOB auch als Dienstleistungszentrum wahrnehmen.

Thurn: Das Gebäude ist zwar prägnant, aber man kann von außen nicht erkennen, was sich innen befindet. Deshalb werden wir weiter zusammen daran arbeiten, den Standort noch attraktiver zu machen.

Faust: Grundsätzlich ist einfach wichtig, die Popularität des ZOB zu steigern.

Kloiber: Wir würden uns wünschen, dass der ZOB als Busbahnhof mehr Exklusivstatus bekommt. Es gibt in München noch zu viele Parkmöglichkeiten für Busse, die alle kostenfrei sind, zum Beispiel am Altstadtring, am Deutschen Museum und illegal auch hier am Arnulfpark. Dies führt dazu, dass die Busse dort parken. Damit steigen auch die Leute dort aus, die sonst dem ZOB zugute kommen würden. Da hätten wir gerne mehr Unterstützung von Seiten der Stadt.

Beier: Die Stadt München lässt nach wie vor zu, dass in der Innenstadt wild geparkt werden darf. Somit wird der ZOB weniger angefahren. Im Grunde ist es doch so, dass der Kunde nach einfachen und bequemen Einkaufsmöglichkeiten sucht, wenn möglich noch mit einem breiten Spektrum. Und genau das ist im ZOB gegeben.

Kornmayer: Wir wollen uns als Marke ZOB etablieren, damit wir nicht nur ein Schattendasein zwischen Flughafen und Hauptbahnhof führen.

Der ZOB soll einen exklusiveren Status bekommen. Was ist in diesem Zusammenhang zu tun?

Kloiber: Vor allem müssen von Seiten der Stadt klarere Aussagen an die Busgesellschaften kommen, damit der ZOB angefahren wird. Die momentan bestehenden Parkmöglichkeiten, die zum Teil sehr unfallträchtig sind, müssten zurückgebaut werden, sofern das geht. Beziehungsweise müssten die bestehenden Parkmöglichkeiten kostenpflichtig werden. Ansonsten kann kein fairer Wettbewerb stattfinden. Denn wir können definitiv nicht mit kostenfreien Plätzen konkurrieren. Aber ich möchte noch einmal betonen, dass wir trotzdem sehr positiv in die Zukunft schauen. Der Zentrale Omninusbahnhof ist eine wunderbare dritte Verkehrsdrehscheibe, die viel Geld gekostet hat, und sowohl für Busse als auch für PKW sehr günstige Parkmöglichkeiten bietet.

Wie sieht es mit längeren Öffnungszeiten aus?

Behrbohm: Der ZOB wurde als Verkehrsdrehscheibe konzipiert. Daher kann es nicht sein, dass dieser Standort benachteiligt wird, gerade was die Öffnungszeiten der Geschäfte betrifft. Sowohl die Läden im Flughafen als auch im Hauptbahnhof dürfen nach 20 Uhr und am Sonntag geöffnet sein. Das hätten wir auch gerne für den ZOB. Dabei unterstützt uns der Oberbürgermeister, der an die Bayerische Staatsregierung einen Brief geschrieben hat mit der Bitte, hier am ZOB eine entsprechende Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Das Ganze ist im Grunde aber auf dem Verwaltungsweg versandet. Es gibt allerdings eine vage Zusage, dass im Herbst 2010 möglicherweise eine Entscheidung getroffen wird.

Thurn : Für die Attraktivität des ZOB wäre das natürlich gut. Gerade der Sonntag ist ein Thema. Grundsätzlich ist aber wichtig, dass die Busse den ZOB anfahren. Die Leute könnten sich dann hier versorgen und man würde den Verkehr aus anderen, schwierigen Punkten der Stadt herausziehen.

Kornmayer: Die längeren Öffnungszeiten, gerade der Sonntag, wäre auch für die Kunden, die in der näheren Umgebung wohnen, von Vorteil. Dadurch würde der ZOB zu einem wirklich exklusiven Standort werden.

Beier: OB Ude hat den ZOB in seiner damaligen Eröffnungsrede als modernsten europäischen Busbahnhof präsentiert mit dem Wunsch, dass sich andere Städte an München orientieren. Wenn man hört, dass in Berlin mittlerweile der zweite Busbahnhof eröffnet wird, merkt man, dass Bedarf da ist. Wir können hier einen schicken Standort entwickeln. Das ist eine Chance, die die Stadt München nach außen transportieren kann – zum Beispiel über das Tourismusamt. Der Standort bietet so viele Möglichkeiten, die im Moment noch gar nicht genutzt werden.

Was macht den ZOB als Standort so attraktiv?

Kornmayer: Der ZOB ist ein schöner und attraktiver Einkaufsort mit einem guten Branchenmix – von Lebensmittel, Drogerie und Apotheke bis hin zu Friseur und Restaurants. Hier gibt es fast alles, was man für den täglichen Bedarf braucht. Der ZOB ist im Grunde ein Nahversorgerzentrum.

Thurn: Wir alle sind vom Standort überzeugt. Es müssen aber noch Dinge angepackt werden, damit es so wird, wie alle Beteiligten geplant haben. Von großem Vorteil ist, dass der ZOB sehr zentral liegt und praktisch von allen Seiten und mit allen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Sie bekommen hier von A bis Z alles für den täglichen Bedarf. Oder wie wir es in unserem Werbespruch ausdrücken: von A bis ZOB.

Beier: Viele Dinge müssen sich erst entwickeln. Wer einmal hier war und gespürt hat, welche Themen hier angeboten werden, der ist auch begeistert. Und das zu Recht!

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